Frau Scholten hat sich „Mit Ayurveda durch die Wechseljahre“ angesehen.
Lesen oder Lassen?
Ayurveda und Wechseljahre? Klingt spannend. Oder zumindest exotisch. Was ich bisher über Ayurveda wusste, beschränkte sich auf Tests in Frauenzeitschriften zum Dosha-Typ, Ayurveda-Kur-Reiseberichte und den berühmten Stirn-Ölguss. Wie passt das alles zu den Wechseljahren? Kurz gesagt: gut! Zumindest für die Frauen, die nicht einfach Hormone schlucken bzw. cremen und dann den ganzen Kram vergessen wollen. Ayurveda bietet als individuelle Gesundheitsförderung mehr, fordert aber auch mehr Eigenverantwortung und Achtsamkeit für den eigenen Körper, für Geist und Seele.
Kerstin Rosenberg vom Rosenberg Ayurveda Gesundheits- und Kurzentrum und Petra Wolfinger, Yoga-Lehrerin und Ayurveda-Expertin, haben für das Buch ihr Wissen zusammengetragen und eine umfassende Reise durch die Wechseljahre und Ayurveda gestaltet. Dabei geht es – typisch für alternative Heilmethoden – nicht nur um einen einzigen Bereich, sondern um viele verschiedene: Wir lernen, wie Ayurveda unserer Haut, unserer Lust und der Schönheit gut tun kann. Wie wir mit Ayurveda gesund durch die Wechseljahre kommen und was bei typischen Beschwerden helfen kann. Ein Blick in die Frauenküche mit vielen Gewürzen mit exotischen Namen und die Erläuterung zahlreicher Yoga-Asanas runden die Themenvielfalt ab. Auch ein Selbsttest zu den Doshas* ist vorhanden.
Was mir gefällt:
Einige der Sätze würde ich mir am liebsten auf T-Shirts oder Poster drucken lassen. Meine drei Lieblinge:
„Ayurveda öffnet uns den Blick für die Einzigartigkeit und Schönheit, die jeder Frau in dieser Lebensphase innewohnt.“
„Damit aus dem Wechsel Wachstum wird, ist es wichtig, neue Prioritäten zu finden.“
„Der liebevolle und achtsame Umgang mit uns selbst ist der beste Schutz vor Störungen in den Wechseljahren.“
Diese Sätze stehen stellvertretend für die Grundhaltung des Buches und den ayurvedischen Ansatz, gut durch die Wechseljahre zu kommen. Rosenberg und Wolfinger vermitteln deutlich, dass Wechseljahre keine Krankheit und auch kein Abstieg sind, sondern einen natürlichen Prozess im steten Wandel des Lebens darstellen. Sie zeigen auch, wie wichtig Achtsamkeit für die eigenen Bedürfnisse ist, um gesund und vital zu werden oder zu bleiben. Das Potpourri aus Yoga-Asanas, Massageanleitungen, Rezepten für die Küche und den Körper bietet eine Vielzahl von Anregungen für die Anpassung unserer Lebens- und Ernährungsgewohnheiten an die Erfordernisse des Körpers in den Wechseljahren.
Was mich erstaunt hat:
Auch in der Schulmedizin ist bekannt, dass jede Frau die Wechseljahre individuell erlebt und längst nicht alle der „typischen“ Symptome bei allen Frauen in derselben Stärke auftreten. Dass dabei die unterschiedlichen Doshas eine Rolle spielen, war für mich ein neuer und überzeugender Gedanke. Auch dass es im Leben unterschiedliche Dosha-Phasen gibt und in den Wechseljahren ein Anstieg des Vatas normal ist, fand ich spannend. Denn viele typischen Wechseljahres-Beschwerden lassen sich offensichtlich auf ein Zuviel des Vata-Doshas zurückführen.
Wo es für mich hakte:
Wie in vielen Büchern über die Wechseljahre werden auch hier erst einmal Grundlagen erklärt, um darauf aufbauend weiter in die Tiefe zu gehen. Allerdings erschien mir der Ritt durch die hormonellen Veränderungen zu schnell – zumindest für die Frauen, die nicht bereits routiniert mit den verschiedenen Hormonen jonglieren können. Ähnlich ging es mir bei den Erläuterungen der Ayurveda-Fachbegriffe. Ich habe eine Menge Wörter gelernt, der Einstieg in das tiefere Verständnis gelang mir aber beim einmaligen Lesen des Buches nicht. Eher fühlte ich mich überfordert.
Mein Fazit:
Das Buch ist ein Rundumschlag und thematisiert von Abhyanga-Massage über Marmas, den zentralen Vitalpunkten, bis hin zu den Rasas, den sechs ayurvedischen Geschmacksrichtungen, viele verschiedene Aspekte. Mich hat es gleichermaßen fasziniert und erschlagen. Am Ende habe ich das Buch mit dem Gefühl weggelegt: Ayurveda ist ein spannender, wirkungsvoller, aber auch komplizierter Behandlungsansatz für die Wechseljahre. Gerade weil es um die individuelle Behandlung geht. Gerne nehme ich einige Anregungen mit, zum Beispiel die detaillierte Anleitung zur Selbstmassage oder die Piccu-Öltamponade. Vielleicht finde ich sogar einmal die Zeit und Ruhe, um die ausführlich beschriebene 3-Tages-Kur durchzuführen. Für eine ayurvedische Behandlung konkreter Beschwerden würde ich mich allerdings lieber in die Hände eines gut ausgebildeten Profis begeben, als auf Basis des Buches herumzuprobieren. Für diesen Schritt, die professionelle Betreuung, ist das Buch eine kluge Ergänzung.
*Dosha: „Das, was Probleme verursachen kann“.
Kerstin Rosenberg und Petra Wolfinger: „Mit Ayurveda durch die Wechseljahre“; südwest Verlag, 208 Seiten, 22 Euro. HIER bestellen