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Palais F*luxx

Online-Magazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre

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Suite Suzette

Musik und Sex – geht da was? Suzette Oh hat Zweifel…

Suzette Oh – unsere Kolumnistin weiß, was sie möchte. Jeden zweiten Donnerstag besuchen wir sie in ihrem Boudoir und lauschen ihrem Bettgeflüster

Musik aus – Spaß zurück beim Sex

Neulich wachte ich nach einer ereignisreichen Nacht bei einem Geliebten mit schlimmen Nackenschmerzen auf. Ich hatte nicht nur höllische Schmerzen, sondern fühlte den ganzen Tag auch eine Art Schwindel. Mir fiel ein, dass ich diese Kombi besonders häufig hatte, seit der neue Lover in meinem Leben aufgetaucht war. Er hatte nämlich eine besondere Vorliebe. Sex bei dröhnend lauter und vor allem schneller Musik. Und je nach Position wurde dabei offensichtlich mein Nacken so schlimm durchgeruckelt, dass am nächsten Tag nichts mehr ging.

Am Abend traf ich eine Freundin und fragte sie nach ihren Erfahrungen mit Musik beim Sex. Sie rollte nur mit den Augen. Sie hasst es. Denn dann bestimme der Rhythmus der Musik den Rhythmus des Liebesspiels. Klar haben wir alle während unserer Studi-Zeit Musik angestellt, wenn wir ein Sleepover hatten. Das lag aber vor allem daran, dass man in WGs in Altbauwohnungen wohnte und jedes Räuspern aus dem Nebenzimmer mitbekam. Richtig toll fanden wir Mucke beim Sex aber nie.

Heavy Metal und Free Jazz als Background-Sounds

Meine Freundin und ich schwelgten an dem Abend in absurden Erinnerungen. Sie war mal beim Sex zu einer Kuschelrock-CD tatsächlich eingeschlafen. Ihr Freund hatte sich so langsam wie eine Schnecke bewegt, während Phil Collins „Against All Odds“ säuselte. Er hatte danach empört mit ihr Schluss gemacht. Ich erinnerte mich an einen Typen aus meinem Politik-Proseminar, der auf Heavy Metal stand, was ich schon immer verabscheute. Bei ihm kam erschwerend hinzu, dass er meinte, Headbanging praktizieren zu müssen, während wir es trieben. Ich fand ihn zwar süß, aber der Sex und sein Musikgeschmack waren einfach zu mies und so servierte ich ihn schnellstens ab.

Ein Freund in einer späteren Phase meines Lebens hatte eine Vorliebe für Jazz, allerdings für die Free Jazz-Variante. Ich war so abgelenkt von der disparaten Rhythmik der Musik, dass ich mich überhaupt nicht auf den Sex konzentrieren, geschweige denn zum Orgasmus kommen konnte. Die Beziehung hielt denn auch nicht lange. Bei einem der letzten Versuche einer festeren Liaison bekam ich mich mit dem Kerl über Klassik-Tracks beim Vögeln in die Haare. So sehr ich auf Bach stehe, beim Sex ist er für mich ein No-Go.

Meine Freundin und ich kamen etliche Gläser Wein später zu dem Schluss: Musik hat beim Sex einfach nichts zu suchen. Denn sie steht der Konzentration auf das Gegenüber und der eigenen Lust einfach im Weg. Den besten Sex hatte ich immer, wenn alles aus dem Moment heraus entstand, Körper sich im freien Rhythmus aneinander erfreuten und unser Keuchen der alleinige Background-Sound war.

Beim nächsten Treffen mit dem aktuellen Lover schaltete ich denn auch die Musik aus. Doch der Arme war ohne den treibenden Rhythmus der Musik völlig verloren. Lustlos wälzten wir uns zwischen den Laken. Und so ließ ich ihn ziehen. Denn bei mir heißt es ab sofort ganz bewusst: Musik aus – Spaß zurück beim Sex. Und das Nackenweh ist damit auch passé.


Suzette Oh ist im besten Alter, um die richtige in Theorie und Praxis erfahrene Sexpertin für uns zu sein. Tatsächlich hört sie außerhalb der gedämmten Wände auf einen anderen Namen, möchte aber auch weiterhin die Bestellung für ihre Schwarzwälderkirschtorte zum Geburtstag aufgeben, ohne dass die Verkäuferin kreischt: „Ich kenn Sie! Sie sind die tolle Sex-Kolumnistin!“
Wer jetzt schnell mehr von ihr lesen möchte, klickt auf die Links. Suzette Oh hat nämlich bereits aussagekräftige Bücher veröffentlicht, als da wären ihr „Pussy Diary“ und ihre erotische Phantasien in Bezug auf das Erben eines Hauses. Bzw. ein Hotel der Lust.
Suzette Oh auf Instagram

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