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Palais F*luxx

Online-Magazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre

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Macht doch, was ihr wollt!

Jeden zweiten Mittwoch stellen wir Euch eine Frau vor, die ihr Leben umgekrempelt hat
oder mittendrin ist in der Veränderung

Heute: Carola Niemann

„Ich möchte Frauen Mut machen, die sich als zu dick, hässlich und unzureichend empfinden.
Foto: ©Peter Prix

Konkurrenz ist für Carola weder Währung noch Größe. Ihr geht es um Solidarität und Schwesternschaft. Einer der Gründe, weshalb sie The Curvy Magazine, gegründet hat. Ein Magazin, das sich an kurvige Frauen richtet und den Spaß am Leben, Lust & Lifestyle in vollen Zügen raushaut. Und Fashion, logo! Dabei hat Carola durchaus mehr Talente, als nur ein exquisites Händchen für Stil und Styles.

Name: Carola Niemann
Alter: 59
Beruf: Stylistin & Chefredakteurin The Curvy Magazine
Wohnt in: München
Motto: Behandele andere Menschen so, wie Du selbst behandelt werden möchtest

Was beschäftigt Dich zurzeit am meisten?
Die Verschiebung der Gesellschaft beschäftigt mich tatsächlich momentan sehr. Wie wichtig ist Demokratie und was bedeutet eigentlich echte Freiheit?

Wie empfindest Du ganz persönlich Deine aktuelle Lebensphase?
Als sehr spannend! Ich bin für vieles dankbar und empfinde es als beruhigend, schon so viel im Leben gemacht zu haben. Gleichzeitig freue ich mich auf das, was noch kommt.

Kannst Du Dich noch daran erinnern, welchen Berufswunsch Du als Kind hattest?
Und ob! Hauptsache irgendwas Kreatives; ich wollte Häuser bauen, Ballett tanzen und unbedingt Sängerin werden.

Was ist daraus geworden?
Kann sich noch jemand an den Titelsong aus der Trickfilmserie „Sindbad“ erinnern? Die Stimme – das war tatsächlich ich! Für einen Teenager wie mich damals war das eine große Sache; leider kam ein Produzent dann auf die Idee, aus mir und einer großen, schlanken Blondine mit Modelmaßen ein Duo zu machen – so nach dem Motto „Black & White“, die eine kann singen und die andere ist schön. Das hat mich total verunsichert, ich habe plötzlich mein Aussehen in Frage gestellt und mich schlussendlich geweigert, mich auf diese Art vermarkten zu lassen. Das war natürlich eine kluge, wenn auch traurige Entscheidung. In dieser Zeit habe ich einen echten „Figurknacks“ bekommen, gegen den ich heute im Job ankämpfe, indem ich versuche, anderen Frauen Mut zu machen, die sich vielleicht als zu dick, hässlich oder insgesamt als unzureichend empfinden.

Allein weiterzusingen war keine Option?
Nicht wirklich, denn ich habe in der Folge ein derart schlimmes Lampenfieber entwickelt, dass ich einfach nicht mehr vor Publikum singen konnte. Ich hätte von Oper bis Jazz wirklich gern weitergemacht – aber als ich dann auch noch relativ jung schwanger geworden bin, war’s das endgültig mit der großen Karriere auf der Showbühne.

Wie ging’s weiter bei Dir?
Tja, das Leben ging natürlich weiter und dass ich mich für das Baby, meine wunderbare Tochter, entschieden habe, war eine meiner besten Entscheidungen im Leben. Weil ich Mode auch immer sehr spannend fand, habe ich dann eine Schneiderlehre begonnen, bei ‚Sweetheart‘ mitten auf der wuseligen Leopoldstraße in München. Ich habe in der Zeit einen Fotografen kennengelernt, dem ich ab und zu beim Styling geholfen habe – und irgendwann habe ich dann auch wieder gesungen: als Frontfrau einer Punkrockband! Dann habe ich eine total interessante Frau getroffen, die bei der deutschen Vogue gearbeitet hat. Sie hieß Jenny Kapitän; allein der Name hat mich schon begeistert. Über sie habe ich dann erste Styling-Jobs bei Condé Nast ergattert. Als meine Tochter zwei, drei Jahre alt war, konnte ich auch endlich wieder größere Reisen unternehmen, die in dem Job einfach dazugehörten. So habe ich mir langsam, aber sicher eine Karriere als freie Stylistin aufgebaut, in der Modepresse, aber auch beim Film.

Was würdest Du als Deinen größten Erfolg bezeichnen?
Privat: eindeutig meine Tochter. Beruflich: dass ich es geschafft habe, ‚The Curvy Magazine‘ zu gründen und trotz Pandemie weiter am Laufen zu halten. Seit 2018 gibt es das Heft jetzt und das Medienecho ist toll. Das große und positive Feedback bei den Leserinnen zeigt mir, dass ich mit ‚The Curvy Magazine‘ genau zur richtigen Zeit gestartet bin. So ein Heft war einfach überfällig.

Was, glaubst Du, hat Dir im Leben geholfen, all das zu erreichen?
Meine Kreativität, meine Neugier, mein Vertrauen und mein Optimismus. Ich wollte und will mich immer wieder neu erfinden. Manchmal geht’s im Leben einfach nicht weiter und ich besinne mich dann auf Dinge, die ich immer schon mal machen wollte. Mein Tipp: In diesem Fall bloß nicht zu lange darüber nachgrübeln, sondern einfach machen!

Was rätst Du Frauen, die selbst an einer Weggabelung im Leben stehen?
Folge Deiner Intuition und vertraue darauf. Wenn man immer nur andere Menschen fragt, entwickelt man oft zu viele Ängste und beginnt zu grübeln, was alles schief gehen könnte. Also einfach machen; es ist nie zu früh und nie zu spät im Leben.

Gibt es etwas, was Du in diesem Leben unbedingt noch mal tun möchtest?
Mit 70 möchte ich endlich Klavierspielen lernen – ich werde mich da so reinhängen, dass ich mit spätestens 80 Jahren Konzerte geben kann. Das ist mein fester Plan!

Wenn Du eine Superkraft wählen könntest, welche wäre das?
Die hab ich doch schon: Ich bin eine Frau!

Vielen Dank!

Das Interview führte Gerlind Hector, die in den 70ern keine Folge von Sindbad verpasst hat und den Titelsong selbstverständlich auswendig kann. Ihren geheimen Traum, diesen einmal im Duett mit der Originalkünstlerin zu trällern, hat sie während des Interviews mit der großartigen Carola Niemann verwirklicht. Danke dafür! Und jetzt alle: „Durch die glühende Sahara die Karawane nach Süden zieht …“


The Curvy Magazin im Internet

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