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Palais F*luxx

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Lesen oder lassen?

Buchbesprechung: „Ich bin nicht ganz dicht“

Worum geht es?
Luce Brett wird nach der Geburt ihres ersten Kindes inkontinent. Und zwar so richtig. Sie ist schockiert, verzweifelt, mutlos, panisch. Mit Anfang 30 fürchtet sie, dass ihr Leben zu Ende ist. Doch es gibt Hoffnung. Und Heilung.

Warum ist das gut?
Weil ein Tabuthema mit typisch britischem Humor beschrieben wird. Die Engländerin Luce Brett erzählt ihre eigene Geschichte. Beschreibt die Fakten mit ihren eigenen Worten, lässt uns an ihrer Verzweiflung und Traurigkeit teilhaben, nimmt uns mit durch ihre schlimmsten Phasen. Und klärt uns auf ihre unnachahmliche Art über den Umgang mit Inkontinenz und Behandlungsmöglichkeiten auf.

Warum sollte mich das interessieren?
Weil Inkontinenz keine Frage des Alters ist. Und auch nicht bedeutet, für den Rest des Lebens in Windelhosen oder mit dicken Einlagen unterwegs zu sein. Es gibt Heilung (wenn auch nicht für alle) und Möglichkeiten, mit Inkontinenz (relativ) gut zu leben.

Ist das spannend zu lesen?
Ja, sehr. Ich habe das Problem bisher für eine Altersfrage gehalten. Ist eben so, muss man oder frau durch und mit leben. Nee, eben nicht. Außerdem mag ich den britischen Schreibstil, den so viele Frauen draufhaben: ironisch, sarkastisch, liebevoll. So wenig steif-deutsch-negativ. Sehr unterhaltsam, trotz des erstmal ungewöhnlichen Themas. An vielen Stellen hat es mich sehr berührt, an anderen fassungslos gemacht. Um am Schluss nicht mehr peinlich berührt zu sein und mich für Inkontinenz zu schämen.

Warum sollte ich das lesen?
Weil das Buch hilft, der Angst vor Inkontinenz etwas entgegenzusetzen, und sagt, was frau dagegen tun kann. Und beim Lesen noch Spaß macht.

Über die Autorin

Luce Brett (@lucebrett bei Twitter), geboren 1977, wuchs in London auf. Wie für so viele Mädchen waren Teenagerzeitschriften und Tamponanleitungen die Grundlage für ihr Wissen über den eigenen Intimbereich. Was sie natürlich nicht vorbereitete, auf Geburtsverletzungen und Inkontinenz. Heute spricht die Schriftstellerin und zweifache Mutter weltweit über ihre Erfahrungen und setzt sich für körperliche und seelische Gesundheit von Frauen ein.

Kostprobe
Ich küsse sie auf die Wange, wir nicken und zwinkern uns verschwörerisch zu, wegen all der schmutzigen Bücher und Gespräche über Muschis und all der Freundlichkeiten, die wir untereinander ausgetauscht haben. Und dann gehe ich. Die Patiententoilette steht offen, aber ich muss mich nicht noch einmal in sie flüchten, um mich auszuheulen … Und dann spüre ich es. Ein Lächeln. Natürlich grinse ich nicht über das ganze Gesicht. Ich bin nicht glücklich darüber, dass die vor vielen Jahren gestellte Diagnose – dass ich für den Rest meines Lebens mit Inkontinenz zu kämpfen haben werde – leider korrekt war … Die Ehrlichkeit hilft. Die Akzeptanz, die Bestätigung, dass ich weitermachen und achtsam mit mir selbst werde, statt geheilt zu sein … Anstatt in Panik oder Wut zu geraten, fühle ich mich frei. Seltsam, aber vor allem frei. Ich komme mir nicht verstoßen oder verlassen vor. Obwohl es sicher ist, dass ich mir irgendwann wieder Hilfe suchen muss, so sicher wie die Tatsache, dass ich eines Tages sterben werde, Steuern bezahlen muss und die zwei Kilos aus der letzten Schwangerschaft nicht wieder abnehmen werde …

Luce Brett: Ich bin nicht ganz dicht. Eine Frau spricht Klartext und bricht das Tabu Inkontinenz. Übersetzt von Beate Brandt, VAK-Verlag, 408 Seiten. 22 Euro
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Rezension: Katrin Schwahlen

Wenn die Blase nicht mehr richtig schließt“ von Britta Scholten

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