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Lesen oder Lassen?

Buchvorstellung: „Cold Case – Das gezeichnete Opfer“

Bildmontage: Brigitta Jahn


Worum geht es?

„Kriminalroman“ steht auf dem Cover, das aussieht wie Tausend andere, in denen Spannung drin ist. Irgendwie blau und gelb und große Titel-Buchstaben. Tess Hjalmasson, bei der Kriminalpolizei zuständig für die Abteilung der Cold Cases, der alten, nicht aufgeklärten Fälle, findet eine Verbindung zwischen dem aktuellen Mord an einer Künstlerin und dem an einem jungen Pianisten vor 15 Jahren.

Was kann das Buch?

Was leuchtet denn da und wieso ist so ein Liegt-in-jeder-Bahnhofsbuchhandlung-Krimi hier eine Empfehlung wert?
Weil die Autorin sich entschieden hat, die Geschichte sehr unkonventionell damit zu beginnen, dass ihre lesbische Ermittlerin eine Kinderwunschklinik besucht. Es ist nun mal (leider) noch besonders, wenn jemand mit einer solch großen Selbstverständlichkeit einen Krimi auf diese Art erzählt und sich für eine homosexuelle Ermittlerin entscheidet. Dass das dann aber nicht bei jeder Gelegenheit mit großem Bums und Beleuchtung in den Fokus gerückt wird, macht diese Reihe für mich empfehlenswert. Insgesamt ist es eine spannende Geschichte mit interessanten Charakteren, die auf Serie angelegt sind. Wer Spannung mit besonderen Wendungen sucht, bekommt sie hier.

Warum sollte mich das interessieren?

Es gibt eine Szene in diesem Krimi, in dem ein Journalist die Ermittlerin fragt, warum nicht alle Kraft auf die beiden aktuellen Mordfälle in Malmö gelenkt wird, und man sich stattdessen mit diesem altem beschäftigt. Die Kommissarin antwortet: „Wie bewertet man ein Leben? …ich als Leiterin des ColdCase-Teams glaube, dass es aus moralischer wie aus gesellschaftlicher Perspektive wichtig ist zu zeigen, dass wir alles tun, um auch ältere Verbrechen aufzuklären.“

Immer wieder beschäftigt sich auch die deutsche Kriminalpolizei mit alten ungelösten Mordfällen. Durch neue wissenschaftliche Arbeitsmethoden, wie zum Beispiel die Verbesserung der DNA-Untersuchungen, können mitunter 20, 30 Jahre nach der Tat diese Fälle letztendlich gelöst werden.

Warum ist die Autorin interessant?

Tina Frennstedt arbeitet in Stockholm als Kriminalreporterin beim schwedischen Fernsehen. Auch hier hat sie sich auf die sogenannten Cold Cases spezialisiert. „Das gezeichnete Opfer“ ist der zweite Band ihrer Cold Case-Reihe (man kann ihn aber unabhängig vom ersten lesen), bei der sie sich an realen Fällen orientiert. In diesem Buch gibt es Parallelen zu dem unaufgeklärten Mord an dem Studenten Niklas Elmberg im Jahr 1991. In ihrer Danksagung erklärt die Autorin: „Ich hoffe, dass ich durch meine Bücher zu einem besseren Verständnis dafür beitragen kann, warum es so wichtig ist, Cold Cases zu lösen.

Kostprobe:
„Es gab nur weniges, was Polizeikommissarin Tess Hjalmarsson wirklich aus der Fassung bringen konnte. Selbst im heftigsten Sturm stand sie mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Aber in einem hellen, harmonisch eingerichteten Wartezimmer zu sitzen, in dem Kerzen brannten und meditative Musik aus den Lautsprechern drang, machte sie schrecklich nervös. Mit der Hand strich sie über das graue Schaffell auf dem Sofa. In einem Regal standen Spielzeug und Kinderbücher. Noch konnte sie einfach gehen, einfach aufstehen und durch die Tür verschwinden. Niemand würde etwas sagen, seine Meinung dazu äußern oder protestieren. Sie hatte niemandem etwas versprochen, außer sich selbst. Und genau das war so unheimlich. Sie konnte niemanden enttäuschen, außer sich selbst …“

Tina Frennstedt: „Cold Case- Das Gezeichnete Opfer“, Lübbe, 12 Euro
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Rezension: Anja Goerz


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