Frauen berichten, wie der Sex bei ihnen war
Fallen
Ich hatte die Absage schon fertig in mein Handy getippt. Für meinen niedergeschlagenen Zustand klang sie erstaunlich poetisch. Mit viel Zuspruch im Subtext. Für ihn. Auf keinen Fall wollte ich die erotische Spannung zwischen uns aufs Spiel setzen.
Unsere Treffen zu zweit sind das prickelnde Überbleibsel eines intimen, sehr besonderen Viererbundes mit unseren eigentlichen Liebespartnern. Die von diesem Zweierbund wissen und uns lassen, auch wenn es so nie gedacht war. Aber die (Un)lust entzieht sich der Lösung im Gespräch. Jetzt probieren mein Mann und ich Zugeständnisse aus. Mit gemischten Gefühlen und hohen Erwartungen, weil sie so errungen sind.
Ich löschte die Absage wieder. Mein Liebster war allein verreist und weit weg. Mein Date, ich nenne ihn jetzt einfach mal Ben, hatte bereits ein Zimmer gebucht, und ich hatte mich bei allen bis zum nächsten Tag abgemeldet. Vielleicht würde mir Sex ja guttun und mich aus diesem Stimmungstief, das mich seit Tagen niederdrückte, herausholen.
Ich trödelte beim Packen, zog mich zweimal um und verwarf die Idee, mit der Bahn zu fahren. Ich entschied mich für High Heels und rief mir ein Uber. Zu orientalischer House Musik (ALONE, Furkan Sert) glitten wir durch meine Stadt. Ben begrüßte mich in der Hotellobby, nahm meine Tasche und führte mich zu unserem Zimmer. Das war überraschend klein, das Bett auf ein Podest gebaut, davor eine Bank und die Minibar. Rechts und links ein schmaler, hoher Absatz. Wenn da mal keiner von uns fällt später, meinte er scherzhaft.
Auf der Dachterrasse rauchten wir eine Zigarette und stießen auf den vor uns liegenden Abend an. Ein kleines bisschen befangen, im Hotel waren wir noch nie gewesen vorher und immer noch fehlten die anderen zwei.
Ich zog mich um. Wir hatten beschlossen, die Location für ein uns beiden vertrautes Spiel zu nutzen. In dem ich das Sagen habe. In diese dominante Rolle bin ich hineingewachsen und spiele sie auf meine ganz eigene Weise wirklich gern. Vor allem weil diese Form der Sexualität besonders viel Vertrauen und Nähe verlangt und für Scham kein Platz ist. Das Setting, das Latex, das ich trug, mein leiser, strenger Ton, Bens kurze Antworten, seine Hingabe, all das erregte uns beide. Spornte mich an. Ich war Herrin des Spiels, das ich abbrach, neu begann, ganz wie es mir gefiel. Wenn mir vor ein paar Jahren jemand gesagt hätte, dass es mir mal gefallen würde, einem Mann den Hintern zu versohlen, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Spanking versteht man eben nur, wenn man es ausprobiert. Zu erleben, wie jemand die Kontrolle an dich abgeben will, oder besser darf, ist ein komplexes Geschehen und kann ganz schön heiß sein.
Als meine Konzentration nachließ, beendete ich das Spiel. Ich wollte Ben jetzt lieber umarmen, küssen und vögeln. Er verwöhnte mich ausgiebig mit der Zunge und seinen Fingern und nachdem ich gekommen war, breitete sich endlich Zufriedenheit in mir aus. Wir lagen eine Weile still. Ich zog die Stiefel und Strümpfe aus, rollte mich zur Seite, um aus dem Bett zu krabbeln und ins Bad zu gehen. Und da passierte es.
Trotz Beleuchtung war nicht zu sehen, wie hoch die schmale Stufe runter vom Podest war. Ich trat mit dem linken Fuß ins Leere und stürzte hart auf den Boden. Eine Millisekunde des Loslassens, gefolgt von einem kurzen, aber großen inneren Erschrecken.
Ich wusste sofort, dass mein Fuß gebrochen war. Und rührte mich nicht. Lag da wie tot. Was früher in der Wildnis bestimmt eine gute Überlebensstrategie war. Ben sprang erschrocken auf. Er versuchte mich zu trösten und bemühte sich darum, die Situation einzuschätzen. Irgendwie schaffte ich es zurück ins Bett. Ich wollte keinen Krankenwagen rufen. Das erschien mir zu dramatisch.
Ich glaube, ich hatte einen leichten Schock. Wir kühlten den immer dicker werdenden Fuß bis zum Morgen und nahmen dann ein Taxi zu dem Krankenhaus in meiner Nachbarschaft.
Ben schob mich im Rollstuhl von der Ambulanz zum Röntgen. Um mich abzulenken, kommandierte ich ihn dabei ein bisschen herum, was ihn belustigte und auch ein wenig beruhigte.
Eine Woche später wurde ich operiert. Auftreten darf ich knapp zwei Monate nicht. Ich bin ruhiggestellt. So unvermittelt von einem Zustand in einen anderen zu geraten, ist eine interessante Erfahrung. Ein Sturz wirft eine Menge Fragen auf.
Mein Liebster hat Größe bewiesen und sich jeden Spruch verkniffen. Er kümmert sich liebevoll um mich. Wir beide haben es sehr gut miteinander gerade. Ein erneuter gemeinsamer Aufbruch.
S., 57
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