Mit Corona im Bett
Jetzt hat es mich doch erwischt. Fast zwei Jahre bin ich drum herumgekommen, habe mich überwiegend an die Regeln gehalten, war vorsichtig, habe mich eingeschränkt. Aber nur teilweise. Man will ja auch leben. Und zum Leben gehört, sich auf und über Dinge zu freuen, schöne Erlebnisse zu haben. Das stärkt bestimmt das Immunsystem, mindestens aber das Wohlbefinden!
Und so hatte ich ab und zu mal ein Date. Und war tanzen, als es wieder erlaubt war. Ein Mal. Zack – vier Tage später positiv. Nun denn, ins Bett gelegt, das Beste gehofft.
Tag eins nach dem positiven Testergebnis ist beschissen: Fieber, Glieder-, Hals- und Kopfschmerzen, das volle Programm. Nachts im Schlaf gehen mir permanent Gedanken durch den Kopf, die mit dem Job zu tun haben. Ich wache ständig davon auf, schweißgebadet. Tagsüber ist es fast noch schlimmer: Ich muss immer wieder an Sex denken! Ich bin krank, was soll das? Mein Körper soll bitte schön seine ganze Kraft darauf verwenden, sich selbst zu heilen und dieses Virus zu bekämpfen. Da ist doch keine Energie mehr übrig für (im weitesten Sinne) Arterhaltung, würde man meinen. Von wegen …
Das letzte Treffen will mir nicht aus dem Sinn gehen. Immer wieder sehe ich Bildfetzen daraus vor meinem fiebrigen, inneren Auge. Seine Hand fasst in meinen Schritt, ich spüre den festen Griff durch den dicken Jeansstoff meiner Hose, während unsere Zungen Fangen spielen. Die Wärmflasche ist zu heiß, ich habe schon wieder einen kompletten Schlafanzug durchgeschwitzt. Er zieht meine Hose runter, dann den Pulli über meinen Kopf und legt mich aufs Sofa. Jetzt versperrt nur noch zarte Spitze den Weg. Seine Finger kennen ihn gut. Mühelos schafft er es jedes Mal, mich innerhalb kürzester Zeit klatschnass zu machen. Die Kopfschmerzen sind kaum noch zu ertragen. Kann ich noch eine Tablette nehmen oder ist das schädlich bei Corona? Ich versuche das zu googeln, finde aber kein vernünftiges Ergebnis. Er zieht mich hoch vom Sofa, nimmt meine Hand und führt mich in die Küche. Sorgfältig räumt er den Tisch frei und hebt mich rauf. Ich muss grinsen, wegen des Klischees und weil ich das noch nie gemacht habe: Sex auf dem Küchentisch. Das Grinsen wird weggeknutscht, er schiebt sich zwischen meine Beine, dringt ein – bin ich noch ganz bei Trost? Sexfantasien, während mein Körper wirklich doll krank ist? Die Kopfschmerzen machen das Ganze nicht besser … Die Frage, ob ich – was ich sonst bestimmt tun würde – masturbieren soll oder nicht, auch nicht. Ist das schädlich in diesem Zustand? Für das Herz zum Beispiel oder wegen des Fiebers oder was weiß ich weshalb?
Gegen Ende des zweiten Corona-Tages gebe ich nach und mache es. Danach ist es gut. Endlich Frieden. Ich kann wieder in Ruhe schlafen und gesund werden.
L. 47 Jahre