Domina-Omi
Eine Freundin und ich reden immer mal wieder darüber, wie wir wohl unseren Ruhestand bestreiten. Wir beide sind selbstständig, haben keine großen Reserven, nix zu erben, außer möglicherweise ein langes Leben, das irgendwie finanziert werden muss. Heißt, wir müssen über unseren Unruhestand nachdenken. Bei mir hat eine mögliche Lösung – natürlich – mit Erotik zu tun.
Während sie sich ihren Lebensabend als Imkerin auf dem Land auf einem großen Hof vorstellt, würde ich auf dem Hof ein Domina-Studio einrichten. What? Ja, genau. Denn auch mit über 70 kann man noch peitschen und der welkende Körper würde einfach in einen geilen Lack-Suit eingeschnürt. Das höhere Alter ist sogar von Vorteil, denn schließlich sollen die Kerle Respekt vor mir haben und mir huldigen. Worüber wir anfangs köstlich gelacht haben, ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Schließlich lese ich immer wieder, dass gerade das männliche Führungspersonal danach lechzt sich zu unterwerfen.
Toughe Männer wollen kuschen
Wenn ich mich an meine Berufsstationen erinnere, war ich immer dann megaerfolgreich, wenn ich knallharte Ansagen gemacht und mein Ding durchgezogen habe. Plötzlich kuschten selbst toughe Männer auf Vorstandsebene vor mir. Einmal bekam ich sogar von Kolleg*innen eine Gerte geschenkt. Das sprach Bände. Ich will mir die Fantasien des Teams dazu lieber nicht vorstellen. Aber offensichtlich steckte schon früh in mir eine Seite, die mir gar nicht so bewusst war.
Vor einiger Zeit hatte ich eine Affäre mit einem devoten Mann. Anfangs hatte ich noch etwas Schwierigkeiten, ihn rumzukommandieren. Ehrlicherweise fand ich mich in der Rolle dann aber verdammt schnell ein. Er musste mir stundenlang die Füße massieren, mir Getränke servieren, aus einem Hundenapf schlabbern und mir sexuell vielfältig zur Verfügung stehen. Dafür bekam ich noch Blumen, Champagner und herrlichste belgische Pralinen als Gast-Geschenk. Was mir auf Dauer für mein Erotik-Leben zu einseitig sein würde, lässt sich aber natürlich easy ausweiten, wenn dafür Honorare fließen. Und die sind nicht zu knapp. Tadaa – mein Rentenleben wäre gesichert.
Also versuche ich jetzt öfter, mich in die Rolle der Domina einzufinden. Mein Lover war recht erstaunt, als ich ihn neulich hart anging – verbal und sexuell. Am Ende gefiel es ihm als Variante aber ziemlich gut. Er erzählte mir dann von einem Geschäftsfreund, der mehrere tausend Euro im Monat für Besuche bei einer Domina ausgab, weil er sich nicht traute, seiner Frau von seinen Bedürfnissen zu erzählen. In meinen Pupillen leuchteten die Euro-Zeichen.
Neue Seiten entdecken
Nun ist sicherlich nicht jede dafür geschaffen, als professionelle Domina zu arbeiten. Man muss auch nicht so weit gehen wie eine Bekannte, die ihren Liebhaber nackt und nur mit Maske geschützt durch einen Hamburger Wald jagte. Dennoch finde ich es schon antörnend, eine andere Seite an sich zu entdecken und auch mal auszuleben. Es zeigt sich nämlich, dass plötzlich der Umgang zwischen den Geschlechtern ein anderer ist, wenn die Frau dominant auftritt. Und das kann ganz schön hot sein.
Ich jedenfalls habe beschlossen, mal in eine Domina-Ausbildung reinzuschnuppern. Und nach einer FemDom Party Ausschau zu halten. Denn ich glaube, dass sich schon der ganze Auftritt im bürgerlichen Leben dadurch verändert. Für die nächsten Honorarverhandlungen kann ein sehr selbstbewusstes Auftreten sehr hilfreich sein. Und für neue Seiten im Erotikleben ebenso.
Sich aus der Komfortzone herauszuwagen, bringt manchmal überraschende Erkenntnisse, was persönlich und sexuell an Weiterentwicklungsmöglichkeiten noch so in einem steckt. Es muss ja nicht gleich eine Karriereplanung fürs Alter dahinterstecken. Wobei …
Suzette Oh ist im besten Alter, um die richtige in Theorie und Praxis erfahrene Sexpertin für uns zu sein. Tatsächlich hört sie außerhalb der gedämmten Wände auf einen anderen Namen, möchte aber auch weiterhin die Bestellung für ihre Schwarzwälderkirschtorte zum Geburtstag aufgeben, ohne dass die Verkäuferin kreischt: „Ich kenn Sie! Sie sind die tolle Sex-Kolumnistin!“
Wer jetzt schnell mehr von ihr lesen möchte, klickt auf die Links. Suzette Oh hat nämlich bereits aussagekräftige Bücher veröffentlicht, als da wären ihr „Pussy Diary“ und ihre erotische Phantasien in Bezug auf das Erben eines Hauses. Bzw. ein Hotel der Lust.
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