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Palais F*luxx

Online-Magazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre

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Echt jetzt, Spiegel?!

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Was Helmut Kohl für die Wiedervereinigung ist die Kanzlerin Merkel für uns Frauen. Der Beweis, dass etwas, das von vielen als unwahrscheinlich eingestuft wurde, möglich ist. In Merkels Fall die Kanzlerschaft einer Frau.

Und trotzdem: Auf 34 Seiten im Spiegel über Angela Merkel diese Woche kommt gerade mal eine Spiegel-Redakteurin zu Wort, Susanne Beyer. Sie ordnet ein, wie sich unter Merkel das Land verändert hat und schreibt über „Merkels Emotionen“. Alice Schwarzer gibt auf drei Seiten ein Interview zu der Frage, wie Merkel weibliche Macht geprägt hat. Außerdem drei Zitate von ehemaligen Premierministerinnen. Zusammen auf sieben Seiten. Insgesamt 12 Männer, darunter vier Spiegel-Redakteure, Horst Seehofer, Edmund Stoiber und ein politischer Weggefährte im Interview plus fünf ehemalige Premiers lassen sich auf 25 Textseiten über die Kanzlerin aus und ordnen ihr Tun im politischen Weltzusammenhang ein. Dazu zur Eröffnung der Sonderseiten die Überschrift „Fast eine große Kanzlerin“ und für das Titelbild: „16 Jahre Angela Merkel – Geschafft.“. „Geschafft“ ist in diesem Zusammenhang ein Wort, das sich vielerlei Richtungen deuten lässt, aber nur in eine freundlich.

Ich habe Angela Merkel nie gewählt, tu es nicht und hätte es wohl auch nie getan und bis auf wenige Ausnahmen kann ich mit ihrer Politik nichts anfangen. Diese Arroganz aber, mit der im Trockenen sitzende männliche Ködelpupser sich erheben, um 16 Jahre Arbeit, die von einer Vielzahl an Krisen und Herausforderungen gekennzeichnet war, die weder ein Helmut Kohl, ein Helmut Schmidt noch ein Gerhard Schröder lösen mussten, mit „Geschafft.“ und „Fast eine große Kanzlerin“ abzuwatschen, raubt mir den Atem. #IchHabeEsSatt

Vielleicht müssten wir Frauen uns an einem solchen Punkt verweigern. Vielleicht sollten wir sagen: Wir bekommen die Hälfte des Platzes und der gewichtigen Themen oder wir sind nicht dabei. Eine solche Geschichte ohne weibliche Journalistinnen zu produzieren, kann sich heute kein Medium mehr leisten. Diese Feigenblatt-Taktik aber ist einfach nur beschämend.

Silke Burmester

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