Close

Palais F*luxx

Online-Magazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre

Close

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

Nicht mal kurz die Welt retten

Wir haben das Anliegen, Wechseljahre aus der Grauzone zu holen. Manche meinen, wir vergeuden unsere Energie mit einem Luxusproblem, statt uns um ihre Belange zu kümmern. Silke Burmester legt dar, warum dieses Denken nicht hilft

Dass Frauen für ihre Teilhabe kämpfen, führt zu Genöle. Ach
Foto: rodnae prod/pexels.com

Jetzt, zum Welt Menopausen Tag, ist die vielgelobte Dokumentation „Sichtbar, stark und selbstbewusst – Die Revolution der Frauen über 50“ wieder in der Mediathek von 3sat verfügbar. Ich bin in dem 50-minütigen Wechseljahrs-Feature von Constanze Grießler und Franziska Mayr-Keber mit Palais F*luxx sehr präsent. Ich habe unglaublich viel Platz bekommen, um meine Sicht auf die Problematik der Altersdiskriminierung von Frauen jenseits der 50 – und in Wahrheit, jenseits der 40 – darzulegen. Die Filmemacherinnen haben mir zugestanden, unterschiedlichste Aspekte anzusprechen und auszuführen, weitere wurden von den anderen Protagonistinnen sehr klug und weitsichtig veranschaulicht. Neben dem vielen Zuspruch für diesen Beitrag kamen auch Mails der Kritik. Sie eint die Situation der Absenderinnen. Und ihre Intention. Die Intention ist, mir zu sagen, den Umgang mit Frauen in und nach den Wechseljahren zu beklagen, sei ein Luxusproblem. Und, ich solle mich doch mal um die wahren Probleme kümmern. Gemeint sind die der Absender*innen. Diese eint, eine ihr Leben extrem beeinflussende, beeinträchtigende und sie vom Erleben fernhaltende Erkrankung zu haben. Und das mitunter schon seit frühester Jugend oder dem Erwachsenenalter.
Das tut mir leid.
Ich verstehe die Traurigkeit.
Die Frustration.
Und in Teilen auch die Verbitterung.
Die Wut.
Nur: Hier ist der Punkt, an dem ich mich distanziere, aussteige.
Ich finde es nicht legitim, das empfundene Leid von Millionen von Frauen als nicht relevant zu bewerten, nur, weil es einigen anderen noch schlechter geht. Noch früher schlechter ging.
Wir haben kein „Luxusproblem“, wenn wir mit Ende 40 aus der Bahn geworfen werden, nur, weil manche Menschen schon seit Jahrzehnten aus der Bahn geworfen sind.
Und die Übertragung der Aufgabe, mich um „diese“ Belange zu kümmern, ist ebenso wenig berechtigt.

Nicht für alles Leid der Welt verantwortlich

Ich versuche, Abhilfe für diejenigen zu schaffen, die an demselben leiden wie ich, der Abwertung von Frauen, die nicht jung sind. Dass ich nicht denen helfe, die mit einer einschränkenden Erkrankung o.ä. auf die Welt gekommen sind, die durch diese oder ein späteres Handicap vom Leben und Erleben ferngehalten wurden, die wenig oder keinen sozialen Anschluss finden, kann man mir nicht zum Vorwurf machen. Ich bin nicht für alles Leid dieser Welt verantwortlich und habe das Recht, mich um das zu kümmern, das ich als bekümmerungswürdig erachte, auch, wenn daneben noch viel Leid besteht, das schlimmer ist als das, das zu bekämpfen ich mich entschieden habe.

Die Feindlichkeit in der Gesellschaft bekämpfen

Mein Appell ist ein einfacher: Hört auf, einen Fehler im System gegen den anderen, ein empfundenes Leid gegen das andere aufzuwiegen. Hört auf, Menschen anzugreifen, die sich für etwas einsetzen, das weniger hart ist als Euer Schicksal. Fangt an, Euch für Eure Belange einzusetzen. Wenn Ihr es nicht könnt, sucht Euch jemanden, der es in Eurem Interesse, vielleicht auch in Eurem Namen tut.
Keine und keiner, die oder der sich für eine gerechtere Welt einsetzt, hat es verdient, von denen attackiert zu werden, die in diesem Kampf nicht bedacht sind. Wir können einem Menschen, der mit Lego baut, nicht vorwerfen, dass er nicht mit Waschbeton arbeitet. Das funktioniert nicht.
Respektieren wir einander und machen wir uns nicht gegenseitig fertig dafür, dass wir uns für Dinge einsetzen, die für andere Menschen fern ihrer Interessen sind. Oder die sie als lapidar empfinden. Bekämpft die Feindlichkeit in der Gesellschaft und werdet nicht zu Feinden derer, die sie bekämpfen.

Leuchten, jetzt!

Close