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Palais F*luxx

Online-Magazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre

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Herrlich politisch, herrlich feministisch – Sohras Buchtipps zum Frühling

Der Internationale Frauentag ist zwar offiziell nur an einem vom 365 Tagen, doch im Bücherregal ist er stets vertreten. Hier unsere Buchtipps über den 8. März hinaus

Sara Ahmed: Feministisch leben!
Die britisch-australische Wissenschaftlerin Sara Ahmed erfindet die Figur der feministischen Spaßverderberin und entwickelt feministische Theorie auf Basis alltäglicher Erfahrungen und Erlebnisse als Feministin. Die Figur der feministischen Spaßverderberin soll ermöglichen, kreative alltägliche Lösungen zu finden und ein solidarisches System, das auf gegenseitiger Hilfe und Unterstützung basiert. Ebenfalls in dem Buch zu finden: ein „Survival Kit für Spaßverderberinnen“ und das „Manifest für Spaßverderberinnen“. Ahmed betreibt außerdem den Blog: feministkilljoys.com.
unrast-verlag.de
saranahmed.com

Rafia Zakaria: Against White Feminism
Weshalb schließt der Feminismus nicht alle Frauen ein? Die Anwältin und Aktivistin Rafia Zakaria demaskiert das rassistische Erbe der Frauenbewegung, analysiert scharfsinnig und emphatisch, wie der Wunsch nach Gleichberechtigung auf Vorurteilen und Ausbeutung basiert und wie ein gemeinschaftlicher Kampf für politische Teilhabe aussehen kann. Es sind die bürgerlichen, weißen, westlichen Frauen, die vorangehen in der Frauenbewegung, die aufsteigen, politische Unterstützung für alle anderen Frauen fehlt (noch).
hanser-literaturverlage.de
instagram.com/rafiazakariafeminist

Mareice Kaiser: Wie viel
Mareice Kaiser schreibt darüber, was Geld mit uns macht. Trifft Multi-Millionär:innen und Pfandflaschensammler:innen und stellt Fragen. Im selben Land: in dem die einen frieren und die anderen die Heizungen einfach ständig laufen lassen können. Ein Thema, das aufgeladen ist und mit dem wir uns in einem kapitalistischen System auseinandersetzen müssen. Ungerechte Verteilung, starre Strukturen, die unser Zusammenleben bestimmen und zu noch mehr Ungerechtigkeit führen. Anhand ihrer persönlichen Geld-Geschichte analysiert Mareice Kaiser diese Strukturen und regt an, darüber nachzudenken, wie es anders sein könnte: „Geld ist nicht alles? Aber Geld ist ziemlich viel: Macht, Status, Lebensgrundlage. Und Grund für ziemlich viele Gefühle: Scham, Neid, Eifersucht. Aber auch Sicherheit, Glück, Freiheit. Was macht Geld mit uns, und was machen wir mit Geld?“
rowohlt.de
instagram.com/mareicares

Nadia Shehadeh: Anti-Girlboss
Das Gegenteil von Perfektionistinnen: Diesen Frauen widmet die Soziologin Nadia Shehadeh – die außerdem ihren Blog shehadistan.com betreibt und Kolumnistin des Missy Magazine, bei Neues Deutschland und freie Autorin bei der taz ist – ihr Buch.
Frauen wird immer noch weisgemacht, dass sich individueller Ehrgeiz auszahlt und sie sich damit aus gesellschaftlichen Ungerechtigkeitsstrukturen befreien könnten. Wenn Frau sich einfach nur ein wenig mehr bemühen würde …
Shehadeh demaskiert den kollektiven Selbstbetrug, der Frauen Chancengleichheit vortäuscht und zu immer mehr bezahlter und unbezahlter Arbeit antreibt. Und damit das Patriarchat stützt. Stattdessen plädiert sie für ein Leben als Anti-Girlboss: „Ambition spielt darin keine Hauptrolle mehr und das Durchschnittliche wird nicht verachtet, sondern begrüßt.“ Sie plädiert dafür, sich eine Komfortzone zu bewahren, die davor schützt, für Anforderungen von außen auszubrennen.
ullstein.de
shehadistan.com


Susanne Kaiser: Backlash – Die neue Gewalt gegen Frauen 
Die Gewalt gegen Frauen nimmt zu, trotz oder gerade wegen der fortschreitenden Gleichberechtigung. In Deutschland wird jeden dritten Tag eine Frau durch ihren Partner oder Ex-Partner umgebracht – keine „Familientragödien“, sondern ein strukturelles gesellschaftliches Problem. Der US Supreme Court hat am 24. Juni 2022 das Recht auf Abtreibung verboten und auf TikTok werden Tötungsfantasien an Frauen zum Trend. Die WHO nennt Gewalt gegen Frauen eine Epidemie. Aktivistinnen, Influencerinnen, Parlamentarierinnen und Bürgermeisterinnen beenden ihre Karriere wegen ständiger Belästigungen, krassen Sexismus, Hass und Drohungen im Netz. Die Journalistin Susanne Kaiser, die seit über zehn Jahren zu diesem Phänomen forscht, analysiert das Problem gesellschaftlich, politisch und privat. Sie untersucht die These, dass dieser Backlash eine Reaktion auf die zunehmende Gleichberechtigung sei und macht deutlich: „Erst diese gesamtheitliche Sichtweise zeigt mit großer Klarheit, welch toxische Dynamik noch immer von männlich-weiblichen Rollenklischees ausgeht. Dieses Buch zeigt, wie wir sie überwinden können.“
klett-cotta.de
Susanne Kaiser im Magazin TTT (ARD)

Weiter Schreiben Magazin #4
Dieser Schatten ist nicht ich

Frauen in Afghanistan dürfen keine Universitäten mehr besuchen, die Schule nur noch bis zur 7. Klasse. Seit der Machtergreifung der Taliban am 15. August 2021 werden ihre Menschenrechte immer weiter eingeschränkt bzw. einfach verweigert. Afghanistan ist das einzige Land auf der Welt, in dem „Geschlechter-Apartheid“ herrscht (Nahid Shahalimi Hrsg: „Wir sind noch da“). Die Taliban bedrohen, verhaften, misshandeln und drängen Frauen aus dem öffentlichen, sozialen und politischen Leben. Das Projekt „Write Afghanistan“ der Initiative Untold basiert auf den digitalen Schreibwerkstätten ebendieser Initiative, in denen Schriftstellerinnen in Afghanistan gemeinsam mit Lektorinnen und Übersetzerinnen literarische Strategien weiterentwickeln. Das war schon vor der Machtübernahme der Taliban schwierig. „Weiter Schreiben“ veröffentlicht Briefe, Erzählungen und Gedichte von Verzweiflung, Kämpferinnen- und Widerstandsgeist und Mut: Sie sprechen von den dramatischen Lebensbedingungen und Perspektiven der Frauen Afghanistans seit der Machtübernahme der Taliban. Und von ihren Träumen, Sehnsüchten, Schwesternschaft und der Weigerung, sich erneut zum Schweigen bringen zu lassen. 
weiterschreiben.jetzt
wirmachendas.jetzt
untold-stories.org
uno-fluechtlingshilfe.de/hilfe-weltweit/afghanistan


Gilda Sahebi: Unser Schwert ist Liebe
„Was im Iran geschieht, ist feministische Weltgeschichte“, so die Journalistin und Autorin Gilda Sahebi. Seit dem Mord an der jungen iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini gehen Menschen aller Altersgruppen, Schichten und Geschlechts auf die Straße und protestieren in Iran unter Einsatz ihres Lebens für Freiheit und Menschenrechte. Der regimekritische iranische Rapper Toomaj Salehi – der inhaftiert ist– rappt „Das ist ein Schlachtfeld. Unser Schwert ist Liebe“ und bestimmt damit den Sound der feministischen Revolution im Iran. Gilda Sahebi spricht mit Menschen in Iran, dank ihrer guten und direkten Kontakte und analysiert die unterschiedlichen Aspekte der Revolte: die Rolle der Musik, die feministische Perspektive und die lange Geschichte der gewaltvollen Unterdrückung.
fischerverlage.de
instagram.com/gilda_sahebi
twitter.com/GildaSahebi
3sat.de/kultur/kulturzeit/gilda-sahebi-zum-frauen-protest-in-iran


Birgit Happel: Auf Kosten der Mütter
Der Gender Care Gap 2022 beträgt 52 Prozent: Frauen verdienten im Jahr 2022 in Deutschland pro Stunde durchschnittlich 18 Prozent weniger als Männer. Der Hauptteil der unbezahlten Sorgearbeit wird immer noch von Frauen geleistet. Und dieser ist während der Pandemie noch angestiegen. Die Soziologin Birgit Happel – aktiv in den Initiativen Equal Care Day und Equal Pay Day – analysiert in ihrem Buch die Kosten des Kinderhabens: strukturelle Diskriminierung, fehlende Betreuungsangebote, antiquierte, wirtschaftliche Fehlanreize und ein Arbeitsbegriff, der Care-Arbeit systematisch ausblendet.
penguinrandomhouse.de

Gün Tank: Die Optimistinnen
Die 70er Jahre: Während deutsche Frauen ohne die Erlaubnis ihrer Männer nicht arbeiten dürfen, kämpft Nour mit ihren Freundinnen für die Rechte der Arbeiterinnen. Denn die Arbeitsbedingungen in der Fabrik und im Wohnheim sind unfair. Mit 22 Jahren verlässt sie die Türkei, um in Deutschland zu arbeiten, als eine der unzähligen Gastarbeiterinnen: jung, motiviert und optimistisch. Nour trägt Miniröcke und die oberpfälzischen Frauen im Dorf Kopftuch. Der Debütroman von Gün Tank – mit dem Untertitel: Roman unserer Mütter – öffnet eine neue und andere Perspektive auf die Geschichte der Gastarbeiterinnen und feiert die vielen Frauen, die dieses Land mit aufbauten und veränderten, und die sich doch in der deutschen Geschichte kaum wiederfinden: „Starke Frauen, mutige Frauen: unsere Mütter. Unsere Großmütter.“
fischerverlage.de

Emilia Roig: Das Ende der Ehe | ET: 30.3.2023
Das Gerüst bzw. die Stützpfeiler des Patriarchats ist die Institution der Ehe. Denn sie normiert Beziehungen, Familie, kontrolliert Sexualität, den Besitz und die Arbeitskraft. Sie wird romantisiert und verklärt, und das, obwohl sie zu Ungleichheit führt. Die Politikwissenschaftlerin Emilia Roig schreibt klug und analytisch, wie Beziehung und Liebe ohne Ehe funktionieren können, auf Augenhöhe und gerecht, und darüber, wie Freiheit in der Liebe neu gedacht und gelebt werden kann und „eine Abschaffung der Ehe nicht nur für Frauen befreiend, sondern für alle“ wäre. Emilia Roig ist unter anderem Gründerin des Center for Intersectional Justice in Berlin.
ullstein.de
instagram.com/emiliazenzile
instagram.com/emiliazenzile
Emila Roig im Magazin „Twist“ (Arte)

Natalie Amiri und Düzen Tekkal (Hrsg.): Die mutigen Frauen Irans | ET: 22.3.2023
Die mediale Aufmerksamkeit sinkt, sie geht unter in den „neuesten“ Meldungen. Die Menschen in Iran gehen jedoch weiter auf die Straße und riskieren ihr Leben für Menschenrechte und für Freiheit. Düzen Tekkal, Politologin, Menschenrechtsaktivistin und Gründerin der Menschenrechtsorganisation HÁWAR.help, setzt sich seit Jahren für die Aufarbeitung des Völkermords an den Jesiden, für Mädchen und Frauen in Afghanistan und für Frauen im Iran ein. Gemeinsam mit der Journalistin und Autorin Natalie Amiri – die von 2015 bis April 2020 das ARD-Studio in Teheran leitete und auch über die aktuellen Proteste maßgeblich berichtet – sammelt sie die Geschichten mutiger iranischer Frauen. Bewegende Geschichten von 15 Frauen, die von einem Leben ohne Rechte, über patriarchale Strukturen, eine neue Generation von Männern, über Gewalt, Erniedrigung, Entmündigung und wirtschaftliche Not schreiben. Und die von Mut und Hoffnung handeln!
suhrkamp.de
instagram.com/duzentekkal
instagram.com/natalie_amiri


Buchi Emecheta: Second-Class Citizen

Die junge Nigerianerin Adah (das Alter Ego der Autorin) ist klug und will etwas aus ihrem Leben machen Sie kämpft unter widrigsten Umständen für Freiheit und Bildung und ernährt nach dem Umzug nach London ihren gewalttätigen und patriarchalen Mann und ihre fünf Kinder. Trotz des allgegenwärtigen Rassismus im England der 1960er Jahre. Und ist sich eines immer gewiss: Ihrer unfassbaren Resilienz und dass sie Schriftstellerin wird. „Buchi Emecheta ist die Urmutter der Schwarzen feministischen Literatur“ (Bernardine Evaristo).
Marion Kraft, promovierte Literaturwissenschaftlerin, ehemalige Dozentin und Autorin mit Schwerpunkt Schwarze feministische Theorie und Literatur, hat den Roman übersetzt.
aufbau-verlage.de/blumenbar




Tsitsi Dangarembga: Schwarz und Frau – Gedanken zur postkolonialen Gesellschaft
Die simbabwische Autorin, Filmemacherin, Aktivistin und Friedenspreisträgerin 2021 Tsitsi Dangarembga setzt sich für die Freiheitsrechte in ihrer Heimat ein. Nach ihrer Teilnahme an einer regierungskritischen Demonstration 2020, wurde sie verhaftet. Der Antikorruptionsgerichtshof Simbabwes warf ihr im Prozess 2022 Gewalt, Friedensbruch und Bigotterie vor. In ihrem neuen Buch spannt die Autorin, anhand ihrer eigenen Biografie einen großen historischen Bogen. Dangarembga schreibt über die doppelte Unterdrückung, über die intersektionale Diskriminierung Schwarzer Frauen: rigide patriarchale Strukturen und die anhaltende Dominanz der Weißen. Und darüber wie die Strukturen, Auswirkungen und das Leid des Kolonialismus bis heute nachwirken. Sehr lesenswert, ihre Romantrilogie: „Abwärts“, “Verleugnen“ und „Überleben“!
luebbe.de/quadriga

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