Unser Jahr war ereignisreich, erfolgreich und von leuchtenden Höhepunkten gespickt. Hier unsere Funkelmomente – und ein paar der Weltgeschichte
Unsere Frau 47+ des Jahres: Birte Meier
Das Gesetz verbietet es, Frauen schlechter zu bezahlen als Männer. Der öffentlich-rechtliche Fernsehsender ZDF hat es trotzdem getan. Und seine Angestellt, die Journalistin Birte Meier hat sich gewehrt. Acht Jahre lang hat der Sender alles dafür getan, so zu tun, als sei Birte im Unrecht. Und sie an den Rand von Geduld, Fassung und Nerven gebracht. Im Sommer war es soweit: Nach etlichen Instanzen hat Birte Meier endlich gewonnen – und damit einen Sieg für alle Frauen in Deutschland erlangt. Wir danken ihr!
Birte arbeitet mittlerweile für RTL.
Birte Meier
Unsere Frau -47 des Jahres: Jennifer Hermoso
Spaniens Fußballverbandspräsident Luis Rubiales küsste die Nationalspielerin Jennifer Hermoso bei der WM-Siegerehrung auf den Mund. Im Überschwang der Gefühle … seiner Gefühle. Hermoso tat etwas, das Frauen nicht tun: Sie forderte Konsequenzen.
Der Skandal – der des Kusses und der, dass sie sich wehrte – ging um die Welt. Wochenlang verweigerte Rubiales, Konsequenzen aus seinem Handeln zu ziehen. Es ist Hermosos Durchhaltevermögen und ihrer Entschlossenheit zu verdanken, dass der Weltverband FIFA hat den ehemaligen spanischen Verbandspräsidenten Rubiales wegen seines Übergriffs gegen Jennifer Hermoso dann doch für drei Jahre sperrte. Jetzt wurde bekannt, dass Rubiales sich auch Engländerinnen gegenüber unangebracht verhalten haben soll.
Jennifer Hermoso
Die Palast-Solidarität des Jahres
Von unserem Ziel, alle Frauen, die ihre Arbeit beisteuern, zu entlohnen, sind wir leider noch ein wenig entfernt. Umso schöner ist es, dass andere einspringen, wenn es nötig ist. Unter Pseudonym hatte eine großartige Autorin einen Text über ihre Altersarmut verfasst. Und weil wir sie nicht zahlen können, war unsere Bitte an Euch, Geld für sie zu überweisen. Zweimal haben wir den Artikel gebracht. Wir konnten knapp 2000€ an Gudrun überweisen. Danke!
Hier geht es zum Artikel „Dieses scheiß Geld!“
Das Produkt des Jahres: Palais F*luxx „Antischreck
„
Wie bringt man eine Message an die Leute? Vor allem zu denen, die sie nicht hören wollen? Mit Humor!
So hatten wir uns im Rahmen unserer „Let´s Change The Picture“-Kampagne was Feines für die Verleihung des Deutschen Fernsehpreises überlegt – und „Antischreck“ dabei. Herrlich süß-saure Gummidrops, die die Angst vor reifen Frauen nehmen!
Der Knaller des Abends (neben der lustigen Pilawa-Einlage, siehe „Geschichte des Jahres“) und seither ein Dauerrenner in unserem Palast-Kaufhaus. Denn: Ob in der Film- und Fernsehbranche, im Gesundheitswesen oder zuhause – Antischreck hilft schnell und zuverlässig. Ein Drops pro Tag und die Furcht ist gelutscht!
Antischreck
Die Kampagne des Jahres: Let’s change the picture!
„TV und auch das Kino verbreiten ein klischeehaftes, vor allem aber völlig unzeitgemäßes Frauenaltersbild – es hat mit den 21 Millionen Frauen, die in Deutschland 47+ sind, wenig zu tun.“, heißt es bei uns auf der Seite. Und ja, so viele sind wir. 21 Millionen. Ein Viertel der Bevölkerung. Und während den männlichen Schauspielern der zweiten Lebenshälfte in Film und Fernsehen ein breites Repertoire an Rollen, Lebensmodellen ebenso wie ein vitales Lendenleben zugestanden wird, bekommen wir nur wenig zu sehen, mit dem wir uns identifizieren können und zum Vorbild taugt.
Zeit, etwas zu ändern. Gemeinsam mit der Schauspielerin Gesine Cukrowski haben wir die Kampagne „Let´s Change The Picture“ initiiert – und was?! Die Branche gerockt! Wir haben richtig, richtig was losgetreten und eine Welle der Solidarität, der Berichterstattung und des Engagements ausgelöst. Und, erste Gespräche mit Verantwortlichen laufen. Geht doch!, würden wir sagen!
reel LCTP
Let’s Change The Picture
Die Party des Jahres: Die Palais F*luxx Sommersause in Berlin
Nicht umsonst steht der „Rausch“ in unser Unterzeile an erster Stelle. Heißt: Wir sind Expertinnen in Sachen Krach und Krawumm 47+. Und weil wir auch in Sachen „Revolte“ auf Zack sind, ging es darum, unseren „Let´s Change The Picture“-Erfolg gebührend zu feiern. Und was heißt gebührend? Eine Suite mit Dachterrasse zu kapern und dort einen Korken nach dem anderen knallen zu lassen! Hat geklappt! Fluxx-Leser*innen waren da, Film- und Fernsehfrauen*, welche aus der Politik und den Medien – rund 80 Feiernde waren wir insgesamt, Knaller!
Wir danken dem Hotel „Das Stue“ für die großzügige Bereitstellung der Suite und der Firma „Bouvet“ für den guten Tropfen – dit war spitze!
Die Heldin des Jahres: Narges Mohammadi
Narges Mohammadi sitzt seit November 2021 im Evin-Gefängnis in Teheran in Haft. Die Menschenrechtsaktivistin und Friedens-Nobelpreisträgerin 2023 kämpft seit Jahren für die Frauen in Iran. Dreizehn Mal wurde sie festgenommen und zu insgesamt 31 Jahren Haft verurteilt. Mittlerweile hat sie einen Großteil ihres Lebens im Gefängnis verbracht. In ihrem Buch „Frauen! Leben! Freiheit!“ veröffentlicht sie 13 heimlich aufgezeichnete Interviews mit im Iran inhaftierten Frauen, dokumentiert unhaltbare Haftbedingungen und die im Gefägnis begangenen Verbrechen.
Am 16. September 2023 – dem Jahrestag von Jina Mahsa Aminis Tod – verbrannten Narges Mohammadi und drei weitere Gefangene ihre Kopftücher im Hof des Evin-Gefängnis. Der Film „Unbreakable“ zeigt den fast unglaublichen Kampf der Friedensnobelpreisträgerin für Freiheit.
Narges Mohammadi
Unbreakable
Der Match des Jahres: Miriam Stein und Simone
Aufgaben müssen verteilt werden und so ist Simone Glöckler zusammen mit Britta Scholten für uns in Sachen #9Millionen unterwegs. Dahinter steckt das Ansinnen, die Menopause in der Gesundheitspolitik zu verankern. Eine der Initiatorinnen der Aktion ist die „Gereizte-Frau“-Bestseller-Autorin Miriam Stein.
Auf der herCareer sprach Simone mit ihr über das Buch und unser aller politische Agenda – und Miriam outete sich als absolutes Simone-Fan-Girl.
Das Gespräch ist hier zu hören
Der Protest des Jahres: Die Frauen in Iran!
Seit 1979 gibt es Widerstand gegen das misogyne Frauenbild der Islamischen Republik Iran. Seit dem Tod von Jina Mahsa Amini im September 2022 hat sich der Widerstand in einen Aufstand gewandelt. Obwohl brutal und unmenschlich gegen Demonstrierende vorgegangen und immer wieder die Todesstrafe verhängt und ausgeführt wird, finden die Frauen und ihre männlichen Unterstüzter immer neue Wege, zu protestieren. Diese drei deutschen Journalistinnen berichten unermüdlich über die Lage im Iran, es lohnt sich, ihnen zu folgen!
Natalie Amiri, Gilda Sahebi, Düzen Tekkal
Wir freuen uns, dass der Sacharow-Preis des Europäischen Paralaments für geistige Freiheit jetzt an Jina Mahsa Amini und die Frauen- und Freiheitsbewegung im Iran verliehen wird.
Die Story des Jahres
Ja, da war die Welt verwirrt. Jörg Pilawa hatte beim Deutschen Fernsehpreises vor laufender Kamera behauptet, Silke und er würden ihren 25. Hochtzeitstag feiern. Und Silke sagte, sie hätte gedacht, es sei der 26. Dabei hatte er sich doch gerade von seiner Frau getrennt. Irina.
Ja, die Welt staunte, die Welt rätselte und Silke war „DIESE Frau“. Tagelang wurde sie darauf angesprochen – und war erstaunt, wer doch alles die BILD zu lesen scheint. Oder wie viel Aufmerksamkeit dem Netz die Frage wert war. In jedem Fall war es ein großer Spaß. Wohl weniger für Pilawa, der noch diverse Anfragen nach seinem Verhältnis zu der „blonden Dame im zartrosa Oberteil“ bekam.
Die Story (eigenartigerweise neuerdings ohne Fotos…)
Die Fernsehszene (ab Minute 1.30)
Die Aktion des Jahres: Der Menopausen-Tag 2023 im Bundestag!
Am diesjährigen Welt-Menopause-Tag ist dieser endlich in der Politik angekommen. In Deutschland befinden sich derzeit rund 9 Millionen Frauen in den Wechseljahren. Herrlich krawallige, mitunter enorm leidende Frauen, deren Anliegen zur Gesundheitsversorgung bisher von der Politik weitestgehend ignoriert wurden. Nicht so am 18. Oktober 2023.
Miriam Stein moderierte den parlamentarischen Abend, zu dem die Abgeordnete Diana Stöcker (CDU) fraktionsübergreifend eingeladen hatte. Diskutierte wurde mit dem Ziel, dass Frauengesundheit und Wechseljahre endlich auf die Agenda der Gesundheitspolitik kommen. Denn wir sind #9 Millionen!
Die Zahl des Jahres: 47+
Man kann es nicht anders sagen, wir haben eine Zahl gesetzt. „47+“ oder „Frauen ab 47“ ist zu einem Begriff geworden. Immer häufiger stolpert man in Artikeln oder Veranstaltungen zum Thema der Altersdiskriminierung über unsere Zahl. Die 47.
„Warum die 47?“ werden wir oft gefragt. Die eine Antwort ist, weil sich „Frauen ab 50“ schlimm anhört, nach BILD der Frau und nach dem Bauer-Verlag. Zum anderen, weil die Zeit des Wandels, die, in der oft kein Stein auf dem anderen bleibt, mit Mitte/Ende 40 losgeht. Da kam die 47 gerade recht.
Branchenumkremplerin des Jahres: Greta Gerwig
Die 40-Jährige hat mit ihrer feministischen Filmsatire „Barbie“ einen der finanziell erfolgreichsten Filme Hollywoods ever hingelegt – und eine neue Zeitrechnung der Herrenuhren eingeläutet: „vor Barbie“ und „nach Barbie“. Wenn der Feminismus des Films für Frauen, die schon feministisch waren, bevor es auf H&M T-Shirts zu lesen war, eher so „ganz süß“ ist, so ist sein Impact gerade auch auf junge Männer nicht zu unterschätzen.
Gerwig, die zuvor u.a. die wunderbaren Filme „Lady Bug“ und „Little Women“ und „Frances Ha“ gedreht hat, wird die nächste Jury-Vorsitzende bei den Filmfestspielen in Cannes. Auch hier jubeln wir: Geht doch!
Der Podcast des Jahres: Der erste gemeinsame Podcast der Sisis!
Franziska Trautmann & Katinka Magnussen hosten seit circa drei Jahren ihren Podcast „Gefühlsecht“. Sie wollen mit der Idee aufräumen: „dass wir in eine winzig kleine Form passen müssen, um magisch, heilig, würdig und kraftvoll zu sein“. Der beste Rahmen für die Palast-SiSis Silke und Simone zum ersten Mal gemeinsam in einem Podcast über ihre Visionen zu sprechen. Nämlich über ein neues und authentischeres Altersbild von Frauen 47+! Oder so ausgedrückt: „Silke und Simone verkörpern die freundliche, feministische Revolution, sind beide mit dem inzwischen sinkenden Östrogenspiegel einen Tick milder als vor Jahren, aber ihr Feuer für die moderne Frau ab 47 lodert ungehemmt“. Wobei das mit der Milde eine Frage der Betrachtung ist …
Hier geht es zur Folge
Die Haltung des Jahres: Demokratie hat keine Alternative.
Silke schreibt im Fluxxletter: „Mich bestürzt, wie so viele andere, der Rechtsruck in diesem Land. Beziehungsweise, in der AfD Lösung und Heil zu wähnen, nicht OBWOHL sie rechts und national sind, sondern WEIL sie rechts und national sind. Gleichzeitig ist die Aufmerksamkeit auf rechte und nationale Strömungen so groß, dass man mitunter den Eindruck hat, ALLE Menschen in Deutschland seien so. Nein, sind sie nicht. 75 bis 80 Prozent sind NICHT rechts. Nur, sie sind nicht sichtbar. Ich glaube, dass es für Demokratinnen und Demokraten elementar ist, JETZT sichtbar zu werden.“ Es geht darum, der Botschaft, „es ist ok., rechts zu sein“, etwas entegenzusetzen. „Nie wieder!“ ist jetzt. Deswegen haben wir diesen Button machen lassen und verkaufen ihn im Shop.
Ehre und Outfit des Jahres: Ehrenpreis des Deutschen Schauspielpreises
Herrlich, herrlich! Fürs Let´s Change The Picture-Kampagnen-Engagement wurden Gesine Cukrwoski und Silke fettestens ausgezeichnet. Und, was trägt die Frau von Palast und Ehre? Ein Palais-Fluxx-Ensemble, ist doch klar! Silkes leuchtender Dank geht an Harm Jopp für die Bereitstellung, den Witz und Support (Gesine dankt Runholt und Talbot), außerdem trifft es ihr Humorverständnis, jetzt, mit 57+ käuflich erwerbbar zu sein.
Werbefigur des Jahres: Jörg Pilawa
Geht es besser?! Jörg Pilawa präsentiert dem Publikum des Deutschen Fernsehpreises „Antischreck“.
Für die Fernsehübertragung von SAT1 wurde diese wunderbare Szene rausgeschnitten. Aber wir sind ja nicht doof… HIER IST DAS ANZUSCHAUEN