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Palais F*luxx

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Macht doch, was ihr wollt!

Jeden zweiten Mittwoch stellen wir Euch eine Frau vor, die ihr Leben umgekrempelt hat
oder mittendrin ist in der Veränderung

Heute: Silke Kretzing

„Mein Rat an mein früheres Ich: Let it be!“
Foto: Dominik Pfau
 

Silke Kretzing hatte irgendwann genug von Verschwendung und Wegwerf-Mentalität. Als Corona ihr plötzlich mehr Zeit als gewünscht bot, war es soweit. Sie hat die Dinge selbst in die Hand genommen und ein Start-up gegründet. Die Idee: elegante Taschentücher aus Bio-Baumwolljersey in edlem Design und absolut sustainable. Das Motto „schnäuz & wasch“ statt „wisch & weg” geht auf – und Silke macht endlich mal ihr Ding, ohne dass ihr jemand reinquatscht.

Name: Silke Kretzing
Alter: 58
Beruf: Betriebswirtin, Gründerin von StoffOS
Wohnt in: Bad Iburg
Motto: Sei Teil der Lösung, sei „Possibilistin“!

Silke, kannst Du Dich noch an Deinen Berufswunsch als Kind erinnern?
Na klar! Ich wollte Hoteldirektorin werden, wegen der eleganten Atmosphäre, der Ballsäle und rauschenden Feste. So hatte ich es mir jedenfalls vorgestellt.

Und was ist draus geworden?
Nach dem Abi habe ich tatsächlich eine Ausbildung zur Hotelfachfrau absolviert und im Anschluss meinen Abschluss als Betriebswirtin gemacht. Mit meinem angeborenen Unternehmergeist habe ich mich 1993 als Eventmanagerin selbstständig gemacht und ab 2012 auch als Firmenchronistin gearbeitet. Am 1. Januar 2021 habe ich schließlich „StoffOS“ gegründet.

„StoffOS“? Das musst Du uns erklären.
Wegen der Pandemie sind mir quasi über Nacht fast sämtliche Jobs weggebrochen. Ich hatte plötzlich viel Zeit – und habe dann tatsächlich eine Marktlücke gefunden, die ich füllen wollte. Zumal mich die Themen Ressourcenverschwendung, Müll-Flut und überhaupt der unachtsame Umgang mit Dingen schon immer genervt haben. Mit dem Start-up „StoffOS“ habe ich Taschentücher aus besonders weichem und saugfähigem Bio-Baumwolljersey auf den Markt gebracht, die bei 60 Grad waschbar sind. Im Grunde ein Klassiker, aber Material und Design sind hochmodern und absolut zeitgeistig. Es gibt die StoffOS in klassisch Weiß sowie mit handbedruckten Motiven. Und der Dernier Cri: Mit naturreinen Ölen wie Zitrone, Lavendel oder Minze kann man sich sogar Erfrischungstücher nach eigenem Gusto kreieren, die man in einer hübschen Edelstahl-Box unterwegs mitnehmen kann. Das ist eine schöne und sinnvolle Alternative zu Papiertaschentüchern oder Feuchttüchern, die nach einmaligem Gebrauch normalerweise direkt im Müll landen. Also „schnäuz & wasch“ statt „wisch & weg“. Und tatsächlich hatte ich es schon nach drei Monaten geschafft, immerhin elf Edeka-Märkte in meiner Region zu beliefern. Dort werden sie direkt neben den Wegwerf-Taschentüchern griffbereit platziert, wo sie wegen steigender Energie- und Rohstoffkosten zunehmend eine ideale Alternative darstellen.

Würdest Du die Gründung von „StoffOS” als Deinen größten Erfolg bezeichnen?
Ja, gefühlt ist das wirklich mein größter Erfolg, denn davor habe ich mich immer sehr von anderen führen lassen und mich weniger auf mich selbst verlassen. Das hat sich nun geändert: StoffOS – meine Idee! Und mein Beitrag, etwas Sinnvolles in Zeiten von Klimawandel und Ressourcenknappheit beizutragen!
Aber, hey, ich habe auch andere Siege vorzuweisen; zum Beispiel habe ich Ende der 80er mal beim Kartfahren gegen 47 Männer gewonnen. Dass ich mit jungen 27 Jahren außerdem einen Opernball im Opernhaus Dortmund für 1.600 Gäste organisieren oder in Osnabrück Feiern für 3.000 Gäste ausrichten durfte – und konnte –, finde ich auch nicht schlecht …

Respekt – vor allem für die Kart-Nummer. Gab es auch mal eine Krise, von der Du uns erzählen magst?
Das war eindeutig mein Schlaganfall Weihnachten 2001. Dieses Erlebnis war absolut einschneidend für mich und hat mir die Endlichkeit unseres Daseins doch sehr bewusst gemacht. Seitdem erfreue ich mich noch mehr meines Lebens. Ich richte mich immer mehr auf das Gute im Leben aus, möchte Teil der Lösung sein und dazu auch andere motivieren.

Wie empfindest Du Deine derzeitige Lebensphase?
Bunt, aufregend, spannend, ich lerne neue Menschen kennen, bin immer offen für neue Impulse. Das ist sehr herausfordernd, weil ich in eine für mich ganz neue Branche eingetaucht bin und mich langsam an die Oberfläche wage.

Was, glaubst Du, hat Dich zu dem gemacht, was Du bist?
In gewisser Weise haben meine Eltern, die ein erfolgreiches Bauunternehmen aus dem Nichts aufgebaut haben, mir da einiges mitgegeben. Diese Gene habe ich auf jeden Fall mitbekommen. Ich glaube außerdem an das Gute im Menschen und vertraue auf Begegnungen, die mich oft weitergebracht haben im Leben. Ich netzwerke gern und erlebe lustigerweise gerade viele „Stefanies“ und „Silkes“, die mich inspirieren und motivieren.

Was ist Dein Rat an Frauen, die sich in der Mitte des Lebens neu aufstellen wollen?
Mein Tipp: Gib Dir zehn Antworten auf eine einzige Frage: „Was habe ich seit der Grundschulzeit aus eigenem Antrieb mit Freude und Erfolg getan?“ Da kommt meist ganz schön was zusammen, mit dem man sich ohne diese Frage wahrscheinlich gar nicht beschäftigt hätte. Das macht Mut und ist oft der Schlüssel zur Erfüllung.

Gibt es etwas, das Du unbedingt in diesem Leben noch mal tun möchtest?
Auf dem Landweg nach Indien reisen, fremde Länder bereisen, dort mit Einheimischen kochen und von ihnen lernen, sehr gern in Laos und Vietnam. Düfte kreieren, einen Sommer auf einer Alm mitarbeiten, Bücher über besondere Menschen schreiben, Enkelkinder aufwachsen sehen und vieles mehr. Ich habe noch sooo viel vor …

Was empfindest Du heute anders als noch vor 20, 30 Jahren?
Ich empfinde große Dankbarkeit für die Gnade der Geburt, in einem so reichen und demokratischen Land geboren zu sein. Und ich bin überzeugt davon, dass jede und jeder Einzelne von uns viel bewegen kann. Wenn wir lernen, uns alle erstmal an die eigene Nase zu fassen, wäre schon viel geschafft. Darum sind StoffOS für mich auch weit mehr als nur „voll der gute Stoff“: Sie erinnern mich täglich daran, achtsam mit mir, meinem Umfeld und damit mit dem Planeten umzugehen.

Nice to nose & nature eben … 😉

Vielen Dank!

Das Interview führte Gerlind Hector, die sich ebenfalls viele Gedanken über Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung macht. Weniger Verschwendung und mehr Wertschätzung für das, was wir haben – damit ist schon viel gewonnen. Edle Taschentücher mit Zitrusduft findet sie außerdem super und freut sich, dass es StoffOS sogar schon in München gibt. Allen anderen sei Silkes Online-Shop ans Herz bzw. ans Näschen gelegt.


Silkes StartUp „StoffOS“ im Internet

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