Unterwerfung, na und?!
In den letzten Wochen verfolgte ich auf Social Media eine hitzige Diskussion. Es ging um die Frage, welcher Sex eigentlich für eine Frau ok ist. Richtig gelesen. Es gibt in unserer Woke-Gesellschaft leider mittlerweile eine weibliche Erotikmoralpolizei, die meint definieren zu können, welche erotischen Spiele sich eine Frau erlauben darf und welche nicht. Entzündet hatte sich die Auseinandersetzung an einem Post, in dem eine Frau schrieb, wie sehr sie Unterwerfungsspiele genieße. Na, da war was los. Dieser Frau wurde sofort vorgeworfen, unfeministisch zu handeln und Frauen eine Art Unterdrückungssex schmackhaft machen zu wollen. Was für ein Quatsch!
Allerdings kenne ich diese Diskussion auch aus meinem privaten Umfeld. Wenn ich mal fallen ließ, es durchaus reizvoll zu finden, wenn man mir ab und zu den Hintern versohlt, erntete ich meist entsetztes Kopfschütteln. Auch meine Zuneigung zu gelegentlichen Fesselspielen wurde hinterfragt. Mir ist das ziemlich schnuppe. Keine Frau sollte sich für ihren Kink rechtfertigen müssen. Solange alles in gegenseitigem Einvernehmen geschieht, ist doch alles in Ordnung. Mach das, was dich anmacht. Feminismus hat für mich auch ganz viel mit Selbstermächtigung zwischen den Federn zu tun. Wir Frauen verbieten uns ohnehin schon so viel. Aus Angst vor kritischen Reaktionen, als Schlampe zu gelten oder irgendeinen anderen unschönen Stempel abzubekommen.
Erlaube dir, was dir sexuell guttut
Dies ist also mein Plädoyer, sich alles zu erlauben, was einem selbst guttut und bei dem niemand anderes zu Schaden kommt. Dazu gehört auch, Sehnsüchte nach Unterwerfung auszuleben. Magst du es, beim Sex krass beschimpft zu werden? Go for it. Ich kenne eine Menge selbstbewusster Frauen, die eben im Bett mal das ganze Gegenteil von stark sein wollen. Bis hin zur Sklavinnenrolle. Wichtig ist, mit dem oder der Partner:in die Ebenen zu klären. Ich kann im Alltag unabhängig und stark sein sowie Respekt einfordern und beim Sex dennoch gerne die Kontrolle abgeben. Ganz nach dem Motto: Was in Vegas passiert, bleibt in Vegas …
Vor Jahren lernte ich eine toughe Anwältin kennen, die darauf stand, sich beim Gruppensex von zahlreichen Männern benutzen zu lassen. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, sie dafür zu verurteilen oder es ihr auszureden. Es war sowas von eindeutig, dass sie den Sex genoss, danach wieder ihren Hosenanzug anzog und mit erhobenem Haupt und entspanntem Körper ihren Fällen nachging. Ich sah darin überhaupt keinen Bruch. Im Gegenteil – sie war für mich ein Vorbild, die inneren Barrieren abzubauen und die eigenen Sehnsüchte ohne Wenn und Aber auszuleben. Denn in der Unterwerfung kann ebenso viel Hingabe stecken wie im Ausleben von Dominanz.
Insofern finde ich es extrem schwierig, wenn mir andere Frauen nun aus falsch verstandenem Feminismus oder aufgrund von Woke-Trends vorschreiben wollen, wie meine Sexualität auszusehen hat. No, Sisters. Lasst uns vielmehr gemeinsam dafür kämpfen, auch in der Erotik das sein zu dürfen, was wir wollen. Stark, schwach, Vanillasex-Liebhaberin, bourgeoise Bitch, unterwürfige Hündin oder knallharte Domina. Im Zweifelsfall entscheiden wir uns für alle Spielarten. Schließlich hat das Jahr 365 Tage. Also jede Menge Zeit für sinnliche Abenteuer.
Suzette Oh ist im besten Alter, um die richtige in Theorie und Praxis erfahrene Sexpertin für uns zu sein. Tatsächlich hört sie außerhalb der gedämmten Wände auf einen anderen Namen, möchte aber auch weiterhin die Bestellung für ihre Schwarzwälderkirschtorte zum Geburtstag aufgeben, ohne dass die Verkäuferin kreischt: „Ich kenn Sie! Sie sind die tolle Sex-Kolumnistin!“
Wer jetzt schnell mehr von ihr lesen möchte, klickt auf die Links. Suzette Oh hat nämlich bereits aussagekräftige Bücher veröffentlicht, als da wären ihr „Pussy Diary“ und ihre erotische Phantasien in Bezug auf das Erben eines Hauses. Bzw. ein Hotel der Lust.
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