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Palais F*luxx

Online-Magazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre

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Suite Suzette

Wasserspiele

Suzette Oh – unsere Kolumnistin weiß, was sie möchte. Jeden zweiten Donnerstag besuchen wir sie in ihrem Boudoir und lauschen ihrem Bettgeflüster

Alle sind im ChatGPT-Rausch. Das Programm kann wissenschaftliche Aufsätze und Bewerbungen schreiben und Geschichten erfinden. Ich frage mich also, ob die künstliche Intelligenz wohl auch demnächst meine Kolumnen übernehmen könnte. Dann hätte ich mehr Zeit für Sex. Doch leider zieht das Programm bei Erotik die Grenze. Keine Hilfe der KI. Typisch amerikanische Prüderie. Ich werde also die Suite Suzette weiter handklöppeln. Apropos Grenze: Ich finde ja, man sollte so viel wie möglich in seinem Leben ausprobieren. Das gilt auch für Erotik. Natürlich nur, was moralische Grenzen einhält und in bestem Einvernehmen geschieht.

Vor ein paar Jahren datete ich einen Anwalt einer großen Wirtschaftskanzlei. Wir verbrachten die meisten Mittagspausen in einem Hotel um die Ecke seines Büros. Obwohl ich ihn hot, hot, hot fand und er mich auch, spürte ich, dass er mit angezogener Handbremse unterwegs war. Also fragte ich ihn eines Tages, ob er irgendetwas vermisse. Und das tat er. Er hatte nämlich einen kleinen Fetisch. Er ließ sich liebend gern von seinen Liebhaberinnen anpinkeln. Als er mit der Sprache herausgerückt war, fragte er mich, ob ich schockiert sei, was ich verneinte. Natürlich wusste ich schon lange von gewissen Wasserspielen, hatte aber eher wenig Erfahrung damit. Ich war jedoch sofort bereit, das zu ändern.

Vor dem nächsten Date bereitete ich mich generalstabsmäßig vor. Sprich, ich trank drei Liter Wasser und verkniff es mir, auf die Toilette zu gehen. Als ich den Anwalt traf, war meine Blase maximal unter Spannung. Wir machten ein wenig rum und gingen dann ins Bad. Er legte sich in die Badewanne, ich stand über ihm. Doch nichts passierte. Wo ich noch vor dem Date das Gefühl hatte, ich müsste sofort zur Toilette stürzen, kam jetzt kein Tröpfchen aus meinem Körper. Wie sehr ich mich auch anstrengte, es war nichts zu machen. Wir lachten die Situation weg, ich musste mir jedoch eingestehen, dass mich Wasserspiele offensichtlich nicht so anmachten wie ihn. Die Affäre lief sich dann schnell tot.

To pee oder not to pee

Doch Karma entpuppte sich als Bitch. Nur ein paar Wochen später traf ich auf einer Party einen Start-up-Unternehmer. Mir gefiel seine leicht aggressive Art, mich anzumachen. Sollte er doch ein wenig den Dom spielen. Später am Abend landeten wir in seiner Wohnung mit Blick auf den Potsdamer Platz in Berlin. Wir kamen ohne Umschweife zur Sache. Nach der zweiten Runde bat er mich ins Bad. Oh oh, Nachtigall, ick hör dir trapsen, dachte ich nur bei mir. Ich sollte in die Dusche gehen und mich auf den Boden kauern. Kaum saß ich, spürte ich einen harten Strahl meinen Körper hinuntergleiten. Dass er mich ungefragt anpinkelte, war für mich eigentlich ok. Schließlich hatte ich geahnt, was kommen würde. Ich sah jedoch seinen verächtlichen Gesichtsausdruck dabei und das war für mich dann der Dealbreaker. Sexspiele ohne Respekt gehen nämlich gar nicht. Und auf Erniedrigung stehe ich überhaupt nicht. Den Kerl sah ich somit nie wieder.

Ein paar Wochen später befragte ich eine Bekannte, die als Escort arbeitet, nach ihren Erfahrungen zu dem Thema. Sie meinte, Wasserspiele würden weit weniger nachgefragt, als sie anfangs gedacht hätte. Die meisten Männer wollten nur quatschen und bevorzugten 08/15-Sex. Die beiden Male, wo Männer sie anpinkeln wollten, hatte sie sich fürstlich dafür entlohnen lassen und den Rest des Monats freigemacht. Weil sie den – hohen – Preis festgesetzt hatte, fühlte sie sich als Siegerin über die Wünsche der Klienten.
Monate nach meinen Begegnungen mit den Pinkel-Liebhabern gabelte ich einen Musiker auf, der immer am Wochenende in einer Hotelbar um die Ecke meiner Wohnung spielte. Er war echt heiß und teilte mir von Anfang an mit, seine Vorliebe seien feuchte Spiele. Innerlich rollte ich mit den Augen, beschloss aber, dem Ganzen nochmal eine Chance zu geben. Beim nächsten Mal kam er zu mir inklusive einer großen Gummiauflage, die er auf meinem Wohnzimmerboden ausrollte. Ok, immerhin wollte er meinem Parkett keinen Schaden zufügen. Ich fand die ganze Situation eher kurios und war froh, dass ich nicht wieder auf Knopfdruck funktionieren musste. Wir spielten ein wenig, doch als es zum Vollzug kommen sollte, konnte mein Gefährte nicht. Er schlug daraufhin vor, ein paar harte Pinkelpornos zu schauen. Und während er wie gebannt dabei zuschaute, wie Frauen von den Typen in den Filmen regelrecht begossen wurden, holte er sich einen runter. Ich lag unbeteiligt auf der Gummimatte und ging im Kopf meine Aufgabenliste für den nächsten Tag durch.
Am Ende entschuldigte er sich und verschwand auf Nimmerwiedersehen. Mit seinem Verschwinden machte ich endgültig einen Haken ans Thema Wasserspiele. Es geht doch nichts über eine gepflegte Vögelei ohne nasses Zusatzprogramm.

Suzette Oh ist im besten Alter, um die richtige in Theorie und Praxis erfahrene Sexpertin für uns zu sein. Tatsächlich hört sie außerhalb der gedämmten Wände auf einen anderen Namen, möchte aber auch weiterhin die Bestellung für ihre Schwarzwälderkirschtorte zum Geburtstag aufgeben, ohne dass die Verkäuferin kreischt: „Ich kenn Sie! Sie sind die tolle Sex-Kolumnistin!“
Wer jetzt schnell mehr von ihr lesen möchte, klickt auf die Links. Suzette Oh hat nämlich bereits aussagekräftige Bücher veröffentlicht, als da wären ihr „Pussy Diary“ und ihre erotische Phantasien in Bezug auf das Erben eines Hauses. Bzw. ein Hotel der Lust.
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