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Palais F*luxx

Online-Magazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre

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Suite Suzette

Frauen wollen öfter

Suzette Oh – unsere Kolumnistin weiß, was sie möchte. Jeden zweiten Donnerstag besuchen wir sie in ihrem Boudoir und lauschen ihrem Bettgeflüster

Zu den hartnäckigsten Sex-Mythen gehört, dass Männer öfter wollen als Frauen. Da sage ich nur mit hochgezogener Augenbraue Papperlapapp! Das hätte das männliche Geschlecht vermutlich gerne so, aber von der Wissenschaft wurde dies längst widerlegt. Zwar liegt der Lustpegel in jüngeren Jahren bei Männern höher als bei Frauen, ab 30 ändert sich die Lage aber entschieden. Und spätestens mit 40 drehen Frauen richtig auf und überfordern damit sogar häufiger ihre Partner. Ich kann das aus eigener Praxis nur bestätigen: Bis Ende 30 war ich ein monogames Mauerblümchen, kaum 40 explodierte etwas in mir, das mir völlig neue Welten eröffnete. Und die waren sehr lustvoll und lebensbejahend.

Wie kommt es aber dann, mag sich die Leserschaft fragen, dass es um die Sex-Häufigkeit in einer Beziehung immer wieder zu Streit kommt? Und meist die Männer jammern, sie kämen zu kurz. Liebe Kerle, jetzt müsst ihr stark sein: Eine US-Studie hat nämlich herausgefunden, dass sich Frauen schon nach relativ kurzer Zeit in Beziehungen im Bett einfach zu Tode langeweilen und deshalb keine Lust mehr haben. Ups! Der amerikanische Kolumnist Daniel Bergner hat vor einigen Jahren zu diesem Thema ein höchst bemerkenswertes Buch geschrieben: „Die versteckte Lust der Frau“. Und das kann ich nur allen ans Herz legen.

Kopf und Körper sind widersprüchlich

Eine weitere These aus dem Buch – übrigens auch längst wissenschaftlich untermauert: Wenn Frauen ihrer Lust folgen würden, wären sie vermutlich auch nicht monogam, sondern würden sich mit Gott und der Welt vergnügen. Was die meisten freilich auf Nachfragen nie zugeben würden. Denn leider leben wir ja in einer Welt, die sexuell unabhängige Frauen als Schlampen brandmarkt, während Männer natürlich die tollen Hechte sind, wenn sie zahlreiche Gespielinnen hatten. Weshalb man bei Sex-Umfragen auch nie den Antworten der Frauen glauben sollte. Sie antworten nämlich im Sinne dessen, was die Gesellschaft von ihnen erwartet. Heilige statt Hure. Leider ist es so simpel. Herausgefunden hat das eine amerikanische Psychologin, die Bergner auch in seinem Buch zitiert. Sie hat z. B. Frauen die gleichen – teils harten – Pornos schauen lassen wie Männer. Danach hat sie die Frauen befragt, ob die Filme sie erregt hätten, was diese unisono verneinten. Die Wissenschaftlerin hatte jedoch auch eine Körpermessung vorgenommen und fand heraus, dass die Frauen verdammt erregt waren. Da haben wir es wieder. Der Kopf der Frauen beim Sex ist die eine Sache. Der Körper eine ganz andere.

Frauen und Monogamie? Eher keine gute Kombi

Warum schreibe ich das alles hier? Weil ich glaube, dass viele Frauen mit ihren eigenen sexuellen Widersprüchen hadern und sich deswegen lustvolle Erfahrungen versagen. Tut das nicht, liebe Schwestern. Das Leben ist zu kurz. Vor allem, um sich darum zu kümmern, was der eine oder andere über einen denken könnte. Als ich mein erstes Pornobuch geschrieben hatte, stellte sich auch erst mal das große Muffensausen ein. Natürlich zerrissen sich ein paar Leute furchtbar das Maul, aber es waren Menschen, die mir eh nicht wichtig waren. Weder kündigte mir ein Kunde, noch wandte sich das enge Umfeld von mir ab. Im Gegenteil: Gerade viele Frauen sagten mir, dass sie meinen Mut cool fänden und selbst gerne mehr davon hätten.

Mutig wurde ich allerdings erst mit Mitte-Ende 40. Mir wurde einfach klar: Wenn ich jetzt nicht anfange, meine eigene innere Wahrheit zu leben, würde ich es nie tun und dies eines Tages schwer bereuen. Das war mein Wake-up Call. Und der kann und darf auch noch kommen, wen man schon 60 oder älter ist. Why not? Hauptsache, ihr lasst Euch von Eurer Ratio nicht vorschreiben, was ihr sexuell zu tun oder zu lassen habt. Hört auf Euren Körper, der sagt Euch schon, wo die Lust Euch hintragen soll.

Suzette Oh ist im besten Alter, um die richtige in Theorie und Praxis erfahrene Sexpertin für uns zu sein. Tatsächlich hört sie außerhalb der gedämmten Wände auf einen anderen Namen, möchte aber auch weiterhin die Bestellung für ihre Schwarzwälderkirschtorte zum Geburtstag aufgeben, ohne dass die Verkäuferin kreischt: „Ich kenn Sie! Sie sind die tolle Sex-Kolumnistin!“
Wer jetzt schnell mehr von ihr lesen möchte, klickt auf die Links. Suzette Oh hat nämlich bereits aussagekräftige Bücher veröffentlicht, als da wären ihr „Pussy Diary“ und ihre erotische Phantasien in Bezug auf das Erben eines Hauses. Bzw. ein Hotel der Lust.
Suzette Oh auf Instagram

Illustration: Katharina Gschwendtner

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