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Palais F*luxx

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Tatsachenreport

Eigentlich zu Bieder – wäre jetzt auch egal

Ich bin schon länger allein. Vor Corona hat mir das nichts ausgemacht. Ich habe einen Bruder, mit dem ich sehr eng bin, und Freundinnen, die ich gern und häufig treffe, und meinen Beruf mag ich auch. Ab und zu hatte ich hier und da mal Sex. Auch mal längere Geschichten, aber nicht so, dass sie mein Leben bestimmt hätten. Sie waren ein nettes Element. Etwas, das „nice to have“ war. Und wenn mal länger nichts war, war das nicht schlimm.

Da war der Blick, der sagte: „Lass uns ficken.“

Jetzt fehlt mir der Sex. Seit einem Jahr ist alles wie in einer Blase. Ich sehe meinen Bruder nicht mehr, wir skypen nur noch, auch meine Freundinnen treffe ich viel seltener. Es gibt also kaum mehr Berührungen oder Körperlichkeit. Da trifft das Fehlen zweier Dinge aufeinander: das der Berührungen und das des Sex. Des Knutschens, Rummachens, Vögelns. Vor zwei, drei Jahren hat mich in der Straßenbahn ein Mann angestarrt. Etwa mein Alter, damals Anfang 50. Ein biederer Mann im beigefarbenen Trenchcoat. Sein Gucken war offensiv. Auffordernd. Da war kein Flirt, kein Versuch, ein Kennenlernen einzuleiten. Da war kein Fragen. Da war dieser Blick, der sagte: „Lass uns ficken.“
Ich habe ihn nicht erwidert. Der Mann kam für mich nicht infrage. Nicht attraktiv genug. Kein Charme. Einfach nur brav, bieder, langweilig.Als ich ausstieg, ging er mir nach. Er folgte mir ein paar Hundert Meter, bis ich in ein Geschäft ging. Als ich rauskam, war er verschwunden.

Ich würde die Situation jetzt gern hervorholen können

Jetzt wünschte ich, ich könnte diese Situation aus der Schublade ziehen. Ein Mann, der mich ficken will. Hier. Jetzt. Ich würde ihn ansehen, ich würde aus der Tram aussteigen. Er würde mir folgen. Ich würde in einen Hofeingang gehen und er könnte es mir machen. Falls er kein Kondom dabei hätte, müsste er mich fingern. Egal. Es würde eh sehr schnell gehen.
Irgendwie ärgere ich mich heute, es damals nicht gemacht zu haben. Gerade so, als könnte ich es wie einen Hustenbonbon, den man für Notfälle in der Handtasche dabei hat, hervorholen. Dabei hätte ich ja genügend Begegnungen der letzten Jahre, die stattgefunden haben, mit den Männern, die ich hatte. Aber irgendwie funktioniert das nicht.

B. 54

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