Jeden zweiten Mittwoch stellen wir Euch eine Frau vor, die ihr Leben umgekrempelt hat
oder mittendrin ist in der Veränderung
Heute: Annette Christine Hoch
Bonjour la vie! Annette Christine Hoch freut sich aufs Älterwerden und die Idee, sich irgendwie, irgendwo und ziemlich bald nach Frankreich abzusetzen. Bis dahin hat die Journalistin noch viel vor und nichts dagegen, sich dann und wann neu zu erfinden. Ihre aktuelle Metamorphose: von der passionierten Glucke zum Glück der Selbstbestimmung.
Name: Annette Christine Hoch
Alter: 51 Jahre
Beruf: Journalistin
Wohnt in: Freiburg, Leipzig, manchmal Berlin. Und bald Frankreich.
Motto: Liberté, toujours.
Was beschäftigt Dich zurzeit am meisten?
Ich befinde mich gerade in einer spannenden Metamorphose: Von der überarbeiteten Gluckenmutti dreier zauberhafter Teenies zur selbstbestimmten Realisateurin eines ausgeglichenen Lebens.
War Journalistin schon immer Dein Traumberuf?
Nö. Als Kind hatte ich die verrücktesten Ideen, was ich mal werden könnte, wenn ich „groß“ bin: zum Beispiel Nonne und kurz darauf „Nutte“. Keine Ahnung, wie ich darauf kam, vielleicht zu viel „Quick“ gelesen? „Junger Mann zum Mitreisen gesucht“ klang für mich auch immer sehr reizvoll. Lastwagenfahrerin stand auch mal in der engeren Auswahl …
Das klingt zumindest abenteuerlustig. Wie ging’s nach der Schule für Dich weiter?
Nach einem Übersetzer-Studium bin ich für einen Aufbaustudiengang nach Frankreich gegangen. Über ein Radiopraktikum in Straßburg und Paris kam dann der Einstieg als Mädchen für alles bei einem öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland. Meine Marketingstelle dort aufzugeben, war nach einigen Jahren aber die bessere Entscheidung. Heute bin ich als Fernsehredakteurin und als freie Texterin tätig.
Was würdest Du als Deinen größten Erfolg bezeichnen?
Das lässt sich unter „Mutter werden, Mensch bleiben“ zusammenfassen.
Fällt Dir auch ein Misserfolg ein?
Auf ewig in mein Hirn eingebrannt ist mein totaler Blackout vor hundert Wissenschaftler:innen, die mich als Übersetzerin für ein biologisches Fachthema gebucht hatten. Zum Glück lange her …
Was hat Dich zu dem gemacht, was Du bist?
Meine Neugier, tolle und ein paar weniger tolle Menschen, ganz viele Erfahrungen, viele Erfolge und ein paar Reinfälle, jede Menge Verluste und der feste Glaube daran, dass sich alles schon irgendwie zurechtruckeln wird.
Dein Rat an Frauen, die sich in der Mitte des Lebens neu aufstellen?
Wer in der Mitte des Lebens steht, hat meist – ohne es zu ahnen – einen großen Sack Reichtümer im Gepäck. Allein der Erfahrungsschatz, den man im Laufe der Jahre angehäuft hat, ist Gold wert. Auf diese Weise werden auch neue Herausforderungen leichter gewuppt. Also: Glaub an Dich!
Was hast Du zuletzt zum allerersten Mal gemacht?
Verwaltungskram zeitnah erledigt.
Was wäre Dein perfekter Tagesablauf?
Am besten irgendwo in Frankreich aufwachen. Dann in den Tag auf meiner knallroten Vespa starten und mit einem süffigen Kaltgetränk in die Nacht übergehen.
Was empfindest Du heute anders als noch vor 20/30 Jahren?
Dinge, die ich früher als horrormäßig und spießig empfunden habe, weiß ich heute sehr zu schätzen. Da fallen mir spontan der Wert von Familie ein oder einfach nur Entschleunigung.
Wie oder womit tankst Du am besten auf?
Mit Musik. Am allerliebsten auf Konzerten, bei denen ich in einer Menge Gleichgesinnter im Rhythmus untergehe.
Dein Rat an Dein früheres Ich?
Mehr reisen, Schätzchen! Und mach Dir nicht so viele Gedanken.
Vielen Dank!
Das Interview führte Gerlind Hector, die es bis heute nicht schafft, Verwaltungskram zeitnah zu erledigen. Annettes kindliches Missverständnis bzgl. peinlich besetzter Worte kann sie allerdings gut verstehen: „Nutte“ hat sie früher mit „Motte” und „Spanner“ mit „Spaßvogel“ verwechselt. Dank ihrer Alt-68er-Eltern galt „Spießer“ lange Zeit als ihr schlimmstes Schimpfwort ever. Diesbezüglich hat sich Gerlinds Wortschatz inzwischen erfreulich erweitert.
Annette Christines LinkedIn-Profil
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