Tatsachenreport
Spieleabend
Ich will auch, jammert der Mann hinter mir und drückt sich an mich. Und ich bin schneller als der, sagt er, es klingt beinahe verzweifelt.
Wie das Gezeter eines Kindes an der Kasse, das unbedingt sofort Süßigkeiten will, schießt es mir durch den Kopf. Ich unterdrücke ein
Lachen und liebkose weiter den Schwanz in meinem Mund. Der von dem Mann, der länger braucht. Du bist ein Genießer, sagst du zu ihm, und jetzt muss ich doch lächeln. Der Wievielte ist das heute Abend?
Ich trage eine Maske und sehe nicht, mit wem ich was mache.
Mir gefällt das. Keine Socken, die mich rausholen. Keine Körper, die mich nicht anmachen. Keine Blicke, die ich erwidern muss. Keine Ablenkung. Keine Scham. Zurverfügungstehen im abgesprochenen Rahmen.
Du stehst neben mir und hältst die Leine, die mit dem Halsband, das ich trage, verbunden ist. Die Männer im Raum besprechen sich mit dir. Kurze Wortfetzen. Du bist für mich da in diesem Spiel. Ich weiß, dass dir gefällt, was du siehst. Dass du ja und nein und jetzt nicht mehr sagen kannst. Ich mag das Begehren im Raum. Die Geilheit. Die Geräuschkulisse, den lauten Atem, das hemmungslose Stöhnen, das leise Lachen. Wie schön sie sich anfühlt, sagt einer. Gut macht sie das, ein anderer.
Ich bin nicht wirklich erregt. In meinem Kopfkino sind es geile Männer, die mich wollen. In echt stößt die Fantasie schnell an ihre
Grenzen. Zu viel Gewimmel. Ich lasse mich weiter genießen, gebe, denke an den Muskelkater, den ich morgen haben werde. Wie soziales Lernen war das, wirst du später sagen und wir werden lachen. Stimmt. Ich lerne über andere und von den anderen, am meisten lerne ich über mich.
Dass ich es mag, benutzt zu werden. Dass ich genieße, wenn ich genossen werde. Dass mich Begehren fasziniert. Ich verstehe, dass Kopfkino Kopfkino ist und bleibt. Irgendwann ist es genug, wir gehen in die Bar und tanzen zu einem schlechten Schlager. Dann möchte ich nur noch ins Bett. Mit dir.
O., 55