„Einfach machen!“ war das Motto. Hat geklappt, würden wir sagen!

Es war klar, wenn ein Ort für lebenserfahrene Frauen geschaffen wird, dann muss es ein Palast sein. Etwas anderes kommt nicht infrage. Hütten, Wohnungen, Garagen haben wir in unserem Alltag genug. Der Ort für Frauen* 47+, an dem jede so sein kann, wie sie will (außer rechts und menschenverachtend), ein Ort, der niemanden ausschließt (außer alle, die noch nicht alt genug für uns sind – und Männer, ha ha ha) und der dafür da ist, um das Licht auf ältere Frauen zu richten – das ist ein prächtiger Ort. Einer mit Platz und glanzvoller Atmosphäre, mit ausladenden Sofas und Ecken voller flirrender Möglichkeiten. Mit Schokobrunnen und guter Musik, mit prächtigem Blütendekor und geschmackvoll-modernem Ambiente.
Ein Ort zum Zuhören und Lachen. Zum Tanzen und Abhängen. Und mit einem Wutraum, nicht irgendwo im Keller, sondern zentral, wo er gut zugänglich ist und es täglich frische Vasen zum Zerdeppern gibt. Ein Ort für Viele und für Einzelne, mit einer Küche, die immer warm ist und auf deren großem Tisch stets etwas Leckeres bereitsteht. Das Wichtigste aber ist die Drehbühne inmitten des prunkvollen Hauptsaals, von Stühlen umgeben, eine Bühne, auf die die Scheinwerfer ihr wärmendes Licht schicken und der Applaus von allen Seiten brandet. Eine Bühne, die niemanden bloßstellt und stattdessen ausleuchtet, was eine jede mitbringt. So klein, so mager, so versteckt es erscheinen mag, das Licht findet seinen Weg und bringt zum Strahlen, was sich verbirgt oder offensichtlich ist.
Es ist eine Plattform, in deren Licht aus Falten und Linien, aus Beulen und Dellen, aus Zuviel und Zuwenig das Richtige wird: eine Frau* ab 47 Jahren in der Schönheit ihrer Reife. Ihres Seins. Ihrer Existenz.
Wenn ich nach fünf Jahren auf Palais F*luxx gucke, dann sehe ich die unvollendeten Räume, die noch nicht fertig renovierten Säle. Ich sehe das Begonnene, das im Bau Befindliche und das Aufgegebene. Ich sehe den Schutt auf dem Boden und die Zementsäcke in den Räumen. Die Fliesen und Rigipsplatten, die darauf warten, verbaut zu werden. Die Rohre, die herumliegen.
Aber das Tolle ist, unser Palast ist so groß, da macht es nichts, wenn manche Räume noch nicht fertig sind. Wenn sie nicht be- oder genutzt werden. Denn ich sehe das Viele, das fertig ist. Das in Betrieb ist und das wir erschaffen und geschafft haben.
Denn auch das muss man sehen: Es gab vorher nichts. Palais F*luxx ist das Hirngespinst einer mit Hingabe überschwänglichen Frau*, die einen Ort der Sichtbarkeit für lebenserfahrene Frauen schaffen wollte. Und es ist das Ergebnis all jener, die in fünf Jahren dabei waren, diesen Ort zu schaffen. Und wir haben ihn erschaffen. Wir haben einen Ort geschaffen, der eine Art Zuflucht sein kann, eine Tankstelle. Ein Jugendzentrum. Ja, ein Jugendzentrum – denn das ist es, worum es geht: Das Bild von Alter zu verändern. Und zu zeigen, Lebendigkeit hat kein Verfallsdatum. Und die von Frauen schon gar nicht.
Und so ist es uns nicht nur gelungen, diesen wilden, bunten, schönen Palast für alle lebenserfahrenen Frauen* zu gebären, die es belebt und spannend mögen, nein, es ist uns auch gelungen, einen Lichtbau in die Welt zu setzen, dessen Strahl- und Leuchtkraft weit über die Reihen von Frauen* 47+ hinausreicht.
Es ist uns – in aller Bescheidenheit – gelungen, das Bild und die Wahrnehmung von Frauen* 47+ in der Gesellschaft zu verändern. Wir haben es geschafft, die Sichtbarkeit von lebenserfahrenen Frauen* und ihre Anspruchshaltung darauf auszubauen. Wir haben maßgeblich dazu beigetragen, das Tabu des Themas „Wechseljahre“ zu brechen und dafür gesorgt, dass es nicht länger ok ist, die Vielfalt und die Lebensgeschichten von Frauen* ab 47 Jahren – einem Viertel der Bevölkerung – in Film und Fernsehen auszublenden. Wir haben, wir haben, wir haben. Noch dies und das und etliches. Es ist wirklich enorm viel, das uns gelungen ist, was wir getan und erreicht haben.
Und das alles ohne Geld. Ohne Geschäftsmodell, ohne Einnahmen, außer freiwilliger Unterstützung – und ohne Bezahlung unserer Arbeit.
Ich kann es nicht anders sagen, ich bin enorm stolz darauf. Normalerweise bin ich nicht stolz, für gewöhnlich bin ich zufrieden. In diesem Fall aber bin ich es. Stolz. Stolz auf dieses geile Ding, unseren Palast, der mit all dem Krawumm und Karamba – und seinem Humor! – so viel in so kurzer Zeit erreicht hat.
Vor allem aber bin ich dankbar. Knallleuchtend dankbar, all den Frauen* gegenüber, die diesen Weg mit mir gegangen sind, die an diesem Bau und Aufbau beteiligt waren. Die unentgeltlich ihre Zeit, ihre Schlauheit, ihre Fähigkeiten und Kontakte zur Verfügung gestellt haben, damit all das gelingen kann. Unermüdlich und oft spät in der Nacht. Ganz besonders gilt mein Dank Simone Glöckler, ohne die Palais F*luxx es nie so weit und so leuchtend geschafft hätte und die mich so lange so fulminant begleitet und ergänzt hat.
Und ich bin dankbar denjenigen gegenüber, die durch ihre finanzielle Unterstützung dazu beitragen, dass wir den Palast am Laufen halten können. Dass das Licht brennt und die Rechner summen und immer genügend seelentröstende Schokolade aus dem Brunnen sprudeln kann, damit jede Frau* 47+ weiß, dass es eine Alternative zum Doofen gibt: Palais F*luxx, ein Kosmos für Rausch, Revolte, Wechseljahre.
Ich danke Euch allen von Herzen! Und wenn ich auch nicht auf die kommenden fünf Jahre anstoßen mag, schlicht, weil Langfristigkeit schwierig ist, so ist doch eine Sache sicher: die Kraft, die Lust und die Schönheit von Frauen* 47+!
In diesem Sinne:
Hoch die Gläser und die Tassen und
Leuchten, jetzt!
Eure Silke
Gründerin und Anhängerin von Irmtraud Morgners Feststellung: „Der schlimmste Fehler von Frauen ist ihr Mangel an Größenwahn“
