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Palais F*luxx

Online-Magazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre

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Macken, die ich von meiner Familie habe Teil 2

Kennt Ihr das? Macken Eurer Mütter, Väter, Großmütter, Tanten…, die Euch früher wahnsinnig gemacht haben? Und jetzt ertappt Ihr Euch dabei, eben jene Marotten auch an den Tag zu legen…

Ja, guck nur schuldig, Du dummes Tier, triggerst den Saug-Spleen von Stefanie Foto: Karsten Winegeard, unsplash


Saugen
Wenn ich wegen der Weltlage ins Grübeln gerate, wenn der Hund (auf Dielenritzen) Durchfall hat, wenn die erwachsene Tochter wegen Liebeskummer heult, wenn auf der Elbchaussee schon wieder ein überfahrenes Eichhörnchen liegt – dann kommt meine Macke:
Ich starte meinen Staubsauer und sauge wie eine Irre
Das hat schon meine Mutter so gemacht
Stefanie

Wegwerfen
Meine Mutter kann sich unheimlich gut von Dingen trennen. Nichts, was nicht niet- und nagelfest ist, ist davor sicher, demnächst beherzt entsorgt zu werden. Was für andere ein schönes Einrichtungs-Accessoire ist, hat durchaus Chancen, von ihr eiskalt mit dem Prädikat „Steh-im-Weg“ versehen und auf die Reise in die ewigen Jagdgründe geschickt zu werden. Als Kind habe ich mal meinen Lieblingspullover aus dem Müll gefischt, ich weiß gar nicht, was ihn damals für den Wegwurf qualifiziert hatte. Typischer Dialog: „Mama, wo ist eigentlich (die Schale, die Pflanze, das Buch) abgeblieben?“ – „Oh, kann sein, dass ich das weggeschmissen habe.“
Vielleicht hatte das Einfluss darauf, dass ich mich wahnsinnig schwer damit tue, Dinge wegzuwerfen. Neben Büchern und Klamotten horte ich Geburtstags-, Weihnachts- und Eintrittskarten, Erinnerungsstücke, Dinge, die ich vielleicht noch mal verschenken kann. Im Keller stapeln sich Kisten voller Utensilien für den nächsten Flohmarktverkauf. Ich bin im Besitz einer Autogrammkarte von Günther Jauch aus dem Jahr 2007! Wie lange habe ich schon das große Aufräumen vor; ich glaube ja nicht, dass ich mich nochmal in die Grundschul-Mathehefte meiner mittlerweile erwachsenen Söhne vertiefen werde. Aber da helfen weder die schönsten Selbstbelohnungsversprechen noch Marie Kondō. Könnte ja nochmal nützlich sein … 
Ich glaube jedoch an Veränderung und habe damit gleich meinen ersten Vorsatz fürs neue Jahr: Befreien durch Entmisten! Anfangen werde ich mit den Kontoauszügen aus dem Jahr 2004, die ich neulich auf der Suche nach etwas anderem im Keller fand.
Sabine


Zum Beginn des Rituals wird zur Zahnbürste gegriffen – danach nimmt Bernadettes Übel seinen Lauf
Foto: Pawel Czerwinski, unsplash


Laut im Bad
Ich habe eine schlimme Macke von meinem Vater geerbt. Nach dem Zähneputzen gurgle ich immer ganz laut und auch das Geräusch, das ich beim Ausspucken mache, ist außergewöhnlich laut. Dann schnaube ich die Nase aus wie ein trötender Elefant. 
Eine geräuschvolle tägliche Zeremonie, die zu mir gehört wie zu meinem Vater, der mir allerdings noch andere Dinge vererbt hat – wie Geduld, Ungeduld, Mitgefühl und Abenteuerlust. 
Bernadette 


Erst wird gezahlt
Das Kassaband im Supermarkt mutierte in den letzten Jahren immer stärker zum persönlichen Trainingsband meiner inneren Gelassenheit. Der hektischen Optimierung der Verbuchung und Bezahlung entziehen ich mich mit geübter Konzentration sehr bewusst.
Meine Beziehung zum Kassaförderband wollte hart erkämpft sein. Als Kind einer kaufmännischen Familie ging ich gerne mit meinem Vater einkaufen. Ein kindlicher Augenaufschlag ließ unvermittelt eine Süßigkeit in den Wagen gleiten. 1:0 für mich und die Vorfreude kippte bald in Ungeduld. Nun holte mein Vater zur Gegenoffensive aus mit seiner kaufmännische Maxime: Erst nach der Zahlung geht die Ware in das Eigentum des Käufers über. Geduld! 1:1. Gierig observierten meine kindlichen Augen jeden Zentimeter des Kassabands.
Dies begleitet mich Jahrzehnte und ich konsumiere nur Ware nach der Bezahlung. Das Förderband blieb ein Trainingsterrain für Geduld, bzw. heute nenne ich dies Gelassenheit. 
Sabine 

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