Grüße aus der Welt

Dem Motto meiner (früh verstorbenen) Mutter „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ auf keinen Fall folgend, bin ich wieder einmal zu einer Reise aufgebrochen. Zehn Wochen Sabbatical, zehn Wochen heißes, buntes, chaotisches Südindien – gemeinsam mit meiner Freundin Anne-Ruth, die part-time in Goa lebt. 

Es ist herrlich und eine super Erfahrung, dass das „Rumreisen“ mit 60 mindestens genauso viel Spaß macht wie mit 20.

Wir verbringen zwar keine aufregenden Nächte mehr auf harten Busbahnhofsbänken, da wir aber beide mehr am Leben der Menschen als an gediegenen Luxusunterkünften interessiert sind, gibt es zahlreiche erfüllende Begegnungen. Zum Beispiel mit Anna und Abischek, einem indischen Paar, das eine kleine, traumhafte Kaffeefarm in Madikeri betreibt und uns mitnimmt zu einem Badeausflug an einen kühlen Bergbach, an dem Elefanten zum Trinken auftauchen. Und zur Schwägerin in Sagar – mit ganz viel Essen, natürlich. Überhaupt das leckere Essen, das einem hier ständig in den Mund fliegt … und die kreischenden Schulmädchen, wenn sie uns im Auto sehen. Anne kurvt nämlich souverän in ihrem Minibus durch die Gegend, für eine Frau in Indien keine Selbstverständlichkeit. 

Es macht viel Spaß, die Rollenbilder ein bisschen zu irritieren – zumal es häufig mit begeistertem Interesse quittiert wird. Ich würde mal wetten, dass es weniger Fotos mit King Charles und HamburgerInnen als mit uns und indischen Frauen, Babys, Großfamilien gibt. Leider ordnen sich Frauen viel zu häufig der oft vorherrschenden toxischen Männlichkeit unter, obwohl sie den Alltag so stark und stolz wuppen und es erbauliche Zeitzeugnisse gibt. Das ist nur einer der unglaublichen Gegensätze in Indien. 

Und so geht es heute weiter von Mysore mit seinem Palast der 1000 Lichter nach … keine Ahnung … den Plan machen wir nach dem Frühstück. 

Wenn Margit nicht auf Reisen ist, leitet sie den pme Familienservice Nord.