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Palais F*luxx

Online-Magazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre

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Das Jahr in einem Wort

Julia Karnick hat auf ihrer Facebook-Seite Frauen aufgefordert, das vergangene Jahr mit einem Wort auf den Punkt zu bringen. Sieben der Wörter hat sie ausgewählt, um die Geschichten dahinter zu erzählen. Hier sind sie, jeden Tag eine.

Diana, 52, Krankenschwester

2020 ist mir klar geworden, dass ich mich nie hätte verlassen dürfen auf die Versprechungen meines Noch-Ehemannes. 
Wir haben uns 1991 kennengelernt, ein paar Jahre später geheiratet und einen Sohn und eine Tochter bekommen. Er hat das Geld verdient, ich habe mich um die Kinder und den Haushalt gekümmert. Mit dieser traditionellen Rollenverteilung war ich völlig einverstanden. Ich war gerne Hausfrau. 

2009 erkrankte ich jedoch an einer schweren Depression, die mich bis heute begleitet. Ich habe zwei Klinikaufenthalte hinter mir, muss ständig Medikamente nehmen und bin erwerbsunfähig. In den Jahren nach dem Ausbruch meiner Depression wurde unsere Ehe immer schlechter. K. arbeitete sehr viel, er machte steil Karriere und kümmerte sich zu Hause um nichts. Es gab kaum noch Gemeinsames. Wir hatten einander immer weniger zu sagen. 
Wir liebten uns nicht mehr, aber ich hatte Angst, das Thema anzusprechen. Sicher auch, weil ich abhängig war von ihm. Erst 2018 traute ich mich, ihm die Trennung vorzuschlagen. Er willigte sofort ein und zog aus. Es schien auf eine gütliche Scheidung hinauszulaufen. K. versprach, er würde weiterhin für mich sorgen. Aber als er Ende 2019 eine neue Frau kennenlernte, wurde alles anders. 

Ich stellte Forderungen – das war der Beginn unseres Rosenkrieges

Plötzlich warf er mir ständig vor, ich würde von ihm viel mehr Unterhalt bekommen, als mir zustünde. Um seine Vorwürfe zu entkräften, schaltete ich eine Anwältin ein. Sie rechnete aus: Er zahlte mir nicht mal die Hälfte von dem, was mir angesichts seines wirklich sehr hohen Gehalts zustand. Ich stellte Forderungen. Das war der Beginn unseres Rosenkrieges, der das ganze nun vergangene Jahr bestimmt hat. 
K. bezog die Kinder mit ein in unsere Konflikte. Er diffamiert mich vor ihnen als gierig und schwach. Als eine Frau mit Psychomacke, die ihr Leben nicht im Griff hat. Er begann, seine ökonomische Überlegenheit auszuspielen, um die Kinder auf seine Seite zu ziehen. 
Unserem Sohn hatte er zum 18. Geburtstag vor drei Jahren ein Auto geschenkt, obwohl ich dagegen gewesen war. Dieses Jahr ist unsere Tochter volljährig geworden und rechnete mit dem gleichen Geschenk. Aber K. sagte, das bekäme sie nur, wenn ich das Auto zur Hälfte bezahlen würde. 

Zum ersten Mal keine Kompromisse

Nach dem Abi wollte sie gerne an einer privaten Hochschule studieren, und wieder sagte er: „Aber nur, wenn sich deine Mutter die Studiengebühren mit mir teilt.“ Dabei sind wir noch gar nicht geschieden. Ich weiß nicht, wie viel Geld ich danach haben werde. Ich erklärte meiner Tochter, dass ich derlei finanzielle Verpflichtungen im Moment nicht übernehmen kann. Sie war mir böse deshalb. Und als ihr Vater vorschlug, er würde alle Kosten für ihr Studium übernehmen, wenn sie zum ihm zieht, sagte sie ja. Auch mein Sohn beschloss, statt bei mir, mit seiner Freundin zusammenwohnen zu wollen.  

Im Januar ziehe ich aus unserem Einfamilienhaus aus und in eine Zwei-Zimmer-Wohnung – allein, mit meinem Hund. Natürlich bin ich traurig darüber, dass die Kinder nicht mitkommen. Aber ich freue mich auch auf den neuen Lebensabschnitt. Ich glaube, es tut mir sehr gut, zur Ruhe zu kommen und mich nur noch um mich selbst zu kümmern. Jetzt muss ich mich nicht mehr mit dem Alltag der Kinder auseinandersetzen. Jetzt kann ich mal diejenige sein, die immer nett ist, statt die Alltagsthemen aushandeln zu müssen. Und ich finde es schön, dass die Wohnung mir allein gehört und ich sie einrichten kann, wie ich will. Das hatte ich noch nie.     

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