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Palais F*luxx

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Lesen oder lassen?

Buchbesprechung: „Morden in der Menopause“

Die Protagonistin des Krimis ist in einem Alter, in dem die Hormone für Chaos sorgen. Und für Morde. Anja Goerz, die selbst Krimis schreibt, hat den Roman ihrer Kollegin Tine Dreyer gelesen. Wie fällt ihr Fazit aus?

Worum geht es?

Liv ist 48, verheiratet, Mutter von drei Kindern und in den Wechseljahren. Letzteres wirkt sich nicht nur körperlich aus, auch hinsichtlich Gereiztheit und eigener Toleranzgrenze spürt Liv eine deutliche Veränderung. Leider führt das dazu, dass mit der ersten Hitzewallung auch der erste Mord passiert. Der muss natürlich vertuscht werden und dann passieren leider noch einige andere Dinge, die so ganz und gar nicht geplant waren. Oder, um Tine Dreyer zu zitieren: „Während meine Monatsblutung zum ersten Mal ausblieb, stand ich bis zu den Knöcheln im Blut eines Toten.“

Was kann das Buch und was hat es mit mir zu tun?

Haha, was es mit Dir zu tun hat? Wenn Du im Palast angekommen bist, dann hast Du mit großer Wahrscheinlich schon mal von Menopause, Klimakterium und Wechseljahren gehört. Oder steckst selbst irgendwo drin. DAS hat es mit Dir zu tun. Prima, wenn Du über Deinen Hormonhaushalt bestens Bescheid weißt, aber bei diesem Buch auch kein Problem, wenn nicht. Denn zusätzlich zu einer wilden Geschichte, in der Männer sterben und sich ein Baby ankündigt, gibt es viel Wissenswertes so ganz nebenbei. Den Kapiteln vorangestellt sind kurze Infotexte zum Beispiel über Progesteron, das dafür sorgt, dass „Mama zur Furie wird“. Oder auch, dass in afrikanischen Kulturen eine Frau, deren Menstruation ausbleibt, als anbetungswürdig gilt, bei uns dagegen häufig der Satz fällt: „Jetzt wird sie etwas seltsam.“

Warum sollte mich das interessieren?

Siehe oben. Außerdem verwebt Tine Dreyer in ihrem Roman sehr geschickt Fakten und Fiktion. Ihre Protagonistin geht zur Frauenärztin, erfährt dort zum Beispiel, dass Wechseljahre keine Krankheit sind. „Gerade früher haben Frauen durchaus harte Zeiten durchgemacht. Das lag aber auch daran, dass die Medizin die Menopause lange Jahre praktisch ignoriert hat.“ Gut, diese Ärztin ist ein Glücksfall und vielleicht noch ein bisschen mehr Fiktion als die „Unfälle“, die sich nach und nach ereignen. Aber Spaß macht es trotzdem, das alles zu lesen. Auch wegen der vielen kleinen Extra-Infos, die einem untergejubelt werden. Zum Beispiel über die Anwendungsmöglichkeiten von Hämorrhoidensalbe. Oder die Idee, einfach mal mehr miteinander zu reden – mit Freundinnen und dem Partner. Auch über die Libido.

Wer will das lesen?

Jede, die Krimis mag, die Unterhaltung will und ein paar Fakten zum Thema Wechseljahre nebenbei erfährt. Das Schöne im Gegensatz zu anderen Krimis – hier sterben nur Männer. Es gibt keine misshandelten und zerstückelten Frauenleichen, aber man muss ein bisschen was aushalten hinsichtlich Gewalt und Beschreibungen von Tötungsdelikten in allen Einzelheiten. Trotz des Humors.

Kostprobe:

„Falls meine Gynäkologin zufällig mitlesen sollte, erlauben Sie mir eine kurze Bemerkung: Ich trinke normalerweise nie tagsüber, und auch abends nur selten. Und mir ist absolut bewusst, dass Alkohol niemals eine Lösung ist. Aber wenn einem klar wird, dass man nun wirklich ins Drogengeschäft einsteigen muss, erscheint einem Mineralwasser auch nicht als Lösung.“

Tine Dreyer: „Morden in der Menopause“, DuMont, 304 Seiten, 17 Euro
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Rezension: Anja Goerz

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