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Palais F*luxx

Online-Magazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre

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Suite Suzette

HOT MAMA

Suzette Oh – unsere Kolumnistin weiß, was sie möchte. Jeden zweiten Donnerstag besuchen wir sie in ihrem Boudoir und lauschen ihrem Bettgeflüster.

Ich bin regelmäßig von Diskussionen genervt, die sich darum drehen, was eine Frau in welchem Alter darf oder nicht darf. Und um es gleich klar zu sagen: Je älter die Frau, desto weniger will ihr die Gesellschaft an Freiheiten zugestehen. Ganz besonders, wenn es um Sex und Erotik geht.

Neulich las ich in einem Klatschmagazin genau dazu eine Kolumne. Gezeigt wurde Superstar Madonna, die es mit 63 wagte, sich halbnackt in offenherzigem BH, Netzstrümpfen und knappem String zu zeigen. Was heftige Diskussionen, auch im Netz, nach sich zog. Erinnern wir uns, die Sängerin hat schon vor 30 Jahren gerne blankgezogen und mit ihrer Erotik gespielt. Ich fand es damals mega und heute noch genauso.

Was soll daran falsch sein, wenn eine ältere Frau sich wohl in ihrer Haut fühlt, immer noch als Cougar unterwegs ist, heiße, junge Typen aufreißt und Spaß an ihrem Körper hat? Nix, gar nix ist daran falsch. Und so uninteressant ich Heidi Klum finde, so verbitte ich mir doch jeden Einwand, in ihrem Alter – knackige 48 – dürfe sie keine tiefen Ausschnitte und kurzen Kleider mehr tragen. Und überhaupt sei auf ihrem Insta-Kanal zu viel Nacktheit und Sex zu sehen. Pah! Von mir aus darf Heidi alles zeigen, solange sie dazu Bock hat und es selbstbestimmt ist.

Das öffentliche Bild, dass sich Frauen jenseits einer gewissen Altersgrenze anscheinend am besten wegschließen und zumindest doch bitte züchtig verhüllen sollen, ist einengend und überholt. Die Tatsache, dass hot Mamas wie Madonna und Heidi Klum Spaß am Sex haben, ist auch in diesem Jahrhundert anscheinend immer noch nicht gesellschaftsfähig. Puh.

Sexuelle Freiheit im Paralleluniversum

Da lobe ich mir doch die große Freiheit in hedonistischen, sex-positiven Clubs. Vor einigen Jahren, als ich noch in Berlin lebte, traf ich die wundervollsten Frauen dort, die sich einfach alles erlaubten und dafür von den Kerlen vor Ort richtig hart gefeiert wurden. Dass in dieser libertären Parallelwelt einfach alle Frauen sein durften, wie sie waren – jung, alt, dünn, curvy, black usw. –, fand ich einfach wundervoll und gab mir ein immenses Gefühl innerer Freiheit. Damals traf ich auch Renate, die mit 61 zum ersten Mal auf einer Erotik-Party war, nachdem sie Monate mit sich gekämpft hatte, ob sie sich das erlauben könnte. Sie war eine Frau wie so viele von uns, kein Supermodel, aber lebenshungrig, mit sich im Reinen und neugierig darauf, was die Welt erotisch noch für sie bereit- hielt. Ich will es mal so sagen: Sie stand nicht lange mit ihrem Wein am Tresen und ich hatte nicht den Eindruck, dass ihr Alter in irgendeiner Form eine Rolle spielte. Niemand fand sie hier peinlich, aus der Rolle fallend oder was auch immer älteren sexuell aktiven Frauen gerne nachgesagt wird.

Ich glaube ja eher, dass die lautesten Unken eher Angst vor den Frauen haben, die sich im Leben nehmen, was sie wollen. Die laut, ruchlos, kinky sind und sich über alle gesellschaftlichen Einschränkungen hinwegsetzen. Nicht Madonna in heißer Unterwäsche ist das Problem, sondern die Engstirnigkeit einer Gesellschaft, die Frauen immer noch klein halten möchte und das besonders gerne über Altersdiskriminierung tut.

P.S.: Bei Pornos ist die beliebteste Kategorie übrigens die, wo MILFS („Mothers I like to fuck“ – es geht also um ältere Frauen) beglückt werden. Vielleicht können wir ja doch noch was aus dieser Welt lernen.


Suzette Oh ist im besten Alter, um die richtige in Theorie und Praxis erfahrene Sexpertin für uns zu sein. Tatsächlich hört sie außerhalb der gedämmten Wände auf einen anderen Namen, möchte aber auch weiterhin die Bestellung für ihre Schwarzwälderkirschtorte zum Geburtstag aufgeben, ohne dass die Verkäuferin kreischt: „Ich kenn Sie! Sie sind die tolle Sex-Kolumnistin!“
Wer jetzt schnell mehr von ihr lesen möchte, klickt auf die Links. Suzette Oh hat nämlich bereits aussagekräftige Bücher veröffentlicht, als da wären ihr „Pussy Diary“ und ihre erotische Phantasien in Bezug auf das Erben eines Hauses. Bzw. ein Hotel der Lust.
Suzette Oh auf Instagram

Illustration: Katharina Gschwendtner

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