Tinder oder der Geist des Narzissten
Den Tinderer kenne ich bereits. Hatte ich doch, während der Off-Phasen meiner toxischen Beziehung mit dem Narzissten, aus Wut und Frust, immer mal wieder das Datingportal angeschmissen. Zweimal schon hatten wir gematched und bereits über WhatsApp kommuniziert. Zum Treffen war es aber, wegen erneuter „Ons” mit dem Narzissten, nicht gekommen.
Nun, zwei Monate später, als ich wutentbrannt eine neue Plattform ausprobiere, taucht er wieder auf, der Tinderer. Wir verabreden uns noch am selben Abend. Zwei, auf dem Ponton im Hafen gesüffelte Flaschen Sancerre später, sind wir sonnenverbrannt und betrunken. Unter dem Vorwand, uns weiter unterhalten zu wollen, torkeln wir zum Kirchplatz und knutschen. Dann gehen wir zu mir.
Der Tinderer ist irgendwie attraktiv, doch nicht so, wie der Narzisst. Er weiß, was er tut, küsst und leckt mich leidenschaftlich, doch nicht so, wie der Narzisst. Wir verstehen uns, doch die tiefe Verbindung, die ich mit dem Narzissten vom ersten Augenblick an hatte und das Herzrasen, fehlen.
Der Narzisst, der Narzisst – immer der Narzisst. Er ist wie Heroin. Und auch sein Penis ist viel schöner. Scheiße!
Der Tinderer hat bereits verloren, trotz solide abgelieferter Befriedigung nach so viel Wein. Da nützen auch ähnliche Vorstellungen und Wünsche in Bezug auf Beziehungen und Leben, die mich womöglich glücklich machen könnten, nichts. Denn ich bin ein Junkie – co-abhängig und schwach. Ich muss auf eiskalten Entzug! Denn vorher wird kein Tinderer je eine Chance haben. Was schade ist, wäre es doch viel einfacher…
A., 47
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