Große Liebe
Am Wochenende fragte mich eine Freundin, welches meine allergrößte Liebe war und welchen Song ich mit ihr verbinde. Was so beiläufig bei ein oder auch zwei Gläsern Wein in die Plauderrunde geworfen wurde, machte mich über den Abend hinaus nachdenklich. Erstens stellte ich fest, ich hatte generell nicht viele echte Lovestorys in meinem Leben, dafür deutlich mehr lockere Affären. Zweitens war meine größte Liebe Teil einer fatalen Dreiecksgeschichte, aus der ich mich rechtzeitig abseilte. Denn nach mehreren Monaten Hotel-Hopping wurde mir klar, dass der Mann sich nie von seiner Freundin trennen würde. Und damals wollte ich noch unbedingt eine exklusive Zweierbeziehung. Drittens: Der Song zu dieser Liebe war ein Uralt-Stück von Schmuse-Soulsänger Barry White. Woraufhin ich nach dem Abend sofort eine Playlist erstellte und in Erinnerungen schwelgte. „What Am I Gonna Do With You“ …
Dabei kamen vor allem auch viele heiße Erinnerungsfetzen wieder hoch. Denn der Sex mit dem Mann damals war gigantisch gut gewesen. In gewisser Weise legte er den Grundstein für meine weitere erotische Entpuppung. Denn diese Beziehung war in vielerlei Hinsicht – aber vor allem erotisch – unvorhersehbar, animalisch, intensiv. Und mir wurde beim Erinnern auch klar: Bei mir hatten die großen Lieben auch immer was mit Krachersex zu tun. Bei Verliebtheit mit lauwarmem Sex war ich immer schnell weg und diese Beziehungen lösten sich schnell in Wohlgefallen auf. Dann lieber Freundschaft. Ich bin einfach der Alles-oder-Nichts-Typ.
Guter Sex kann Liebe anfachen
Das ist meine Haltung, wohlgemerkt. Ich kenne eine Menge Beziehungen, wo auch am Anfang der Liebe keine große Leidenschaft vorhanden war und die Paare dennoch zusammenblieben. Weil inzwischen Kinder da waren, weil man ansonsten gut harmonierte, manchmal auch aus Angst vor dem Alleinsein. Alles legitime Gründe, sofern man damit seinen Frieden gemacht hat.
Aber dennoch: Wäre es nicht schon geiler, wenn der Grad der Liebe und der Erotik Hand in Hand gingen? Nur weil es vielleicht im Moment erotisch mau ist, bedeutet das ja nicht, dass dies so bleiben muss. Anregungsmöglichkeiten gibt es ja reichlich. Von erotischer Lektüre über Filme, Spielzeug bis hin zu sexy Hörstorys. Praktischerweise kommen jetzt zur Weihnachtszeit auch wieder jede Menge heißer Adventskalender auf den Markt. Darin stecken neben Toys auch eine Menge lustvoller Ideen etwa zu Rollenspielen mit den entsprechenden Accessoires und ausführlich beschriebenen Szenarien. Man muss sich also noch nicht mal den Kopf zerbrechen.
Und ich glaube ja, dass über eine schöne und aktiv gelebte Erotik die Intensität der Liebe auch wieder gesteigert werden kann. Intimität, Abenteuerlust und neue gemeinsame Erlebnisse können der entscheidende Kick für eine neue Lebendigkeit und Intensität in einer Beziehung sein. So dass aus einer kleiner gewordenen Liebe wieder eine ganz große werden kann. Ganz nach Barry White: „You’re the First, the Last, My Everything.”
Suzette Oh ist im besten Alter, um die richtige in Theorie und Praxis erfahrene Sexpertin für uns zu sein. Tatsächlich hört sie außerhalb der gedämmten Wände auf einen anderen Namen, möchte aber auch weiterhin die Bestellung für ihre Schwarzwälderkirschtorte zum Geburtstag aufgeben, ohne dass die Verkäuferin kreischt: „Ich kenn Sie! Sie sind die tolle Sex-Kolumnistin!“
Wer jetzt schnell mehr von ihr lesen möchte, klickt auf die Links. Suzette Oh hat nämlich bereits aussagekräftige Bücher veröffentlicht, als da wären ihr „Pussy Diary“ und ihre erotische Phantasien in Bezug auf das Erben eines Hauses. Bzw. ein Hotel der Lust.
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