Jeden zweiten Mittwoch stellen wir Euch eine Frau vor, die ihr Leben umgekrempelt hat oder mittendrin ist in der Veränderung
Heute: Susanne Barta
Viel erlebt, erfahren und verdaut hat Susanne Barta, die nach Innsbruck und Wien das norditalienische Bozen zu ihrem Lebensmittelpunkt erklärt hat. Von dort bereichert sie ihre wachsende Fan-Gemeinde via Radio, World Wide Web oder in Präsenz mit geistreichen Beiträgen zu Kunst, Kultur und kreativen Köpfen.
Name: Susanne Barta
Beruf: Publizistin, Moderatorin, Coach
Alter: 54 Jahre
Wohnt in: Bozen/Italien
Motto: Mein Motto ist, kein Motto zu pflegen.
Welchen Beruf wolltest Du als Kind ergreifen?
Als ich zwölf Jahre alt war, wollte ich als Frauenrechtlerin ins österreichische Parlament einziehen. Daraus wurde nichts, aber Frauenbelange sind mir bis heute wichtig.
Dein tatsächlicher beruflicher Werdegang?
Nach einem Jurastudium und Verlagsarbeit in Wien hat es mich in journalistische Gefilde verschlagen, vor allem ins (Südtiroler) Radio. Später kam dann noch ein Master für „Solution-Focused Management“ und Coaching dazu. Wenn es so etwas wie einen roten Faden in meinen vielfältigen Arbeitsfeldern gibt: mit Neugier und auch Disziplin in immer wieder neue Themen eintauchen, großes Interesse für Menschen und wie sie ihr Leben leben, für Kunst und Kultur und die Beschäftigung mit der Zukunft und wie wir halbwegs würdevoll und verantwortungsbewusst dorthin kommen. Meine aktuelle Radiosendung auf Rai Südtirol – nach über 15 Jahren wöchentlicher Kultur-Radiosendung – heißt „Wie geht Zukunft?“, auf franzmagazine schreibe ich regelmäßig über nachhaltige und faire Mode, arbeite mit der sustainable fashion Plattform „GREENSTYLE munich“ zusammen und habe im dritten Lockdown auf Substack mein Newsletter-Projekt „Frau Susi denkt über das Leben nach“ entwickelt. Ich bin mit Herz und Seele Freiberuflerin, vor allem nach einigen Management-Jobs.
Da klingt der Wunsch durch, sich stetig weiterzuentwickeln.
So ist es! Da wir heute durchschnittlich ziemlich lang leben, leben wir meist auch mehrere Leben. Und wir verändern uns. Aber das braucht Zeit, Reflexion, Geduld und viele Erfahrungen, gute und weniger gute. Ich glaube nicht an das Konzept, dass man sich einfach so flugs neu erfindet, aber es ist viel Flexibilität und guter Wille gefragt, sich fast ständig verändernden Umständen zu stellen und (neue) Antworten zu finden.
Gibt es eine Krise, von der Du uns erzählen magst, die Dich weitergebracht hat?
Ich hatte Anfang meiner Zwanzigerjahre mit Essstörungen zu kämpfen. Die hatten mich phasenweise ziemlich im Griff. Ich habe während meines Studiums bei einem Anwalt gejobbt, um mir eine Therapie leisten zu können. Mir war klar: Nur wenn ich das selbst in die Hand nehme, mir dabei aber auch helfen lasse und mich den dahinterliegenden Themen stelle, kann ich gesund werden und weiterkommen. So war es dann auch, und diese Einstellung begleitet mich bis heute.
Wie empfindest Du Deine derzeitige Lebensphase?
Ich habe im Februar 2021 zum zweiten Mal geheiratet. Best man ever! Und ich mache derzeit mehr als jemals zuvor das, was ich wirklich gerne mache. Wie man etwas derb auf Italienisch sagt: „Faccio quel cavolo che voglio“ (Ich tue, was immer ich will, verdammt noch mal.). Dass ich das machen kann, dafür bin ich dankbar.
Was ist Dein Rat an Frauen, die sich in der Mitte des Lebens neu aufstellen wollen?
Ich habe in meiner Coaching-Ausbildung gelernt, dass jeder Ratschlag auch ein Schlag ist. Was für die eine passt, passt für die andere ganz und gar nicht. Aber es lohnt sich herauszufinden, was man möchte. Und dabei kann frau sich auch unterstützen und begleiten lassen.
Wie oder womit tankst Du am besten auf?
Das ist unterschiedlich: wandern in den Bergen, auf der Terrasse sitzen und in die Weinberge schauen, Seinfeld auf Netflix schauen, mit Freunden essen und trinken, mit inspirierenden Menschen sprechen, was Tolles lesen, auf Reisen gehen, (nachhaltige) Outfits für meinen Blog zusammenstellen …
Deine Inspiration?
Ich lasse mich gerne inspirieren von Menschen, die in meinen Augen etwas Besonderes sind, können oder tun. Gleichzeitig möchte ich auch inspirieren mit dem, was ich bin, sage und mache.
Was empfindest Du heute anders als noch vor 20/30 Jahren?
Das Leben ist endlich. Und da, wo man eben ist, sollte man das Beste daraus machen, für sich und auch so weit wie möglich darüber hinaus.
Dein Rat an Dein früheres Ich?
Susanne, hab‘ ein wenig Geduld und vertraue dir. Und verliere nicht den Humor, vor allem nicht die Fähigkeit, auch über dich selbst (liebevoll) lachen zu können.
Vielen Dank!
Das Interview führte Gerlind Hector, die sich auf der Fahrt nach Italien immer gefragt hat, wer diese wunderbar geistreichen Gespräche auf „Rai Südtirol“ führt. Che sorpresa: Susanne! Das gemeinsame Faible für faire Mode und derbe italienische Sprüche macht sie gleich noch sympathischer. Der nächste Zwischenstopp in Bozen ist schon fest eingeplant.
Wenn Du auch Lust hast, uns von Deiner Neuaufstellung zu erzählen und ein tolles Foto von Dir hast, schreib eine MAIL