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Palais F*luxx

Online-Magazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre

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Macht doch, was ihr wollt!

Jeden zweiten Mittwoch stellen wir Euch eine Frau vor, die ihr Leben umgekrempelt hat
oder mittendrin ist in der Veränderung

Heute: Martina Kuhnert

Wer nix wird, wird Wirt? Stimmt nicht – weiß Martina Kuhnert
Foto: privat

Jetzt komm ich! Martina Kuhnert ist jahrzehntelang klaglos mitgezogen, wenn es ihren Ehemann beruflich ins Ausland verschlagen hat und hat stets das Beste draus gemacht. Trotzdem stand sie mit Mitte 50 allein da und musste sich komplett neu erfinden. Statt in Tränen zu versinken, hat sie sich auf ihre Leidenschaft fürs Kulinarische besonnen. Am Ende ist ein kleines, feines Restaurant draus geworden.

Name: Martina Kuhnert
Alter: 59
Beruf: Restaurant-Besitzerin, Sachbearbeiterin
Wohnhaft in: Königswinter
Motto: Einfach machen, es ist nie zu spät, um anzufangen!

Liebe Martina, Du hast mit Mitte 50 nochmal ganz von vorn angefangen – privat und beruflich. Erzähl!
Vorab: Ich bin im Jahr 2010 mit Mann und vier Söhnen nach Italien gezogen, um dann einige Jahre später wieder nach Deutschland zurückzukehren. Ich musste jetzt mein dort gegründetes Unternehmen, die „Culinary Factory Tours“, schweren Herzens von hier aus leiten. Als echter Foodie ein gut laufendes Food-Tour-Unternehmen in Italien verlassen zu müssen, war wirklich schlimm. Dann hat sich mein Mann getrennt und ich musste zusätzlich einen 40-Stunden-Job in einem Büro annehmen, um mich und die beiden jüngeren Söhne über Wasser zu halten. Das war hart – und außerdem langweilig. Weil mich die italienische Esskultur so inspiriert hatte, habe ich dann einen Blog über typisch deutsche Gerichte gestartet und mich parallel auf die Suche nach deutschen Manufakturen und Kleinbetrieben gemacht. Am Ende wurde ein eigenes kleines Restaurant daraus, namens „Deutschlandreise“, in Bonn.

Toll! Aber wie hast Du das finanziell gestemmt?
Die Restaurant-Gründung war ein echter Neuanfang, frei nach dem Motto: „Lebe Deinen Traum.“ Allerdings mit Sicherheitsnetz – ich habe meinen Verwaltungsjob anfangs behalten, da keine Bank mir einen Kredit geben wollte. „Ältere Frau“ ist ein No-Go bei der Kreditvergabe.

Puh! Aber es hat geklappt?
Allerdings. Ich bin erst jüngst mit dem Restaurant in den Slowfood-Führer aufgenommen worden.

Glückwunsch. Und was beschäftigt Dich zurzeit am meisten?
Die Suche nach gutem Personal für das Restaurant. Sobald wir die Terrasse eröffnen, verdoppelt sich die Sitzplatzanzahl und wir brauchen Verstärkung im Team. Bis Oktober waren wir ein Dream-Team, aber eine junge Mitarbeiterin hat sich selbstständig gemacht – übrigens mit einem eigenen Comedy-Programm.

Was motiviert Dich?
Ich habe generell große Freude am Gestalten. Ich möchte Orten oder Dingen ihr Potenzial entlocken. Etwas Schönes zu erschaffen, das einen positiven Einfluss auf andere Menschen hat, gibt mir echte Befriedigung. Das Stückchen Welt, das ich beeinflussen kann, ein bisschen besser machen!

Und auf was kannst Du verzichten?
Locker verzichten kann ich auf jede Art von Statussymbol, verzichten kann ich auf Überflüssiges. Ich habe mir mühsam abgewöhnt, einfach nur zu konsumieren.

Wie empfindest Du Deine derzeitige Lebensphase?
Unglaublich erfüllend und gleichzeitig fordernd und anstrengend auf allen Ebenen.

Was ist Dein Rat an Frauen, die sich in der Mitte des Lebens neu aufstellen wollen/müssen?
Einfach machen, sich trauen! Unkonventionelle Wege gehen, alle Kraft und Ressourcen auf dieses eine Projekt konzentrieren und sich nicht beirren lassen!

Dein größtes Laster?
Süßigkeiten! Gute Schokolade, Kuchen, you name it …

Dein Rat an Dein früheres Ich?
Lass Dich nicht klein machen. Harmonie ist kein Dauerzustand, trau Dich zu streiten!

Und gibt es etwas, das Du unbedingt noch lernen möchtest?
Ich würde zu gerne Schlagzeug spielen lernen!

Vielen Dank!

Das Interview führte Gerlind Hector, die ebenfalls ein großes Faible für Torten, Tartes und Teilchen hat. Schade, dass Bonn für sie zu weit weg liegt, sonst würde sie sich als Servicekraft für Martinas Restaurant-Terrasse anbieten. Den ganzen Tag auf den Beinen an der frischen Luft, hier ein Schwätzchen mit der Chefin, dort mit den Gästen schäkern … und fettes Trinkgeld einsacken. Gibt’s einen schöneren Ausgleich für einen müden Schreibtisch-Job? Nö!

Hier geht’s zu Martinas Restaurant
deutschlandreise-bonn.de



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