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Palais F*luxx

Online-Magazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre

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Natürliche Lustmacher – der Produkttest von Britta Scholten

Öl, Räucherstäbchen oder Vanilledessert? Britta Scholten hat ausprobiert, wie aphrodisierend verschiedene Mittel wirken. Dazu gibt’s einen Tipp von Sexualtherapeutin Elke Franzki. 

Unlust. Kein schönes Wort. Kein schönes Gefühl. Doch leider etwas, was viele Frauen in den Wechseljahren erleben. Schnell gibt man dem abfallenden Östrogen die Schuld. Außerdem: „Sex brauchen Sie jetzt ja nicht mehr.“ Das hörten viel zu viele Frauen von Gynäkologen der alten Generation. Leider gibt es diese Haltung immer noch. 

Nicht alle Frauen regen sich darüber auf. Es soll auch Frauen geben, die erleichtert sind, wenn im Bett nur noch gelesen und geschlafen wird. Andere jedoch wollen ihr Sexleben nicht aufgeben, weil Hormone den Körper in einen Veränderungsmodus versetzen. Was zu Herausforderungen führen kann: Das Lieblings-Dessous passt nicht mehr, weil sich ein paar Pfunde angesammelt haben. Während einer Hitzewallung ist man eher an Eiswürfeln interessiert als an einer streichelnden Hand. Und das Gefühl einer feuchten, gierigen Vagina will sich auch nicht immer einstellen, wenn der Östrogenmangel zu trockenen Schleimhäuten geführt hat. 

Was tun? Aufgeben und wie die Mimi nie ohne Krimi ins Bett gehen, damit wenigstens ein Hauch von Spannung im Schlafzimmer bleibt? Wir gehen einen anderen Weg und testen Aphrodisiaka. 

Aphrodisiaka – ein natürlicher Lustmacher ? 

Zu verdanken haben wir die Aphrodisiaka dem alten Zeus. Der lebte seine Eskapaden zunächst in der Welt der griechischen Götter und Göttinnen aus. Als er sich jedoch in eine Bauerntochter verliebte, stand er vor einem Problem: Die beflügelnden Aphrodisiaka waren nur den Göttern des Olymp vorbehalten. Aber Zeus war schließlich CEO des Olymps. So ordnete er eine Strategieänderung an, sorgte für einen neuen Absatzmarkt der Aphrodisiaka unter den Sterblichen und konnte so freudvolle Stunden mit seiner Bauerntochter verleben. 

Was könnte er benutzt haben? Aphrodites Zaubergürtel war mit vielen Elixieren, Tees und Gewürzen bestückt. Einiges aus tierischem Ursprung, was nicht nur für Veganer:innen ein No-Go ist. Aphrodisiaka stimulieren einerseits die Nervenbahnen im Rückenmark und sorgen für Erregung. Andererseits wirken viele Mittel indirekt: Sie sorgen für Entspannung oder ein angenehmes Wärmeempfinden, machen die Haut sensibler oder durchbluten das Becken besser. Wer auf unmittelbare Ekstase hofft, sobald wenige Tropfen eines Elixiers unter den Wein gemischt werden, wird enttäuscht. Aphrodisiaka erhöhen die Sinnlichkeit und steigern die Wahrnehmung von Reizen. 

Wir testen: 

  • Damiana (Turnera diffusa)
  • Ayurvedische Räucherstäbchen
  • Massageöl Liebeslust von farfalla 
  • Gewürze (Vanille, Zimt und Kakao) und Granatapfel
  • Zusätzlich gibt es Tipps der Sexualtherapeutin Elke Franzki

Damiana (Turnera diffusa)*

Das Kraut kommt aus Süd- und Mittelamerika. Schon die Maya sollen die aphrodisierende Wirkung geschätzt haben. Damiana kann als Tee oder Elixier eingenommen werden. Man kann damit auch räuchern oder eine selbstgedrehte Zigarette (nur die Blüte verwenden) rauchen. Auch zur Aromatisierung von Ölen lässt es sich nutzen. 

Was ist drin? 
Geschnittene Damiana-Blätter aus einer Wildsammlung in Mexiko. 

Wie ist der Sympathie-Effekt? 
Die Packung sieht wie ein normaler Kräutertee aus. Schlicht, gesund und nicht gerade sexy.

Was soll es können und was kann es? 
Damiana soll für Mann und Frau aphrodisierend sein, außerdem die Stimmung erhellen und die Fruchtbarkeit steigern. 

Ich entscheide mich für die Teezubereitung. Das erscheint mir unverfänglich. Ich locke meinen Mann in die Küche und biete ihm eine Tasse Tee zum Probieren an. Er zögert. Kein Wunder, denn der Tee riecht eher abtörnend. Der Geruch erklärt, warum Damiana auch als Asthma-Besen bezeichnet wird. Ich gebe mein Geheimnis preis und erkläre, dass der Tee stimulieren soll. Wir nehmen beide einen großen Schluck. Das Resultat: Anstelle uns die Kleider vom Leib zu reißen, starren wir uns angeekelt an und brauchen ein paar Minuten, um den Geschmack loszuwerden. Für uns ist Damiana nichts, während eine Weiblichkeitspädagogin auf selbstgedrehte Zigaretten schwört. Da ich nicht rauche, ist das keine Option für mich. 

Preis 4,80 Euro für 50 Gramm

Ayurvedische Räucherstäbchen Amour von Les Encens du Monde *

Was ist drin? 
Rose, Kampfer, Sandelholz, Minze – 100% natürliche Bestandteile ohne Zusatz von Lösemitteln, Farb- oder synthetischen Stoffen 

Wie ist der Sympathie-Effekt? 
Die Verpackung gefällt mir: eine kleine runde Schachtel aus Papier. Aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen haben sie für die „Liebe“ hellblau gewählt. Das Design spielt mit Elementen der indischen Architektur. 

Der Duft spricht mich spontan nicht an. Allerdings finde ich Räucherstäbchen sowieso schwierig. Sie erinnern mich immer an den miefigen und vollgestopften Indien-Laden, in dem ich mein Outfit für meine extrem kurze Karriere als Musicaldarstellerin gekauft hatte: Auf der Schulbühne tanzte ich damals im Musical Hair den Kamasutra-Tanz. Passt ja doch. Also zweite Chance für die Räucherstäbchen. 

Was soll es können und was kann es? 
Eine aphrodisierende Wirkung steht bei den Stäbchen gar nicht im Vordergrund, es geht um die Harmonisierung des Herz-Chakras. Das Herz-Chakra wird als energetisches Zentrum für bedingungslose Liebe angesehen – und die unermessliche Freude, die von der Liebe ausgeht. Rose wirkt dabei entspannend, Sandelholz soll aphrodisierend wirken, Kampfer klären, Minze kühlen und die Konzentration fördern. Kann ja nicht schaden. Da ich sowieso online eine Yin-Yoga-Stunde gebucht habe, zünde ich nur für mich ein Stäbchen an. Der Geruch gefällt mir und: Er wirkt. Ich schwebe noch entspannter als sonst aus meiner Yoga-Stunde. Bereit für bedingungslose Liebe. 

Preis: Rund 7 Euro für 16 Sticks

Das Massageöl Liebeslust von farfalla*

Was ist drin? 
Nicht alles wird verraten, aber die Hauptzutaten sind angegeben: Jasminöl und ätherische Öle von Frangipani, Rose, Ylang Ylang. Die Mischung ist vegan, besteht zu 100% aus natürlichen Ölen und hat die Kennzeichnung „Bio“. Liebeslust gibt es als fertiges Massageöl, Raumspray oder Duftölmischung, die ich mit Mandelöl kombiniert habe. 

Wie ist der Sympathie-Effekt? 
Die Produkte von farfalla vermitteln schon über das Design ein Gefühl von Sanftheit und Verspieltheit. Beim ersten Schnuppern rieche ich Blumen, Balsam, Vanille und etwas Würze. Einerseits empfinde ich den Duft umschmeichelnd, andererseits auch ein wenig irritierend. 

Was soll es können und was kann es? 
Nicht überraschend: Alle enthaltenen ätherischen Öle sind für ihre entspannende und stimulierende Wirkung bekannt. Jasmin gilt als einer der erotischsten Blütendüfte und wird zum Beispiel in Tunesien gern als Sträußchen verschenkt. Rosen sind auch in unserer Kultur stark mit Liebe verbunden, der Duft beruhigt und hellt die Stimmung auf. Die Exoten Frangipani und Ylang Ylang duften stark sinnlich und werden mit Liebe, Leidenschaft und Erotik in Verbindung gebracht. Frangipani und Ylang Ylang werden gern als Schmuck bei Hochzeiten und als Bett-Dekoration für die Hochzeitsnacht genutzt. 

Farfalla beschreibt den Duft auf ihrer Webseite so: „Betörende Düfte bringen die Funken zum Fliegen und lassen es so richtig knistern.“ Funken fliegen bei meinem Mann und mir nicht. Zumindest nicht sofort. Es ist eher die Einladung zu einer ausgiebigen Massage mit viel Schnuppern. Und in der Kombination knistert es dann schon zwischen uns. Das Öl bleibt definitiv in Griffweite meines Bettes. 

Preis:
13,90 Euro für 5 Milliliter Aromamischung; ich verwende circa 5 bis 6 Tropfen mit einem guten Mandelöl.
17,90 Euro für 75 Milliliter fertiges Massageöl

Das göttliche Dessert 

Am Wochenende koche ich und nutze die Gelegenheit, ein Dessert mit Granatapfel, Vanille, Zimt und Kakao zusammenzustellen. Es lässt sich leicht zubereiten: Quark und Joghurt mischen, mit Vanille und Zimt abschmecken – bei Bedarf kann Zucker zugefügt werden. Zuletzt Granatapfelkerne und Kakao darüberstreuen. Erwartungsvoll sitze ich am Tisch und lecke gedankenverloren am Löffel. Die Reaktion meines Mannes ist erfreulich. Allerdings führt er es eher auf optische Reize zurück, die ich auslöse. Sein Kommentar: „Bei dem Anblick hätte wahrscheinlich Gurkensalat dieselbe Wirkung.“ 

Und was sagt die Expertin? 

Wir haben die Gynäkologin und Sexualtherapeutin Elke Franzki um Rat gebeten, die schon viele Fragen zum Sex in der schönen Reihe „6 Minuten Sex“ im Palais Fluxx Podcast beantwortet hat: 

Probiert Euch aus! Es gibt viele Dinge in der Welt, die anregend wirken können. Wenn Ihr Euch gemeinsam auf den Weg macht, beschäftigt Ihr Euch automatisch mit Eurer Sexualität, was immer eine gute Idee ist. Aphrodisiaka sind eine Möglichkeit. Es gibt aber auch viele Möglichkeiten, ohne Substanzen die Erotik in den Alltag zu bringen. Ganz vorne stehen für mich Berührungen und Blicke. Natürlich kann ein Massageöl, angereichert mit den genannten Aphrodisiaka, wunderbar wirken. Besonders, wenn die Partner:innen die erogenen Zonen kennen, die ihren Lieblingsmenschen besonders antörnen. Aber auch beim gemeinsamen Essen kann man sehr viel Erotik auf den Tisch bringen – alleine das gegenseitige Füttern oder Ablecken des Löffels kann die Sinne anfeuern. Neben dem geschmacklichen Genuss wird einigen Lebensmitteln eine erotisierende Wirkung nachgesagt. Beispiele sind Avocado, Nüsse, Granatapfel, Schokolade. 

Grundsätzlich gilt: Wecke Dein erotisches Selbst im Alltag. Eine schöne Gelegenheit ist das Duschen. Zu zweit, aber auch alleine. Du kannst hier experimentieren und Dich auf die sinnliche Wahrnehmung beim Duschen konzentrieren: Welche Temperatur magst Du lieber – heiß, kalt oder etwas dazwischen? Welcher Strahl regt Dich an – einer, der sanft an Dir herabfließt, oder der, der eher kräftig massiert? Wo magst Du das Wasser am liebsten – über Deinen Kopf und Gesicht fließend, kreisend an Deinen Brüsten, als Schwall an Deiner Klitoris? Dazu habe ich noch einen alltäglichen Tipp, den ich selbst getestet habe: Mach aus der Reinigung einen erotischen und keinen funktionalen Moment. Vergiss die Aufgabe der reinigenden Hand und dreh es um: Die Vulva wäscht sich an der Hand. 

Wir wünschen viel Spaß beim Ausprobieren!

Britta Scholten ist ausgebildete Wechseljahresberaterin, aber keine Medizinerin. Die Bewertungen unterliegen alle einem Selbsttest und keinen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Bei Unsicherheiten, starken oder langanhaltenden Beschwerden unbedingt eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen.

*Markennennung, keine bezahlte Werbung; für die Richtigkeit der Produktangaben übernehmen wir keine Gewähr.

Illustration: Kathrin Blanke
Grafiken: Mimi Weber

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