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Palais F*luxx

Online-Magazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre

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Zauber der Pause

Urlaub, das ist nicht das, wo man nochmal kurz Mails checkt. Oder mit seinen Kolleg*innen telefoniert. Urlaub ist das, wo man nichts macht und sich treiben lässt. Katja Herrman entdeckt den Reiz des Nichtstuns


Ich mache nichts. Jedenfalls nichts, was man hier angeblich so zu machen hat. Keine Safari oder sonst was mit Tieren, kein schnelles Hopping von Ort zu Ort und nur wenig Sightseeing. Nein, ich möchte nicht Kite-Surfen lernen. Ich werde anschließend nicht das ganze Land gesehen haben und keine Expertin für irgendwas sein.

Ich bin einfach hier oder besser gesagt, ich versuche, einfach hier zu sein. Ich esse und schlafe und lese, ab und zu unterhalte ich mich. Ich gehe zum Markt und wieder zurück, laufe durch die Straßen und schaue mich um. Die Leute lächeln mich an, ich lächele zurück, wir tauschen Floskeln aus. 

Zwischendurch trinke ich Kaffee und frische Säfte. Wenn es Wifi gibt, lerne ich mit der Sprach-App und sammle Herzen. Sonntagmorgen besuche ich eine Messe. Abends gehe ich in das kleine Restaurant auf der anderen Straßenseite und esse Reis mit Bohnen oder Reis mit Spinat. Auf jeden Fall ein kühles Bier. 

Die ersten Tage habe ich das Gefühl, etwas vergessen zu haben. Reisen ohne Laptop und Programm. Es fühlt sich ein bisschen so an, als sei ich nackt unterwegs. Das Gefühl legt sich. Nur manchmal denke ich daran, was jetzt Zuhause anstünde oder was zu tun wäre. An meine Kinder denke ich ständig. Sie würden es hier lieben. Ich schicke ihnen Fotos und Sonnen-Emojis. 

Einfach mal raus. Verantwortung abgeben, nicht zuständig sein müssen. Die vielen Themen und auch die Sorgen unter einer warmen Decke in Deutschland zurücklassen. Currently out of service. Ich weiß ja, dass alles dort geduldig auf mich warten wird. 

Ich spüre, wie ich von Tag zu Tag ruhiger werde, langsamer gehe und ein bisschen besser schlafe. Und entspannter mir gegenüber bin. Das ist es, was manchmal schwierig ist: sich selbst die Erlaubnis zu geben, eine Pause zu machen, Schönheit zu genießen, es leicht zu haben.

Raus aus dem Büro. Rein in den Bikini. In den Pool oder in den Ozean. Endlich wieder Abdrücke von der Sonne. Bunte Klamotten tragen und Flipflops. Knallrote Fußnägel. Licht und Wärme tanken. Sich schön finden. 

Manchmal werde ich hier Mama genannt, ein Ausdruck des Respekts gegenüber älteren Frauen. Als ich das Wort zum ersten Mal höre, spüre ich einen kleinen Stich. Wie die Zeit vergeht. Dass ich das letzte Mal länger alleine auf Reisen war, ist ewig her. 

Jetzt ist die Zeit. Für Pausen. Im Süden zum Beispiel. 

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