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Palais F*luxx

Online-Magazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre

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Grüße aus der Welt

… von Andrea Eimke aus Tortosa, Spanien
Sonnenaufgang in Katalonien. Foto: Andrea Eimke.
Ein neuer Morgen auf dem Zauberberg

U-uuuuh, u-uuuuh höre ich unten im Tal ein Käuzchen schreien. Für mich Stadtkind ist das immer noch etwas Besonderes. Vor ein paar Wochen haben hier noch die Grillen gezirpt. Jetzt ist es kalt geworden. Die Nacht ist sternenklar. Unter mir funkeln die weißen und orangenen Lichter Tortosas, der katalanischen Stadt, die zu Beginn der Corona-Pandemie mein zweites Zuhause wurde.

Seit fünf Jahren wohne ich in Terrassa in der Nähe von Barcelona. Mit dem Umzug nach Katalonien habe ich meinen Kindertraum wahr gemacht. Mein Freund lebt in Tortosa. Wir hatten eine innige Wochenendbeziehung, verbunden durch WhatsApp und eine dreieinhalbstündige Zugfahrt am Mittelmeer entlang. Als er sich zu Beginn der Pandemie den Oberschenkel brach, war klar, dass ich ihn versorgen würde. Sein Haus liegt außerhalb der Stadt. Er ist deshalb auf ein Auto angewiesen. So wurde ich Krankenpflegerin, Köchin und Chauffeurin in einem. In Bezug auf Covid 19 war das ein guter Entschluss, denn hier, in dieser relativen Abgeschiedenheit ist die Ansteckungsgefahr geringer als in einer Großstadt wie Terrassa. Und zu zweit ist auch der Lockdown leichter zu ertragen.

Nun lebe ich schon seit neun Monaten hoch oben über der mehr als zweitausend Jahre alten Bischofs-Stadt am Ebro, die sich einst Juden, Christen und Muslime teilten. Ich schaue hinab auf das alte Schloss  La Zuda, in dem sich heute ein Parador befindet. Weiter unten erstreckt sich die Innenstadt. Dahinter sehen wir links von uns pinienbewachsene Hügel und rechts die Berge des Nationalparks von Els Ports. Vor uns aber liegen die Auen des Ebro-Deltas, flaches Land, das mir oft wie ein grünes Meer erscheint. Eine schönere Lage hätte ich mir für mein Luftschloss nicht erträumen können. Oft sitze ich einfach nur auf der Terrasse und genieße den Gesang der vielen Vögel in den Bäumen ringsum, der den traumhaften Ausblick begleitet. Unzählige Fotos habe ich schon geschossen, zu jeder Tages- und Nachtzeit, aber der Hügel des Celio, wie das Land hier heißt, ist immer noch für Überraschungen gut. Vielleicht wäre ohne Beinbruch, Corona und Lockdown alles anders gekommen. Ich bin dankbar für dieses Wolkenkuckucksheim auf dem Zauberberg.

Andrea Eimke, 70, war sechs Jahre alt, als sie sich für Spanien zu begeistern begann. Mit 18 Jahren, noch zu Francos Zeiten, studierte sie Spanisch, lebte aber zunächst noch in allerlei anderen fernen Ländern, bevor sie mit Mitte 60 endlich nach Katalonien zog.


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