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Palais F*luxx

Online-Magazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre

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Das Jahr in einem Wort

Julia Karinck hat auf ihrer Facebook-Seite Frauen aufgefordert, das vergangene Jahr mit einem Wort auf den Punkt zu bringen. Sieben der Wörter hat sie ausgewählt, um die Geschichten dahinter zu erzählen. Hier sind sie, jeden Tag eine.

Silke Plagge, 51 , freie Journalistin und Buchautorin

Letztes Jahr habe ich beschlossen, mein Leben noch einmal von links auf rechts zu krempeln. Dieses Jahr habe ich meinen Beschluss in die Tat umgesetzt, gemeinsam mit dem Mann, in den ich mich im Mai 2018 verliebt habe.  

Ich hatte eine fast 20-jährige Beziehung hinter mir und war seit einem Jahr Single-Mutter, als Klaus und ich uns kennengelernten. Ich wusste ganz schnell: Das ist was Ernstes. Allerdings konnten wir unsere neue Liebe nur als Fernbeziehung führen. Ich wohnte mit meinen zwei Kindern in Hamburg, während Klaus im Ruhrgebiet lebte.

Dann aber starben unsere Mütter ziemlich kurz nacheinander. Unsere Väter sind schon lange tot, und so waren wir plötzlich beide elternlos – und hatten zwei Häuser. Wir mussten uns überlegen: Was sollen wir damit machen? Wie stellen wir uns die Zukunft vor? Wir entschieden: Wir nutzen unser Erbe, um gemeinsam einen Neustart zu wagen.
Uns sollten endlich keine 400 Kilometer mehr trennen, auch wenn wir dafür viel aufgeben. Das kostet Mut – denn ein Zurück gibt es nicht mehr.

Klaus hat sein Elternhaus in Bochum verkauft, den Erlös haben wir dazu benutzt, meinen Bruder auszubezahlen und das Bremer Haus meiner Mutter zu sanieren, das unser neues, gemeinsames Zuhause werden wird: Es ist ein altes Haus von 1908, klein, aber wunderschön. Im Januar wollen wir dort einziehen, es ist für uns alle ein großer Schritt. Ich ziehe zurück in meine Heimatstadt, die ich vor 30 Jahren verlassen habe. Klaus gibt sein Zuhause in Bochum auf und wird für alle Arbeit, die er nicht im Homeoffice erledigen kann, erst mal pendeln. Mein 14-jähriger Sohn zieht mit mir, meine ein Jahr ältere Tochter bleibt bei ihrem Vater in Hamburg, weil sie die Schule nicht wechseln möchte.

Als Klaus und ich ein Paar wurden, war ich absolut sicher: Bevor wir anfangen können übers Zusammenziehen nachzudenken, müssen erst mal beide Kinder mit der Schule fertig sein. Durch die kurze schnelle Krankheit meiner relativ jungen Mutter wurde mir aber die Endlichkeit des Lebens sehr deutlich. Also nicht warten mit dem Glücklichsein, sondern sofort damit anfangen, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Ich bin schließlich auch schon 51. Wenn nicht jetzt, wann dann?   

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