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Palais F*luxx

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Macht doch, was ihr wollt!

Jeden zweiten Mittwoch stellen wir Euch eine Frau vor, die ihr Leben umgekrempelt hat
oder mittendrin ist in der Veränderung

Heute: Anja Peleikis

Hat keine Angst vor großen Gefühlen und menschlichen Abgründen – Anja Peleikis
©privat


Für die Vielfalt menschlicher Lebensweisen hat sich Anja Peleikis schon immer brennend interessiert. Ergo hat sie jahrelang Ethnologie studiert, um irgendwann festzustellen, dass sie sich in eine tiefe Sinn- und Ehekrise hineinmanövriert hatte. Jetzt hat sie sich neu aufgestellt. Der Ehemann ist noch da und das Studium der menschlichen Lebensweisen findet eine neue Bedeutung.

Name: Anja Peleikis
Alter: 55 Jahre
Beruf: Emotionsfokussierte Paar- und Einzeltherapeutin (EFT), Yogalehrerin
Wohnhaft in: Potsdam
Motto: „In der Tiefe jeder Verwundung, die wir überlebt haben, liegt die Kraft, die wir zum Leben brauchen“ (Rachel Naomi Remen).

Anja, Du hast promoviert, warst an unterschiedlichen Universitäten und Forschungsinstituten als Ethnologin beschäftigt, Deine Habilitation stand kurz vor dem Abschluss und dann hast Du Dich entschieden, einen neuen Weg einzuschlagen. Was ist passiert?
19-jährig, für ein Jahr in Brasilien und auf der Suche nach meinem Weg, schrieb ich ein Zitat von Carlos Castaneda in mein Tagebuch: „Schau Dir jeden Weg genau und bewusst an. Versuche ihn zu gehen, so oft wie Du es für nötig hältst. Dann stell Dir allein eine Frage: Hat dieser Weg ein Herz? Wenn ja, dann ist der Weg gut, wenn nicht, ist er nutzlos.“
Für viele Jahre hatte mein Weg als Ethnologin ein Herz für mich, einen großen Sinn. Ich wollte Menschen in unterschiedlichen kulturellen und gesellschaftlichen Kontexten verstehen, ich wollte das Menschsein tiefer ergründen. Das trieb mich an. Und doch erschöpfte mich mit den Jahren der universitäre Alltag immer mehr und die Sinnfrage quälte mich: War ich noch auf meinem Weg? Es folgten Jahre des Loslassens, des Nichtwissens, der Suche, der finanziellen Sorgen und der gleichzeitigen persönlichen Neuerfindung. Es war beängstigend und aufregend zugleich.

Wie ging es dann bei Dir weiter und wie hast Du neue Orientierung gefunden?
Zuerst einmal ging es mitten hinein in eine Beziehungskrise mit meinem Mann. Wir zogen von Berlin nach Potsdam, der Großstadt müde und weil wir für unsere Söhne eine Schule wollten, die uns überzeugt. Wir verkauften unser Haus, kauften ein neues, das wir von Grund auf sanieren mussten. Es gab so viele Herausforderungen und Probleme. Geholfen hat mir und uns vor allem Yoga, eine Emotionsfokussierte Paartherapie (EFT) und bei allem Ungewissen die innere Gewissheit, dass ich gerade dabei bin, meinen neuen Weg zu finden.

Wohin hat Dich der Weg dann geführt? Wo stehst Du heute?
Jetzt leben wir seit sechs Jahren in Potsdam und unser Haus hat einen großen Yoga- und Praxisraum. Wir haben hier nicht nur ein neues Zuhause gefunden, sondern ich bin auf meinem neuen Weg angekommen: Ich bin Emotionsfokussierte Paar- und Einzeltherapeutin, gebe Paarwochenenden mit meinem Mann und Yogakurse. Ein Kreis hat sich geschlossen: Ich begleite unter anderem interkulturelle und binationale Paare. Mein ethnologisches Wissen macht so viel Sinn bei dieser neuen Arbeit. Ich bin unendlich dankbar, so viel über das Menschsein von meinen KlientInnen zu lernen und es ist ein großes Geschenk, mit ihnen und durch sie zu wachsen.

Was ist Dein Rat an Frauen, die sich in der Mitte des Lebens neu aufstellen wollen?
Suche Dir gute Unterstützung, einen Menschen, der Dich spiegeln, empathisch begleiten und für Dich da sein kann; jemand, der mit Dir tiefer schaut, jemand, der da ist und Dich begleitet beim Trauern, Verabschieden und Loslassen, der da ist, bei allen Unsicherheiten und Ängsten. Auch die schweren Gefühle gehören zum Prozess. Es lohnt sich! Krisen bringen alte und schmerzhafte Erinnerungen an die Oberfläche, nimm Dir Zeit, sie anzuschauen und zu heilen! Erlaube Dir die Zeit, nicht zu wissen.

Vielen Dank!

Das Interview führte Gerlind Hector, die auch gern Yoga macht und mit herabschauendem Hund, Krähe und Kobra stets auf der Suche nach ihrer inneren Mitte ist. Die findet sie am besten, wenn sie ganz viel Ruhe hat – und zwar allein. Total! Im Gegensatz zu Anja kann sie sich daher auch nicht vorstellen, Job und Ehe miteinander zu verquicken. Dazu hat sie ihren Mann viel zu lieb, als dass sie ihn ihren Launen 24/7 aussetzen würde.

Link zu Anja:
eft-potsdam.de 


Wenn Du auch Lust hast, uns von Deiner Neuaufstellung zu erzählen und ein tolles Foto von Dir hast, schreib eine MAIL

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