Jeden Monat veröffentlichen wir ein Gedicht der Lyrikerin Julia Mantel. In den Versen der Frankfurterin geht es um Frauen, ums Fühlen und um die Fallen des Lebens. Wir lieben die Kraft und die Zartheit, die Julia Mantel in ihren Werken versprüht und die sie einzigartig machen.
lamento vom lametta
in einem café
bei mir
um die ecke
trinken die
jungen frauen
mit ihren
schlauchbooten
in den neuen
gesichtern
kurz nach
ladenbeginn
ihre morgenlatten
trotz
schlauchbooten
er-trinken menschen
regelmäßig
im mittelmeer
im selben
café hatte
eine andere
junge frau
neulich
wahrscheinlich
nicht nur
ein brett
vorm kopf
sondern
vor allem
eine wand
als stirn
sah aus
wie beton
unwahrscheinlich
dass sie
vorgehabt
hatte
mit botox
ihr denken
zu optimieren
früher lag der strand
unter dem pflaster
aus beton
heute stranden
die schlauchboote
wenn sie glück
haben.
Julia Mantel, geboren 1974 in Ffm, Studium der Angewandten Kulturwissenschaften in Lüneburg. Seit 2000 Konzentration auf Lyrik. 2005 Gründung des Konzeptlabels »Unvermittelbar«
Publikation von vier Lyrikbänden: new poems (2008), dreh mich nicht um (2011), Der Bäcker gibt mir das Brot auch so (2018) und Wenn du eigentlich denkst, die Karibik steht Dir zu (2021).
Gründungsmitglied des Frankfurter Lyrikkollektivs „Salon Fluchtentier“, Vize-Vorsitzende des Hessischen Schriftstellerverbands (VS). Lebt als Lyrikerin, Strickkünstlerin & Allroundjobberin in Frankfurt am Main.
Foto: ©Nina Werth