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Palais F*luxx

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Macht doch, was ihr wollt!

Jeden zweiten Mittwoch stellen wir Euch eine Frau vor, die ihr Leben umgekrempelt hat oder mittendrin ist in der Veränderung

Heute: Katrin Elna Wegener

Kann auf alte weiße Männer mit Faible für Rollenklischees gut verzichten – Katrin Elna Wegener. Foto: privat



Frauen müssen sichtbarer werden – findet Katrin Elna Wegener, die gern Euren Insta-Account aufpimpt. Als Kommunikationsfachfrau hatte sie irgendwann genug von öden Brotjobs und ordentlich Bock auf Selbstständigkeit. Also gründete sie ihr eigenes Business mit dem Ziel, vor allem Ü-40-Frauen zu supporten, sich mutiger und witziger im Netz zu präsentieren.

Name: Katrin Elna Wegener
Alter: 53
Beruf: Social Media Double/Content Creatorin, Feed-Designerin, Kommunikations-Designerin, Copywriter
Wohnt in: Hamburg
Motto: Je oller, je doller

Was beschäftigt Dich zurzeit am meisten?
Alle derzeitigen Krisen rund um den Globus. Die Spaltungen in kleine Gruppierungen, die sich gegen alles richten, was anders und divers ist.

Auf was kannst Du locker verzichten?
Auf alte weiße Männer, die meinen, sie wüssten, wo es langgeht und der „guten alten Zeit“ nachtrauern, als Frauen noch brav ihre Rollen als Mütter am Herd spielten.

Was treibt Dich an?
Ungerechtigkeit. Rollenklischees. Eingefahrene Strukturen und Denkweisen. Da platzt mir regelmäßig der Kragen! Deshalb liebe ich das, was ich tue, auch wenn dieser Weg bislang sehr mühsam ist. Nach wie vor trauen sich zu wenige Ü-40-Frauen in die Selbstständigkeit und scheuen sich, „sichtbar“ zu werden oder mühen sich ab mit dem Umgang von Social Media-Kanälen. Dazu möchte ich sie als Kommunikations-Fachfrau, die ich nun mal bin, ermutigen und den Einstieg erleichtern. Denn nur wer sichtbar wird, kann etwas bewegen und jungen Frauen ein Vorbild sein.

Apropos Sichtbarkeit: Ohne welches Accessoire gehst Du nie aus dem Haus?
Meine Brille. Die gehört seit drei Jahren auf meine Nase und ich trage sie so selbstverständlich wie Ohrringe und Lippenstift.

Welchen Beruf wolltest Du als Kind ergreifen?
Malerin oder Tänzerin. Ich wollte schon damals frei sein und die Welt ein bisschen bunter machen.

Und wie sah Dein beruflicher Werdegang aus?
Ich wollte unbedingt Künstlerin werden und hielt daran fest, obwohl ich regelmäßig von meinen Eltern zu hören bekam, dass man in dem Beruf kaum überleben kann. Durch Zufall entdeckte meine Mutter in der „Hamburger Morgenpost” einen Wettbewerb für ein Stipendium einer staatlich geförderten Modedesign-Akademie. Weil ich meine Mappe testen wollte, ging ich spontan dorthin, obwohl ich nichts zum Thema Mode vorbereitet hatte. Stattdessen Stillleben von Obst und Fischen oder wilde Collagen aus Papier und Müll. Einige Wochen später flatterte Post ins Haus: Ich hatte von 500 Bewerber*innen das Stipendium für das Modedesign-Studium gewonnen! 
Im Anschluss schlug ich mich mit „Brotjobs“ durch, um nebenher weiter Seminare für Grafikdesign, Marketing und Fortbildungen als Texterin besuchen zu können. Nebenbei war ich immer auch als Musikerin und Sängerin unterwegs. Seit mehr als 40 Jahren singe ich in unterschiedlichen Projekten, unter anderem mit einer aufsehenerregenden Bossa-Nova-Cover-Version des KISS-Klassikers „I was made for loving you“.
Die Summe meiner klassischen Geld-verdien-Jobs führte allerdings nach mehr als 20 Jahren zu einem Burn-out; das gab mir zu denken. Mein Wunsch war immer ein selbstbestimmtes Leben und die Idee, die Welt mit meiner Kreativität ein bisschen bunter zu machen. Nach dieser heftigen Krise beschloss ich, mich mit 51 Jahren selbstständig zu machen.

Musstest Du Dich neu erfinden?
Ich habe ein Händchen für Social Media, das ich bereits in meinen Nebenjobs regelmäßig einsetzte. Erst als mich der Burn-out von den Füßen riss, wurde mir klar, dass ich dieses Wissen und diese Kreativität in ein eigenes Business einfließen lassen könnte. Also entschloss ich mich, speziell für Ü-40-Unternehmerinnen Instagram-Business-Profile zu erstellen, zu pflegen und mit Leben zu füllen. Am meisten Spaß machen mir die Entwürfe von knackigen, passenden Feed-Designs für bereits vorhandene Profile.

Hast Du Vorbilder?
Mich inspiriert zum Beispiel Coco Chanel, die jeglichen Zwängen und Frauenrollen zum Trotz ein Jahrhundert geprägt hat. Und es gibt meine Großmutter Elna, deren Vornamen ich geerbt habe. Sie war Revuetänzerin in den 1940er Jahren und der Schwarm vieler Männer. Sehr selbstbewusst, stark und eine absolute Partykanone. Wo sie auftauchte, strahlte die Sonne. Als sie mit meiner Mutter schwanger war, zog sie ihr Kind allein mithilfe ihrer Eltern groß und scherte sich nicht darum, was die Leute sagten. Sie hat einfach konsequent ihr Ding gemacht.

Dein größter Erfolg?
Den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt zu haben – mit 51 Jahren. Dadurch habe ich neue Facetten an mir selbst bemerkt und außerdem unglaublich viele tolle Frauen kennengelernt! Dieses Wagnis ist eines meiner größten Abenteuer und Erfolge.

Was ist Dein Rat an Frauen, die sich in der Mitte des Lebens neu aufstellen?
Vernetzt Euch! Sucht Gleichgesinnte und stärkt das Miteinander. Wir Frauen arbeiten oft gegeneinander; vielleicht ein Erbe der jahrhundertelangen Gehirnwäsche des Patriarchats. Deshalb: aktiv Hilfe suchen und offen sein für neue Möglichkeiten.

Wie empfindest Du Deine derzeitige Lebensphase?
Befreiend! Ich genieße jeden Tag, auch wenn nicht alles immer glatt läuft und gelegentlich Zweifel meinen Weg kreuzen. Der Freiheitsgedanke siegt immer.

Was möchtest Du unbedingt noch mal tun?
Ich würde wahnsinnig gern ein verrücktes digitales Kunst-Magazin herausbringen. Oder meine Deko-Renovier-Leidenschaft ausleben und aus langweiligen Räumen mondäne Salons oder welche mit Berghütten-Flair per Upcycling zaubern!

Vielen Dank!

Das Interview führte Gerlind Hector, die sofort mit im Boot ist, wenn Katrin Elna ihr verrücktes Online-Kunst-Magazin in die Tat umsetzen will. Gerlind ist für fast alles zu haben, außer für herzlose NFT-Kunst, von der am Ende nur Blockchain-Betreiber profitieren. „On top“ hat sie einen heißen Tipp für einen erhellenden Kunst-Podcast: „Augen zu“ auf Spotify von Giovanni di Lorenzo und Florian Illies.

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