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Palais F*luxx

Online-Magazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre

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Tatsachenreport

Frauen berichten, wie der Sex bei ihnen war

Der Anfang

Endlich Freitag. Ich stehe mit meiner Reisetasche in der vollen S-Bahn. Mein Handy vibriert, eine Nachricht. „Erster Wagen, erste Tür.“ Ui, wie aufregend.
Vor drei Wochen hatten M. und ich uns bei einem Seminar wiedergesehen. Wir hatten letztes Jahr schon zwei Seminare gemeinsam besucht und ich hatte mich sehr gefreut, als ich seinen Namen in der Teilnahmeliste sah. Am Ende des Seminars haben wir Kontaktdaten ausgetauscht. Kaum war ich einen Tag zuhause, kam die Nachricht: „Ich habe mich auch zu dem nächsten Seminar angemeldet, fahren wir zusammen mit dem Zug?“ Klar. Das Seminar sollte erst samstags beginnen. M. stellte schnell fest, dass es unmöglich wäre, erst am Samstag anzureisen. „Ich habe ein Zimmer für uns gefunden“, lautete die nächste Mail. Was jetzt? Ein Zimmer für uns? Rot werden, Schnappatmung. Meint er das, was ich meine? Will er das, was ich will? Will ich? Was will ich? Wie soll ich ihn per Mail fragen, wie er das meint? Herrgott! Wir sind doch erwachsen. Was ist dabei, im gleichen Zimmer zu übernachten?
Der Zug fährt ein. Da ist er, M. Hat uns einen schönen Platz im ersten Wagen ergattert. Wir umarmen uns zur Begrüßung, alte Kumpels. Unser viertes gemeinsames Seminar. Er macht mir ein Kompliment wegen meiner Jacke. Er sagt immer irgendetwas Nettes über meine Kleidung, meine Frisur. Wir fahren. Unterhalten uns. Leicht. Episodenhaft. Berühren uns ganz selbstverständlich. Steigen um. Fahren weiter und kommen an.
Im Quartier gibt man uns den Schlüssel. Auf dem Weg zum Zimmer witzeln wir, dass man uns gar nicht gefragt hat, ob wir verheiratet sind. Wir sind verheiratet. Beide.
Das Zimmer ist unterm Dach. Es ist geräumig und hat ein Doppelbett in der Mitte. Ich schlucke.
Wir legen unsere Taschen und Jacken ab. Machen uns frisch. Wollen noch essen gehen. Er öffnet die Fenster. Ein bisschen frische Luft schadet nicht. Es sind nur zwei einzelne, schmale Gaubenfenster. „Guck mal da. Da ist es so hell, ist das der Mond?“ Oh, Mann. Mehr Klischee geht nicht. Aber irgendwie müssen wir ja rausfinden, was in den nächsten zwei Nächten passieren wird. Ich gehe zum Fenster um rauszusehen. Eine schöne Stadt, in der wir hier gelandet sind. Wir können nicht nebeneinander am Fenster stehen, die Gaube ist zu schmal. Er steht hinter mir. Fasst meine Schultern. Mein Pullover ist nicht ganz zufällig der weichste, den ich habe. Ich lehne mich an ihn, er lehnt sich an mich. Es ist schön. Sehr schön.
Er greift nach meinen Haaren. Ein langer, geflochtener Zopf. Ich gestatte ihm, den Zopf zu öffnen. Er macht das langsam, sorgfältig und sehr zärtlich. Lässt die einzelnen Strähnen durch seine Finger gleiten. Genießt es. Hat jemals jemand so meinen Zopf geöffnet? Hat das überhaupt schon mal jemand getan?
Während ich noch irgendetwas zusammenkrame, bevor wir gehen, fragt er mich: „Bist du deinem Mann treu?“ „Nein.“
Wir gehen essen. Trinken dazu Bier in Maßen und unterhalten uns wieder ausgezeichnet. Es liegt schon viel Leben hinter uns. Ich bin 54 und er wird in einer Woche 63.
Ich bezahle, weil er das Zimmer bezahlt hat. Auf der Straße beschließen wir, noch etwas spazieren zu gehen, bleiben aber stehen. Nehmen uns in die Arme. Wir küssen uns.
Später wird er sich dafür bedanken, dass ich ihn zuerst geküsst habe. Händchenhaltend gehen wir zum Fluss.
Wie unterschiedlich Hände sind. Seine sind klein und weich.
Lange halten wir die Spannung nicht mehr aus. Wir gehen auf unser Zimmer. Er legt sich aufs Bett, ich lege mich dazu. Wir streicheln und küssen uns mit einer Zärtlichkeit und Leidenschaft, die wir ganz außergewöhnlich finden. Irgendwann ist Schlafenszeit. Er sagt, er wolle noch duschen, dann müsse er das nicht am Morgen. Ich bin etwas überrascht, aber das Konzept, sich vor dem Sex zu duschen, gefällt mir. Die Duschen sind auf dem Gang. Ich beschließe, auch zu duschen. Was soll ich danach anziehen? Das mitgebrachte Nachthemd wirkt so „Wir gehen jetzt artig ins Bett“, das habe ich eigentlich nicht vor. Ich beschließe, nur den kurzen Rock und das T-Shirt wieder anzuziehen, um nicht nackt über den Flur zu laufen, Strumpfhose, Slip, BH und Pullover lasse ich weg.
Er liegt auf dem Rücken auf dem Bett, als ich ins Zimmer zurückkomme. Sehr züchtig mit frischem, weißem T-Shirt und sehr züchtiger roter Unterhose. Ich bin etwas überrascht, hatte ihn nackt erwartet. Ich lege meine Sachen ab und gehe zu ihm. Setze mich auf ihn. Er registriert, dass ich unter dem T-Shirt nichts anhabe. Es gefällt ihm. Wir küssen uns. Er hat sich rasiert. Seine Haut ist ganz weich und es ist unheimlich schön, ihn zu küssen. Während wir uns küssen und streicheln, reden wir die ganze Zeit. Das schafft so viel Vertrautheit und so viel Möglichkeit, die Situation zu kontrollieren und zu steuern. Seine Hand streicht meinen Oberschenkel hoch und er bemerkt, dass ich keinen Slip trage. Das macht ihn sehr an und überhaupt müssen jetzt die Kleider weg. Sein T-Shirt, mein T-Shirt, seine Unterhose, mein Rock, endlich können wir gegenseitig unsere Haut spüren. Sein Körper ist genau das, was ich jetzt will. Seine Haut ist weich und es gibt nichts, was mich stört oder abschreckt. Sein Körper ist fest, aber nicht hart. Einfach nur gut.
„Zwei ernste Dinge noch, bevor wir weitermachen“, sage ich. „Erstens: Verhüten müssen wir nicht. Die Zeiten sind vorbei. Zweitens: Auf welche Zeit soll ich den Wecker stellen?“
Wir sind beide nackt und begierig, ich will auf ihm reiten, sage es ihm. Habe Sorge, dass ich ihn mit meiner Begierde verschrecke (ich habe da so meine Erfahrungen). Versuche, mich zu zügeln. Ich bin oben, habe die Kontrolle über die Situation, will ihn in mich aufnehmen. Er nimmt meine Hüften und stößt zwei Mal zu und zieht sich wieder zurück. Falls es noch ein Eis zu brechen gab, dann ist es jetzt gebrochen. Wir beginnen einen wilden Tanz aus Küssen, Haut, Umschlingen und ich beginne auf ihm zu reiten. Mich mit ihm zu nehmen. Seinen Penis in mir zu haben ist wunderbar. Ich weiß, wie ich es machen muss, damit es mir gefällt und das gefällt ihm auf doppelte Weise. Wir passen gut ineinander, alles ist neu, aber nicht fremd. In der Erinnerung vermischt sich alles. Wir wechseln zwischen wild und zärtlich, liebevoll und ruhig. Und reden immer wieder. Aktives Feedback. Ich reite auf ihm zu meinem Orgasmus und bin so glücklich und dankbar und auch für ihn ist es schön. Er beherrscht seinen Körper, hält seinen Orgasmus zurück und wartet, bis er an der Reihe ist. Und dann ist es so weit und ich genieße auch das. Bin dankbar, Teil seiner Lust zu sein und schweißgebadet geht unser erstes Mal zu Ende.
Wir reden wieder. Seine Stimme ist so schön. Immer wieder gibt es ein neues Thema. Es sind sehr persönliche Themen. Er spricht von Dingen, die ihn belasten, von seiner Unsicherheit, von Ängsten. Wir sprechen über unsere Ehen. Von sexuellen Erlebnissen, den Abenteuern des Lebens. Und natürlich lachen wir auch wunderschön. Es ist so viel Nähe zwischen uns. Die Nähe weckt die Begierde und wir treiben es ein zweites Mal. Diesmal ist er oben und er ist wahnsinnig. Er hat so viel Kraft und Energie und Ausdauer. „Ja, fick mich“, rufe ich ihm zu. Er ist überglücklich, dass ich ausspreche, was ich will und stößt so wunderbar zu, dass es mich immer noch durchzuckt, während ich es aufschreibe und daran denke.
Jetzt ist wirklich Schlafenszeit. Die Nacht mit einem fremden Mann zu verbringen, das habe ich wirklich schon sehr lange nicht getan. Er warnt mich, dass er vielleicht schnarchen könne, dann solle ich ihn wecken. Wir legen uns jeder auf eine Bettseite und versuchen zu schlafen. Ich bin so beseelt und so dankbar. So voll von Sex und Entdeckungen. Ab und zu schnarcht er tatsächlich und es stört mich kein bisschen. Irgendwann schlafe ich ein.
Ich wache langsam und etwas früher als der Wecker auf. Ein neuer Tag und neben mir M. Mit dem ich so schönen Sex hatte. Bei der Erinnerung regt sich sofort wieder die Lust. Ich würde mich gerne von hinten vögeln lassen. Wir werden beide wach und begrüßen uns zärtlich. Ich hab Lust auf ihn, er auch. „Wie würdest du es jetzt gerne tun?“, frage ich ihn. Er ist geflasht von der Frage. „Ich würde dich gerne von hinten nehmen.“ Bingo! Ich liebe diese Stellung. Vielleicht auch, weil ich weiß, dass ich so nicht zum Orgasmus kommen kann. Dafür kann ich mich vollkommen aufs Genießen konzentrieren. Und wir müssen es ja nicht ausschließlich so machen. Tun wir auch nicht.
Wir sind im 7. Himmel. So viel richtig guten Sex in so kurzer Zeit. Wann hatten wir das zuletzt? Beseelt gehen wir zum Frühstück.
Das Seminar beginnt und erfordert erwartungsgemäß unsere ganze Aufmerksamkeit. Ab und zu lächeln wir uns zu, haben uns aber vorgenommen, nicht zu erkennen zu geben, was mit uns gerade passiert.
Nach dem Abendessen treffen sich einige noch in der Kneipe. Wir gehen erst mal in unser Zimmer. Legen uns auf Bett. Wir reden und streicheln uns und freuen uns ununterbrochen, wie schön das ist. Wir gehen dann doch noch auf ein Bier in die Kneipe und dann noch eine Runde durch die Stadt, aber unser eigentliches Ziel ist ein anderes.
Ich bin mir unsicher, ob sich die Erlebnisse der vorangegangenen Nacht reproduzieren lassen. Aber meine Sorge ist unbegründet. M. hat sich bewundernd geäußert, wie gut ich mich auf ihm bewegen kann. Wie beweglich mein Becken ist. Wie toll sich das für ihn anfühlt. Das spornt mich an und als ich jetzt auf ihm reite, reite ich mit ihm. Spüre ihn in mir nicht nur um meiner Lust willen, sondern versuche, meine Lust mit seiner Lust zu steigern. Es entsteht ein Zusammenspiel und es ist wie Musik. Es ist eine Symphonie zu zweit, deren Klänge uns davontragen. Es ist gigantisch und ich platze vor Dankbarkeit. Unser beider Leben, unser beider Erfahrung, erst das kann so etwas hervorbringen. Und weil es so schön war, schlafen wir an diesem Abend noch ein weiteres Mal miteinander und jetzt kennen wir einander schon besser und trauen uns mehr und es ist nie stumm und wir reden und fragen und kommentieren, spornen an, stöhnen und sind laut und ich fühle mich danach high und wie bekifft und maßlos glücklich.
Am nächsten Morgen erzählt mir seine wunderbare Stimme, wo und wie er mich berühren will und fragt mich, wie ich die Stellen meines Körpers benenne, die mir Lust bereiten. Er hat dafür viel schönere Worte als meine lateinischen und aus seinem Mund klingt sowieso jedes Wort so schön, dass ich keine Probleme habe, sehr feucht zu werden. Und dann beginnt er mich mit einer Hand zu streicheln und ich muss nichts sagen und seine Hand nicht lenken. Ich muss nicht sagen „mehr da“ oder „weniger da“ oder „da fester“. Ich muss nichts sagen. Er macht alles genau richtig. Genauso, wie ich es machen würde. Als sei mir ein dritter Arm gewachsen, der genauso mit meinem Hirn verbunden ist wie die beiden anderen. Er bringt mich genau mit der Langsamkeit und mit der Geschwindigkeit und mit der Zärtlichkeit zum Orgasmus, wie ich es gemacht hätte und darf mir dabei zusehen, wie ich komme. Und ich kann das zulassen und genießen. Und dann vögeln wir noch ein weiteres wunderbares Mal miteinander und er füllt mich ein weiteres Mal mit seinem Sperma, zum sechsten Mal an diesem Wochenende. Und wir sind immer noch 54 und fast 63 Jahre alt und nichts ist zu Ende, sondern alles fängt gerade erst an.

Der »Sex der Woche« wird anonym veröffentlicht. Wenn Du erzählen möchtest, wie es bei Dir kürzlich war, mail uns (mit Angabe Deines Alters) unter: mail@palais-fluxx.de.
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