Buchvorstellung: „Wie wir die Welt sehen“
Worum geht es?
Nachrichten. Wie sehen wir sie und welche sehen wir? Morgens in der Zeitung geht es los und bis zur Tagesschau am Abend hören und lesen wir Neuigkeiten aus der Welt. Aber was ist eigentlich eine Nachricht, wie beeinflussen diese Meldungen unser Leben, unsere Erziehung und unser Verhalten im Alltag – all diesen Fragen geht das Buch nach. Anhand von Beispielen aus wissenschaftlichen Untersuchungen und der Literatur gibt die Autorin Denkanstöße und lädt dazu ein, sich selbst hinsichtlich der eigenen Wahrnehmung zu überprüfen.
Was kann das Buch?
Entlasten. In Krisenzeiten durch Pandemie und Corona haben viele von uns sich selbst überfordert. Ständiges Verfolgen von News-Tickern, unterschiedliche Meinungspositionen zu aktuellen Entwicklungen in den sozialen Medien, keine Kaffeepause ohne Debatten – das müssen wir nicht mitmachen, findet die Autorin. Sie erklärt uns, dass es abseits der Meldungen über Unglück und Krisen eben auch die guten Nachrichten gibt, für die wir uns öffnen sollten. Wenn wir alle damit beginnen, uns auch über kleine Schritte hin zum Positiven zu unterhalten, dann kann das dazu beitragen, dass sich unser Weltbild hin zum Guten wendet.
Warum sollte mich das interessieren?
Weil Nachrichten zu unserem Leben dazugehören. Weil wir – nicht nur als Journalistinnen – Nachrichten als das begriffen haben, was uns die Welt erklärt. Aber mit ihren Gedanken zum Thema gibt die Autorin ganz neue Impulse. Warum reden wir eigentlich immer über Kriege und Krisen und nicht über das, was möglicherweise an großartigen Entwicklungen in Afghanistan und Afrika passiert? Warum findet sich in den täglichen Meldungen kein Platz für die kleinen Schritte, die aber am Ende große gute Veränderungen bedeuten? Man muss nicht zu hundert Prozent der Meinung der Autorin sein, um ihre Gedanken und die jeweils angehängten Experimente für den Alltag einfach einmal auf sich wirken zu lassen.
Warum ist die Autorin interessant?
Ronja von Wurmb-Seibel hat nach ihrer Zeit als Politik-Redakteurin bei der ZEIT zwei Jahre in Afghanistan gelebt. Sie hat auch im Kontakt mit den Medien, für die sie gearbeitet hat, erfahren, wie vorgefertigt das Bild eines Landes ist, wenn man nur schlechte Nachrichten aus diesem Bereich der Welt hört. Die mehrfach ausgezeichnete Journalistin versucht immer wieder, Geschichten anders zu erzählen – im Text oder in Filmen.
Kostprobe:
„Es ist auch nicht der Versuch, möglichst viele Menschen davon zu überzeugen, dass Nachrichten unwichtig und ungesund sind und wir uns deshalb von ihnen abwenden sollten. Im Gegenteil: Wenn Sie zu denjenigen gehören, die aufgehört haben, Nachrichten zu konsumieren, kann Ihnen dieses Buch helfen, einen neuen Umgang mit Nachrichten zu finden. Wenn Sie Nachrichten gerne konsumieren, werden Sie das auch noch gerne tun, nachdem Sie dieses Buch zu Ende gelesen haben. Ausschließlich negative Erzählungen zu boykottieren bedeutet nicht, auf politisch relevante Themen verzichten zu müssen. Wie wir uns nach einer Geschichte fühlen, hängt nicht davon ab, wovon die Geschichte erzählt, sondern wie sie erzählt wird. Deshalb ist es wichtig zu verstehen, was Nachrichten sind. Und was sie nicht sind: ein akkurates Abbild unserer Welt, unseres Kontinents, unseres Landes, unserer Nachbarschaft, oder auch nur eines einzelnen Tages darin.“
Ronja von Wurmb-Seibel: „Wie wir die Welt sehen“, Kösel , 240 Seiten, 14 Euro hier bestellen
Rezension: Anja Goerz