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Palais F*luxx

Online-Magazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre

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Macht doch, was ihr wollt!

Jeden zweiten Mittwoch stellen wir Euch eine Frau vor, die ihr Leben umgekrempelt hat
oder mittendrin ist in der Veränderung

Heute: Peggy Patzschke

Hat von einem erfahrenen Segler den Rat verinnerlicht, nicht rückwärts zu schauen. Das macht nur seekrank: Peggy Patzschke
Foto: Katrin Lantzsch

Heftige Stürme und verflixte Flaute – Moderatorin und Buchautorin Peggy Patzschke segelt noch immer optimistisch durchs Leben, obwohl sie mehr als einmal zu kentern drohte. Was sie mit einer Perlmuschel gemeinsam hat und warum sie den weisen Rat eines Weltumseglers besonders schätzt, erzählt sie uns im Interview.

Name: Peggy Patzschke
Alter: 51 Jahre
Beruf: Fernsehmoderatorin, Podcasterin, Buchautorin
Wohnt in: Leipzig
Motto: Angst aus. Mut an.

Was beschäftigt Dich zurzeit am meisten?
Ich denke darüber nach, wie wir „Mensch“ und uns treu bleiben können in dieser verrückten Zeit. Dabei müssen wir uns gegenseitig helfen, denn Angst ist ansteckend. Mut aber auch.

Wie empfindest Du Deine derzeitige Lebensphase?
Nach ein paar sehr atemlosen Jahren finde ich mein Leben gerade wieder extrem spannend. Denn es wird mit Sicherheit viel passieren und ich habe noch tausend Ideen. Deshalb wäre es günstig, wenn ich 100 werde.

Erzähl uns mehr von Dir …
Ich wollte schon als Kind zum Radio und am Mischpult stehen, um morgens diejenige zu sein, die Menschen übers Radio weckt. So ist’s auch gekommen, und gleichzeitig verhalf mir der Job in einem Selbstfahrerstudio, also einem Studio, indem du alles selbst machst, dazu, die Musik auflegen zu können, die ich selbst mochte. In der Zeit hatte ich nie das Gefühl, für Geld arbeiten zu müssen. Im Gegenteil: Es machte so viel Spaß, dass ich wohl eher welches hätte bezahlen müssen! Nach dem Radio kamen viele Jahre beim Fernsehen. Vor und hinter den Kulissen, mal Aktuelles, mal Unterhaltung. Nebenher eine Ausbildung im Drehbuchschreiben, ich hab‘ Bühnenshows konzipiert, Bücher geschrieben, hatte Jobs als Synchronstimme. Schließlich der Spagat zwischen Mama-Sein, Medien und weiteren Träumen.

Gab es Rückschläge?
Allerdings. Ohne es bemerkt zu haben, schmeckte mein Leben Ü40 plötzlich schal. Ich war an diesem Punkt „Viel erreicht, vielem verpflichtet, im Leben eingerichtet. Und das war‘s?“ Ich pflegte Angehörige. Verlor mein zweites Kind und meine beste Freundin. Das brachte mich schließlich komplett aus dem Tritt.  

Wie hast Du das überstanden?
Ich nahm mir eine Auszeit – entgegen aller Ratschläge und trotz finanzieller Alleinverantwortung als Mutter. Ich suchte Antworten und Gott, traf spannende Persönlichkeiten und begann irgendwann damit, nicht nur mir, sondern auch anderen Menschen Lebensfragen zu stellen, auch Prominenten – also denen, bei denen man immer denkt, alles läuft glatt. Aus dieser privaten Suche entstand ein beruflicher Neuanfang. Ich machte eine zusätzliche Ausbildung zur Seelsorgerin, half im Hospiz, gab Projekte ab und suchte mir neue.

Zum Beispiel?
Ich habe ein Buch über die Erfolgsformeln von Prominenten in Krisen geschrieben, von Walter Kohl bis Auma Obama. Das Muschelprinzip”. Danach habe ich Vortrags- und Lesereihen veranstaltet und talke dazu nun wöchentlich auf meinem YouTube-Kanal, außerdem im Radio in der Reihe LIFE PUNK. Ich befrage jetzt also öffentlich Menschen, die sich neu erfunden haben und natürlich jede Menge Tipps parat haben, die sie verschenken möchten. Auf diese Weise gebe ich das zurück, was auch mich in meiner schwersten Zeit wieder aufgerichtet hat.

Was treibt Dich an?
Meine Liebe zu Menschen und ein durch meine Kindheit vermutlich sehr früh gewachsener Wunsch, anderen dabei zu helfen, „heil“ zu bleiben. Man muss die eigene Schönheit und Kraft erkennen, um Macher statt Opfer zu sein. Ich empfinde es durchaus als meinen größten Erfolg, dass ich heftige Zeiten überlebt, aber immer noch mein Lächeln habe und nach wie vor neugierig durchs Leben gehe.

Was rätst Du Frauen, die sich in der Mitte des Lebens neu aufstellen?
Verschwende keine Zeit mit Zweifeln oder Zögern. Schau auf all das, was Du geschafft hast und halte es wie die Perlmuschel: Mach aus einer alten Störung einen neuen Schatz. Sei so glücklich, wie Du nur kannst. Time is honey!

Was hattest Du früher an Dir auszusetzen?
Ich habe lange mit der Intensität meiner Gefühle gehadert. Sensibilität war nichts, was ich als kostbar oder gar Stärke empfand. Ich wollte lieber so werden wie diese extrem coolen Zeitgenossinnen. Bis ich erkannte, dass ich beides bin: zart und zäh. Heute mag ich mich genauso, wie ich bin.

Was empfindest Du heute anders als noch vor 20/30 Jahren?
Ich fühle mich bei mir angekommen und weiß jetzt, dass ich alles schaffen kann. Aber auch mein Blick auf die Welt hat sich verändert: Ganz aktuell vermisse ich die Leichtigkeit und Lebensfreude der 80er und 90er. Außerdem eine gewisse Verbindlichkeit unter den Menschen. Ich schätze aber auch die wachsende Achtsamkeit für die Zerbrechlichkeit unserer Welt. In diesem Zusammenhang können wir gerade viel von der Jugend lernen.    

Dein Rat an Dein früheres Ich?
Mach Dir nicht so viele Gedanken. Du bist stark und wunderbar.

Ohne was gehst Du nie aus dem Haus?
Ich trage immer den Glücksbringer meiner schlesischen Großmutter bei mir, einer wunderbaren, starken und gleichzeitig zärtlichen Frau.

Welchen Rat Deiner Gäste wirst Du nie vergessen?
Den Rat eines Weltumseglers für heftige Stürme im Leben oder an Bord: „Niemals rückwärts schauen, das macht nur seekrank.“

Vielen Dank!

Das Interview führte Gerlind Hector, die ebenfalls einen Glückbringer ihrer schlesischen Oma in Ehren hält, deren Name verrückterweise auch mit „…schke“ endet. Das Gespräch mit Peggy hat sie tief beeindruckt und ihr in Erinnerung gerufen, worauf es wirklich im Leben ankommt: die Liebe und das Leben! Nicht der teure Sprit oder die lange Schlange bei der Post – in der sie ab jetzt nicht mehr schimpft, sondern „Das Muschelprinzip“ liest.


Peggy Patzschkes YouTube-Kanal und Peggy auf Instagram

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