Zimmernummer 13
Corona macht die Gesellschaft konservativ. Zwangsweise und offensichtlich gibt es eine Rückbesinnung auf den Familienverband, auf die traute Zweisamkeit. Es cocooned wer kann. Corona ist wie ein unsichtbarer Sittenwächter und zeigt jedem und jeder mit anderem Lifestyle in Sachen Bindung, Beziehung und Sex ein verdammtes Stopp-Schild. Bis vor kurzem hatte ich großartigen Spaß mit mir und Männern und lebte dabei in einem erfüllend-verschwenderischen Hedonismus.
Eine meiner Leidenschaften sind Treffen mit meinen zwei Affären in Hotels. Die Location ist nur zu einem kleinen Teil aus der Not geboren. Da wir in verschiedenen Städten wohnen und jeder der Männer mit seinen Beziehungen zusammenlebt, ergibt sich kein Treffen in der privaten Wohnung. Der weitaus größere Teil, warum ich mich gern in Hotels treffe, ist diese absolut erotische Grundstimmung, die sie erzeugen. Wer Lost in Translation gesehen hat, erkennt das melancholisch-süße Gefühl des Verlorenseins in der intimen Zusammenkunft an diesen Orten. Die Anonymität eines Hotelzimmers ist verführerisch, lädt zur Ausschweifung, Nähe, Wildheit und Spielerei ein.
Und all das ist gerade völlig vorbei, beraubt von jeder Leichtigkeit und Lust. Rein praktisch setzt das Beherbergungsverbot einen Riegel vor. Das letzte Treffen war schon seltsam, ich musste mich, aus einem Hotspot-Bundesland kommend, ins Zimmer schleichen, um der Registrierung zu entgehen. Das war selbst mit Sonnenbrille unglamourös. Aber interessanterweise siegt auch meine Moral über die Gier. Vorrangig ist derzeit das Gefühl, sich und andere schützen zu wollen. Die Betonung liegt recht unruhig auf „derzeit“… In Corona-Zeiten ist Sex ohne feste Beziehung wie Hotelzimmer mit der Nummer 13. Die gibt es nämlich schlichtweg nicht.
C., 53
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