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Palais F*luxx

Online-Magazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre

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Grüße aus der Welt

… von Henrike von Platen aus Lanzarote

Die Nachbarin, Frau Huhn, kommt gern vorbei und schaut, ob alles in Ordnung ist.

Quiquiriquí! Ich grüße euch aus Lanzarote, einer der Inseln meines Lieblingsarchipels, wo ich aufgewachsen bin. Drei Jahrzehnte habe ich woanders gelebt und seit ungefähr einem Jahrzehnt spreche ich davon, hierher zurückzukehren. Corona hat es geschafft, seit dem Nikolaustag 2020 lebe ich wieder auf den Kanaren. Passenderweise hat mich die Pandemie in ein Lavafeld am Fuße des Volcán de la Corona katapultiert. Richtig gelesen, genau so heißt der kahle Vulkankegel, der hier im Nordosten über der Insel thront: der Kronenvulkan.

Seitdem ich wieder hier bin, den Atlantik rieche und die kanarische Luft atme, merke ich, wie sehr mir das Inselleben und die Menschen hier in all den Jahren gefehlt haben. Im Herzen bin und bleibe ich Insulanerin. Ich denke an meinen Vater, der mit 50 aufhören wollte zu arbeiten. Es kam nicht dazu, er starb mit 60, arbeitend. Auch ich bin dieses Jahr 50 geworden, und nur wenig zieht mich nach Berlin zurück. Ich glaube kaum, dass ich nur zufällig am Volcán de la Corona gelandet bin. Vielleicht bleibe ich einfach hier. 

Wenn ich an meinem Schreibtisch sitze, sehe ich draußen vor dem Fenster ein einladendes Stück von meinem Insel-Paradies. Im Garten wachsen Palmen, der Wein blüht, es gibt Linsen, Feigen und köstlich süße Tomaten zu ernten. Immer bellt irgendwo ein Hund, und wenn ich videokonferiere, muss ich das Fenster schließen, weil die Vögel zu laut singen. Oder weil die Hühner mich zu laut angackern. Mit den Hühnern meines Nachbarn hab ich in den letzten Monaten Freundschaft geschlossen, immer zutraulicher sind sie geworden. Manche fressen mir schon fast aus der Hand. Es fehlt nicht mehr viel, bis sie zu mir auf den Schreibtisch hüpfen. Natürlich schaut auch Alonso, der Hühner-Chef, ab und an vorbei, um nach dem Rechten zu sehen, wie hier auf diesem Schnappschuss. Manchmal schlägt er dann laut Alarm. Ich vermute, weil er sich täglich anhören muss, wie ich über faire Bezahlung und über Geld spreche. Wie ich fängt auch er sich sicher an zu wundern, wie unfassbar langsam es vorangeht in Sachen Chancengleichheit und Diversität. Da kann man wirklich nur die Flügel überm Kopf zusammenschlagen. Vielleicht sollten wir wie die Hühner einfach öfter mal laut losgackern, wenn die Lohnlücke mal wieder kleingerechnet oder den Frauen die Schuld an der Misere gegeben wird. Am besten lasse ich mein Inselfenster im nächsten Zoom-, oder Teams- oder Skype-Meeting zur Erinnerung einfach mal offen stehen.

Es grüßt mit einem zuversichtlichen Quiquiriquí vom Fuße des Volcán de la Corona: Henrike


Henrike von Platen gründete 2017 das FPI Fair Pay Innovation Lab, das Unternehmen bei der praktischen Umsetzung nachhaltiger Entgeltstrategien unterstützt. Die Wirtschafts- und Finanzexpertin ist Hochschulrätin, Dozentin und Buchautorin und engagiert sich für ein Ziel: Faire Bezahlung für alle. Außerdem ist Henrike Mitglied unseres Finanz-Expertinnen-Trios und beantwortet eure Fragen rund ums Geld.


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