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Palais F*luxx

Online-Magazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre

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Macht doch, was ihr wollt!

Jeden zweiten Mittwoch stellen wir Euch eine Frau vor, die ihr Leben umgekrempelt hat
oder mittendrin ist in der Veränderung

Heute: Mirjam Smend

Der beste Zeitpunkt ist immer JETZT, weiß Mirjam Smend
©Son de Flor


Klima, Klamotten, blinder Konsumismus – als Mirjam Smend hier einen Zusammenhang entdeckte, hatte sie keine Lust mehr auf ihren Job in der Hochglanzpresse. Also hat sie sich von der Glamour Fashion Queen zur Game Changerin entwickelt und eine beeindruckende Plattform für nachhaltige Mode geschaffen und on top ihr erstes eigenes Magazin herausgebracht.

Name: Mirjam Smend
Alter: 51 Jahre
Beruf: Journalistin, Autorin, Veranstalterin, Speakerin, Game Changerin, Revoluzzerin, Moderatorin …
Wohnt in: München
Motto: Unf*ck the world.

Was beschäftigt Dich zurzeit am meisten?
Was mir keine Ruhe lässt, ist die Frage, warum wir Menschen das Gegenteil von dem tun, was getan werden müsste. Der Klimawandel lässt sich nicht mehr leugnen. Die Auswirkungen erleben wir tagtäglich. Und trotzdem konsumieren wir maßlos und gehen mit immer knapper werdenden Ressourcen um, als gäbe es kein Morgen. 

Auf was kannst Du locker verzichten?
Trends.

Was treibt Dich an?
Mich für ein ebenso spannendes wie wichtiges Thema engagieren zu können, ist für mich maximal motivierend.

Wie war Dein beruflicher Werdegang?
Alles andere als geradlinig. Aber jede Etappe war für gut für das, was ich heute tue. Publizistik- und Kommunikationswissenschaftsstudium in Salzburg, einige Jahre beim Fernsehen – von Wirtschaftsnachrichten bis zu zeitgeschichtlichen Dokumentationen war alles dabei. Dann bin ich eher zufällig in das Gründungs-Team des Glamour Magazins und für eine Jahre aufs Fashionparkett geraten. Nach der Geburt meiner wunderbaren Zwillingstöchter (heute 16) Leni und Pauli folgte die Redaktion der Elle. Nach 16 Jahren – und täglich neuen oder wiederkehrenden Trends – habe ich gekündigt und mein (nachhaltiges) Blogzine My-Greenstyle.com auf- und ausgebaut. Parallel habe ich für Vogue.de und andere Magazine geschrieben, immer mehr über nachhaltige Modethemen. Es folgte die Gründung der Kommunikationsplattform Greenstyle, unter der ein B2C-Messe- und Konferenzformat und eine Agentur aufgehängt sind. Aktueller Neuzugang im Greenstyle-Kosmos: das Fashion Change Magazin PUREVIU, das im Juni 2022 erstmals erschienen ist.

Klingt beeindruckend – aber auch mutig. Ist es Dir leicht gefallen, auf die sichere Festanstellung zu verzichten?
Als ich damals bei Burda gekündigt habe, fanden manche das schon recht mutig. Ich nicht! Denn ich wollte einfach nicht mehr das tun, was ich bis dato getan hatte: den Konsum ankurbeln. Stattdessen wollte ich meine Fähigkeiten und meine Expertise in ein Thema einbringen, das in meinen Augen zeitgemäßer ist. Nachhaltige Mode und bewusster Konsum.

Gab’s zwischendurch auch mal fiese Rückschläge?
Allerdings! Als wir am 13. März 2020, am Tag der Veranstaltung, pandemiebedingt unsere dreitägige Messe inklusive Konferenz und Fashionshow absagen und unverrichteter Dinge alle Stände wieder abbauen mussten. Uns wurde die Geschäftsgrundlage entzogen. Ein Veranstalter, der (zwei Jahre lang) nicht veranstalten darf, ist kein Veranstalter mehr. Wir haben die Website zum „home of sustainable fashion“ mit inzwischen 170 Brand-Porträts ausgebaut, eine Kommunikationsagentur für nachhaltige Modemarken gegründet, neue Erlösmodelle entwickelt. Geht nicht gibt’s nicht, hat mein Vater immer gesagt. Und deswegen ist die Greenstyle gestärkt aus der Krise hervorgegangen. Auch wenn wir – mein Mann Florens und ich – jetzt ein bisschen auf dem Zahnfleisch gehen …

Dein Tipp, um aus solchen Krisen gestärkt hervorzugehen?
Es kommt immer darauf an, was man aus einer Situation macht. Mein Glas ist immer halb voll – mindestens.

Was würdest Du als Deinen größten Erfolg bezeichnen?
Dass ich meine rebellische Ader ausleben darf. Früher wollte keiner hören, was ich zu sagen habe. Heute werde ich dafür bezahlt.

Wie empfindest Du Deine derzeitige Lebensphase?
Als Bereicherung. Meine Töchter sind inzwischen 16 und ich liebe es, dass wir auf Augenhöhe – Achtung, doppeldeutig! – kommunizieren können. Ich bin überglücklich, dass ich einen Purpose Job machen darf. Allerdings muss ich noch lernen, an der Balance zwischen Arbeit und meinem sonstigen Leben zu arbeiten.

Was hat Dich zu dem gemacht, was Du bist?
Das bedingungslose Vertrauen meiner Eltern. 

Was ist Dein Rat an Frauen, die sich in der Mitte des Lebens neu aufstellen?
Nicht reden, sondern machen – hat übrigens auch mein Vater gesagt. Das hat mir immer geholfen. Der richtige Zeitpunkt ist immer jetzt. Nur wenn man etwas ausprobiert, weiß man anschließend, ob es klappt. 

Was beeindruckt Dich?
Menschen, die mutig für eine Sache einstehen. Die sich aus ihrer Komfortzone bewegen, um diese Welt ein bisschen besser zu machen.

Wenn Du eine Superkraft wählen könntest: welche wäre das?
Zaubern. Dann würde ich den Klimawandel stoppen, Kriege, Armut, Gewalt beenden, den Menschen die Kraft zurückgeben, den wahren Wert zu erkennen und sich nicht von Nichtigkeiten blenden zu lassen … Es könnte so einfach sein.

Was hast Du zuletzt zum allerersten Mal gemacht?
Seafood gegessen. Das finde ich eigentlich unglaublich eklig.

Und Dein Rat an Dein früheres Ich?
Mit mehr Diplomatie kann man seine Ideen realistischer umsetzen. 

Vielen Dank!

Das Interview führte Gerlind Hector, die sich ebenfalls für mehr „Mode-Bewusstsein“ engagiert. Genau wie Mirjam wollte auch sie irgendwann nicht mehr über fancy Fashion Trends und maue Must-haves berichten, die keine Sau braucht. Ein cooler Look darf’s aber trotzdem sein; und zwar im Sinne von Punk-Ikone Vivienne Westwood: Buy less, choose well, make it last!

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