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Palais F*luxx

Online-Magazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre

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Let’s Change The Picture – JETZT!

Meine beste Freundin war vom Internet fasziniert, da wussten wir anderen kaum, wie man „Internet“ buchstabiert. Sie hat ihre Expertise zum Geschäft gemacht und war eine der ersten, die als „Profilagentin“ in puncto Sichtbarkeit im Netz berät. Eine andere Freundin ist seit zehn Jahren von ihrem Mann getrennt und lebt noch immer mit ihm zusammen, und datet jetzt eine Frau. Und eine dritte stellt sich unter großen Anstrengungen seit Jahren dem Krebs entgegen – und hat doch ein Sexleben, das mit „interessant“ nicht ausreichend beschrieben wäre.

Wir hier, bei Palais F*luxx, bekommen mit, was Frauen ab 47 tun. Sie schreiben uns, sie kommen zu unseren Treffen. Sie erzählen davon, die Familie Familie sein zu lassen und für ein Jahr China zu bereisen. Sie fliegen für ein House-Weekender allein nach Malta, um sich dort mit Wildfremden die Seele aus dem Leib zu tanzen. Sie schreiben erotische Geschichten, retten die DDR Kult-Vase Tini oder gründen einen Verlag für Fantasy-Romane. Sie fangen das Klauen an, fahren schwarz und nehmen Drogen. Sie kündigen ihren Job bei der „Tagesschau“, lassen sich den Rücken tätowieren und werden Sexualberaterin. Oder nehmen Flüchtlinge auf, obschon die eigene Rente knapp ist.

Wo ist das zeitgemäße Altersbild von 21 Millionen Frauen*?

Wenn ich Fernsehen schaue, und ich gucke viel, dann sehe ich diese Frauen 47+ nicht. Dann sehe ich Frauen, die betrogen werden, verlassen, gern für eine jüngere. Verbitterte, traurige Frauen, vom Mann und dem Leben enttäuscht. Oder eine fröhliche Oma kommt auf dem Fahrrad um die Ecke gebogen, den Korb am Lenker voller Blumen und Gemüse auf dem Weg zu den Enkeln, die sie „brauchen“. Sollte eine Frau Chefin sein, dann sind ihre Lippen schmal und das Kostüm eng. Oder der Mann gestorben und das Chaos groß.

Kurz, das Fernsehen und auch das Kino verbreiten ein klischeehaftes, vor allem aber völlig unzeitgemäßes Frauenaltersbild – es hat mit den 21 Millionen Frauen, die in Deutschland 47+ sind, wenig zu tun.

Ja, so viele sind wir. 21 Millionen. Ein Viertel der Bevölkerung. Und während den männlichen Schauspielern der zweiten Lebenshälfte in Film und Fernsehen ein breites Repertoire an Rollen, Lebensmodellen ebenso wie ein vitales Lendenleben zugestanden wird, bekommen wir nur wenig zu sehen, mit dem wir uns identifizieren können, das uns abbildet. Oder zum Vorbild taugt. Nicht nur für uns, auch für jüngere Generationen.

Glauben die Film- und Fernsehmacher*innen wirklich, wir seien nur innerhalb einer Beziehung glücklich? Wir wären gramgebeugt, wenn wir niemanden hätten, um den wir uns kümmerten? Uns fiele nichts Besseres ein, als zu gärtnern, einen Buchladen zu betreiben oder Tierärztin zu sein? Glauben sie wirklich, wir seien Frauen ohne Unterleib? Ohne Erotik und Libido? Ohne Interesse an der Welt und daran, jetzt, wo für so viele Frauen das familiäre Programm beendet ist oder schlicht das Kümmerhormon in den Sparmodus umschaltet, sich selbst neu zu entdecken?

Wir brauchen das Miteinander

„Wechseljahre“ bedeuten nicht nur körperliche Veränderung. Die Jahre des Wechsels sind die des Wandels. Sie stehen für einen Prozess, in dem bei vielen Frauen das Leben auf den Kopf gestellt wird. Mehr noch: in dem viele Frauen sich neu erfinden. Und sich neu ausrichten. Indem sie aufbrechen. Das Ziel? Eine aufregende Gegenwart und auch in zwanzig, dreißig Jahren noch ein Leben zu führen, das sich wohl viele Film machende nicht vorstellen können: ein wildes. Ein wagendes. Ein interessantes. Ein engagiertes. Ein gestaltendes.

Die öffentlich-rechtlichen Sender haben angekündigt, mit viel Geld die Angebote für junge Menschen im Netz auszubauen. Das ist richtig. Es ist ihr Auftrag, Programm für alle Menschen zu liefern. Sie haben die Jungen lang genug nicht ernst genommen. Die Ankündigung des ZDF, Geld aus dem Programm der „Älteren“ zu nehmen, um damit den Ausbau zu finanzieren, ist nicht nur ein Affront gegenüber den Älteren – und damit ihrer Kernzuschauerschaft – es ist auch nicht besonders klug.

Was diese Gesellschaft gerade am wenigsten braucht, ist ein „ihr gegen wir“, ein Ausspielen der verschiedenen Gruppen innerhalb der Bevölkerung. Das Gegenteil ist das, was wir brauchen. Wir brauchen das „Wir“, das Miteinander. Mehr denn je.

Was notwendig ist? Wir wissen es!

Während die kleinste Schraubenbude in Franken verstanden hat, dass gemischte Teams zu besseren Ergebnissen führen, haben die Fernsehanstalten und Filmemacher*innen noch nicht verstanden, dass eine Aufteilung in „alt“ und „jung“ weder gewinnbringend ist, noch notwendig. Weder schalten die Jungen ab, wenn Ältere interessante Rollen spielen, noch sperren sich Alte gegen interessante Rollen jenseits der Rentnercops.

Was notwendig ist, sind gute Drehbücher. Erzählungen, in denen Menschen und insbesondere Frauen47+ in der interessanten Gestaltung ihres Lebens abgebildet werden. In ihrer Vielfalt was Herkunft, Prägung, sexuelle Orientierung, Gender und sozialen Status anbelangt.

Was notwendig ist, sind Verantwortliche, Filmemacher*innen, die das verstehen. Es ist häufig von „Mut“ die Rede. „Mutige Produzent*innen“ seien notwendig, andere Stoffe umzusetzen. Nein, Mut braucht man gar nicht. Ein klarer Verstand reicht aus.

Ich weiß nicht, ob ich für 21 Millionen Frauen spreche, sind es nur 18 Millionen, reicht es mir schon: Wir wollen ein zeitgemäßes Bild von Frauen 47+ in Film und Fernsehen!

Let´s Change The Picture! Jetzt!

Wir sind das Magazin, das nicht nur Themen von Frauen* ab 47 abbildet, sondern sich gesellschaftspolitisch einmischt. Und dazu gehört #Sichtbarkeit47+ – im Herbst 2021 gestartet, erweitern wir unser Anliegen auch im Film und TV realistisch abgebildet zu werden, mit der Aktion #Letschangethepicture.

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