Suite Suzette
Länger leben Dank der neuen Orgasmusformel!
Neulich telefonierte ich mit einer Freundin. Mir fiel auf, wie schlecht sie drauf war. Schon bei unserem vorherigen Telefonat hatte sie eine verdammt kurze Zündschnur gehabt und sich über alles aufgeregt. Als ich sie fragte, was eigentlich mit ihr los sei, druckste sie erst rum. Schließlich gestand sie mir, dass sie einen Monat auf Sex und Selbstbefriedigung verzichten würde. What?! Dass Menschen zu Anfang des Jahres einen Monat keinen Alkohol trinken, auf Fleisch verzichten, das Rauchen einstellen oder sich zu Sport antreiben, kennt man ja, aber dass es nun auch eine Challenge um einen sexfreien Monat gab, war mir neu.
Sexloser Februar
Eine Bekannte von ihr praktizierte die sexlosen Februare schon seit einigen Jahren und hatte sie überredet, doch einfach mal mitzumachen. Ziel soll es dabei sein, sich wieder stärker für die eigene Erotik zu sensibilisieren. Nun kenne ich natürlich meine Freundin aus dem Effeff und wusste, dass sie normalerweise Sex und Selbstbefriedigung als Patentmittel gegen jegliche Widrigkeiten des Lebens einsetzt. Wenn sie Stress hat, holt sie den Womanizer raus, bei Schlafstörungen legt sie sofort Hand an, stellen sich die monatlichen Depressionen vor den Tagen ein, greift sie zu einem weiteren Sex-Toy. Sie gestand denn auch kleinlaut, dass ihre sexlose Zeit ihr Leben ruiniere. Sie habe schlaflose Nächte, bei Stress schlage sie jetzt auf ein Kissen ein, ohne den gleichen Entspannungseffekt zu spüren wie beim Sex. Überhaupt sei sie generell gereizter und frustrierter und würde bei der kleinsten Kleinigkeit unter die Decke gehen. Worauf ich erwiderte: Wie wäre es einfach, mit dem sexlosen Quatsch aufzuhören?
Um ihr das Gefühl des Versagens zu nehmen so nach dem Motto, ich kann noch nicht mal so etwas einen Monat durchziehen, erzählte ich ihr von einer sehr interessanten Studie. Zwar wurde sie nur in Wales unter Männern zwischen 45 und 59 durchgeführt, ich bin aber sicher, die Ergebnisse sind allgemeingültig. In der Untersuchung wurde festgestellt, dass das Sterblichkeitsrisiko in der Gruppe mit hoher Orgasmusrate um 50 Prozent niedriger war als in der Gruppe mit wenigen Höhepunkten. Die durchführende Sexologin kam zu dem Schluss: 100 Orgasmen pro Jahr könnten die Lebenserwartung bis zu sieben Jahre verlängern. Denn ein Höhepunkt reduziert den Blutdruck, die ausgeschütteten Endorphine helfen bei Schmerzen und der Schlaf verbessert sich. Da die Orgasmen bei Frauen deutlich länger als die von Männern dauern, könnten vielleicht bei uns sogar noch ein paar Jährchen on top kommen.
Meine Freundin jedenfalls jauchzte ins Telefon und versprach, sofort mit der sexfreien Zeit aufzuhören und wollte auch ihrer Bekannten umgehend von den jüngsten medizinischen Erkenntnissen berichten. Drei Tage später bekam ich eine WhatsApp: „Patchy Paul hat endgültig schlappgemacht, Womanizer in Daueraufladeschleife, Liebhaber ziemlich außer Atem, aber sonst wieder alles super.“
Beruhigt öffnete ich meine eigene Sex Toy-Schublade und rubbelte mich auf den Weg zu mindestens sieben zusätzlichen Lebensjahren …
Suzette Oh ist im besten Alter, um die richtige in Theorie und Praxis erfahrene Sexpertin für uns zu sein. Tatsächlich hört sie außerhalb der gedämmten Wände auf einen anderen Namen, möchte aber auch weiterhin die Bestellung für ihre Schwarzwälderkirschtorte zum Geburtstag aufgeben, ohne dass die Verkäuferin kreischt: „Ich kenn Sie! Sie sind die tolle Sex-Kolumnistin!“
Wer jetzt schnell mehr von ihr lesen möchte, klickt auf die Links. Suzette Oh hat nämlich bereits aussagekräftige Bücher veröffentlicht, als da wären ihr „Pussy Diary“ und ihre erotische Phantasien in Bezug auf das Erben eines Hauses. Bzw. ein Hotel der Lust.
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