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Palais F*luxx

Online-Magazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre

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Schluss mit dem Stigma: Jetzt reden wir über die Wechseljahre

Palais F*luxx Co-Pilotin Simone Glöckler hat sich mit dem GoodNewsMagazin über unseren Palast, Perspektivwechsel und die Wechseljahre unterhalten

Simone Glöckler, unsere Fachfrau für Digitales, den 1. FC St. Pauli und Ruhe im Sturm
Foto: Sonja Tobias aus unserer Serie „Die Leuchtenden“



Die Wechseljahre waren lange tabu, jetzt sprechen immer mehr Frauen offen darüber und ersetzen negative Klischees durch Lebensfreude. Michelle Obama spricht im Podcast über Hitzewallungen und Schottlands First Minister Nicola Sturgeon erklärt den Umgang mit der Menopause zu ihrer persönlichen Verantwortung: Weltweit
nehmen immer mehr Frauen in Büchern, TV-Beiträgen und auf Social Media Stellung zu ihren Erfahrungen in der Lebensmitte und sorgen so dafür, dass ein Tabu gebrochen wird. Darunter auch die Frauen hinter Palais F*luxx. Sie geben Frauen ab 47 eine Plattform um sich zu zeigen und sich mitzuteilen – und so selbst zu bestimmen, wie Frauen in und nach den Wechseljahren gesehen werden und gesehen werden wollen.

Menopause oder Wechseljahre und was ist das überhaupt?
Beginnen wir mit den Grundlagen, also mit der Frage: Was verbirgt sich hinter den Begriffen Menopause und Wechseljahre? Die Deutsche Menopause Gesellschaft definiert die „Menopause“ als „die letzte Menstruation im Leben einer Frau ohne Entfernung der Gebärmutter“. Die Zeitspanne direkt vor und nach der Menopause wird als Perimenopause bezeichnet. Zwölf Monate nach der letzten Blutung – denn erst dann kann frau mit Sicherheit davon ausgehen, dass diese auch die letzte war – beginnt die Postmenopause. Mit dem Begriff „Wechseljahre“ wird häufig die komplette Phase des „Wechsels” bezeichnet, also der hormonellen Umstellung durch die geringere Produktion von Geschlechtshormonen, die deutlich vor der Menopause beginnt und häufig noch einige Jahre danach andauert. Im Durchschnitt erleben Frauen in Deutschland die Menopause mit 51, sie kann aber schon deutlich früher oder erst mit Mitte 50 eintreten. Auch Transgender-Frauen können Symptome der Wechseljahre erleben. Wie bei gleichgeschlechtlichen Frauen sind die Symptome eine Reaktion auf Hormonschwankungen, auch wenn die Ursachen dafür unterschiedlich sind. Dies nur als knappe Einordnung, denn natürlich gibt es viel mehr zu wissen, sowohl aus medizinischer, als auch biologischer und gesellschaftlicher Sicht. Und genau das ist der Punkt: Wir wissen noch viel zu wenig. Jahrzehntelang wurde über die Wechseljahre geschwiegen, weil sie als der Verlust der Fruchtbarkeit galten und schambehaftet waren. Doch mit dieser Stigmatisierung soll jetzt Schluss sein. Denn die Zeiten ändern sich, wie die Präsidentin der Deutschen Menopause Gesellschaft, Katrin Schaudig beschreibt: „Es ist ein gewisser Ruck in der Gesellschaft da, wodurch sich Frauen nicht mehr so für ihre Wechseljahre schämen, sondern eher sagen: ‚So what, dem will ich mich nicht beugen.‘“

Die Frau in den Wechseljahren: alles Mangel? Von wegen!
Das können die Frauen von Palais Fluxx nur unterschreiben. Auch sie haben genug von dem negativen Bild, das von Frauen in den Wechseljahren gezeichnet wird. Stattdessen, so die Intention von Gründerin Silke Burmeister, wollen sie den Blick darauf richten, was Frauen auch nach einem bestimmten Alter noch alles können. Wie Co-Pilotin Simone Glöckler formuliert:


„Ich bin jetzt 54 und seit geraumer Zeit fällt mir auf, dass ich offensichtlich unter einem wahnsinnigen Mangel leiden sollte. Von allen Seiten wollen Gesellschaft und Wirtschaft mir aufzeigen, was mir fehlt und was alles schlecht ist im Alter. Und das stimmt einfach nicht.“

Simone Glöckler


Wer einmal auf der Website von Palais Fluxx unterwegs ist, kann sich schnell selbst davon überzeugen, dass das Leben für Frauen in der Lebensmitte eben nicht von Mangel bestimmt ist, sondern bunt und vielfältig und voller Potenzial. Über 300 Beiträge sind auf der Online-Plattform für Frauen ab 47 inzwischen veröffentlicht, in verschiedensten Sparten und Formaten. Darunter inspirierende Geschichten wie die aus der Rubrik „Macht doch was ihr wollt“, wo Frauen von ihrer Entscheidung berichten, in der Lebensmitte noch einmal komplett neu anzufangen. Von der Tagesschau-Redakteurin zur Sexualcoachin, selbstverständlich ist auch das in den Wechseljahren noch möglich. Daneben liest frau dort auch Erfahrungsberichte über die Wechseljahre und politische Stellungnahmen gibt es ebenso wie die Reihe „Sex der Woche“ und den Podcast „6 Minuten über Sex“, mit denen ein weiteres Tabu gebrochen wird: Sex in den Wechseljahren und im Alter? Natürlich gibt es den, nur vielleicht anders als vorher. Umso wichtiger, darüber zu reden und Aufklärung zu schaffen darüber, was Sex alles bedeuten kann – oder auch wie es ist, mal keinen zu haben. Dass die Beiträge zum „Sex der Woche“ die meistgeklicktesten auf der Website sind, beweist für Simone Glöckler einmal mehr, wie wichtig es ist, all die Tabus rund um die weibliche Sexualität und Gesundheit, die Menopause und das Altern zu brechen.

Frauen, die leuchten
Und dann gibt es noch Kampagnen wie „Die Leuchtenden“, bei der jede Woche eine Frau vor die Kamera von Sonja Tobias tritt und sich fotografieren lässt. Das Ziel ist es, gegen den Fokus auf das Äußere anzugehen, der Frauen schon vor den Wechseljahren häufig begleitet – und der sich in dieser Zeit in gewissem Sinn noch einmal verschärft, wenn das Alter am Aussehen festgemacht wird. Darum stellt die Kampagne eine ganz andere Frage: „Uns interessiert nicht, ob eine Frau gutaussehend ist oder nicht“, erklärt Simone Glöckler, „sondern wir fragen: ‚leuchtet sie‘? Wir bringen die Frauen zum Strahlen und zeigen so, wie toll Frauen ab 47 sind“.

Keine Ahnung, wo die Gesellschaft den angeblichen Mangel von Frauen 47+ ausmacht
Foto: Sonja Tobias aus unserer Serie „Die Leuchtenden“

Leuchten statt Mangel: wie die Wechseljahre wahrgenommen werden, ist laut Simone Glöckler auch eine Frage der Perspektive. Doch es brauche dazu auch eine Bereitschaft vonseiten der Gesellschaft, Frauen in diesem Alter die Anerkennung zu schenken, die sie verdienen und die sie bislang oft so unzureichend erhalten. Mit dieser Anerkennung, etwa auch im beruflichen Kontext, erhielten Frauen den Rückhalt den sie brauchen, um sich selbst in den Wechseljahren positiv wahrzunehmen. Umso wichtiger ist für sie der Umbruch, der gerade stattfindet: „Es bewegt sich etwas. Und je mehr wir darüber sprechen, desto mehr bringen wir die Entwicklung voran!“ Eine Entwicklung hin zu einem ganz neuen Bild der Frau in den Wechseljahren.

Gelassenheit und das richtige Maß an Krawalligkeit
Denn die Wechseljahre bringen eben nicht nur Negatives mit sich, im Gegenteil. Dabei sollen die körperlichen und psychischen Beschwerden, die für den Großteil der Frauen in den Wechseljahren Realität sind, auf keinen Fall klein geredet werden. Doch es gibt eben auch positive Entwicklungen in dieser Phase der Lebensmitte. Für Simone Glöckler zum Beispiel die große Solidarität unter den Frauen und einen Umgang miteinander, den sie als „unglaublich unterstützend, uneigennützig, persönlicher“ erlebt. Für sie persönlich kam zudem mit dem Abklingen der körperlichen Symptome auch eine „ganz große Gelassenheit“. Denn: „Wir Frauen ab 47 haben unsere Lebenserfahrung, wir wissen, worauf wir uns verlassen können, auch bei uns selbst“. Das sehe sie auch in ihrem Umfeld. Genau wie den großen Humor, mit dem die Frauen mit sich und den Wechseljahren umgehen könnten. Gleichzeitig aber, so Glöckler schmunzelnd, würden sie eben auch ein bisschen krawalliger. Das heißt in diesem Fall nicht “zur Krawallschachtel werden”, sondern mutiger und lauter: „Wir wagen jetzt mehr. Wie stellen uns nach vorn, wir machen den Mund auf und sprechen jetzt Dinge an, die sonst nicht angesprochen werden. Weil wir durch unsere Lebenserfahrung eben auch wissen, wovon wir reden und was wir können. Wir stehen für uns ein.“

Rausch, Revolte, Wechseljahre
Dieses neue Selbstbewusstsein lässt sich kaum in das Klischeebild der Frau in den Wechseljahren zwängen, eckt manchmal vielleicht sogar an. Und genau das ist das Ziel – nicht umsonst beschreibt sich Palais Fluxx schließlich als „Online-Magazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre“. Diese Frauen wollen gesehen und gehört werden, als Frauen, die trotz und wegen ihres Alters noch voller Tatendrang und Lebensfreude sind, die auch gerne noch mal tanzen und eins trinken gehen, die lebendig sind und so viel zu bieten haben. Und deshalb wollen sie lauter werden, nach dem Motto:


„Wenn die Gesellschaft aufhört, das Licht auf Frauen in unserem Alter zu richten, dann ziehen wir das Licht auf uns!“


Das gelingt ihnen. Mit Initiativen wie der erfolgreichen Kampagne 47+ hat Palais Fluxx enormes Interesse in den sozialen Netzwerken und den Medien auf sich gezogen, mit überwältiigend positiver Resonanz. „Seitdem kommen auch immer mehr Frauen auf uns zu und wollen bei uns mitwirken und mit uns zusammenarbeiten“, so Glöckler. Für sie der Beweis, dass „wir wirklich was bewirken können“. Und für Silke Burmester, die Frau hinter den Anfängen vom Palais Fluxx, ist der größte Erfolg: „Dass wir ohne die geringste Pressearbeit so ein Medienecho haben“.


Bereit für ein neues Narrativ
Das enorme mediale Interesse zeigt: Auch wenn es mit Sicherheit noch viel zu tun gibt bis zur angemessenen Repräsentation der Frauen in den Wechseljahren, es geht eben doch auch voran. Die Gesellschaft ist bereit für die Debatte zum Thema Wechseljahre. Und so ist es gut möglich, dass der Wunsch wahr wird, den Simone formuliert: „dass in einigen Jahrzehnten gar keine Tabuisierung dieses Themas mehr herrscht”.

Wir sind auf bestem Weg dorthin. Und weil die kleinen Schritte zählen, werde ich jetzt erst einmal meine Mutter anrufen und sie fragen: Mama, wie erlebst du eigentlich die Wechseljahre?

Luisa Vogt
Dies ist eine gekürzte Version eines Artikels, der am 18. April 2022 auf der Website des GoodNewsMagazin veröffentlicht wurde. Den ganzen Artikel findet ihr hier.

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