Buchbesprechung: „Die KI war’s!“
Wundermittel oder eine Waffe, die uns alle vernichten wird? Rezensentin Katrin Schwahlen hat tief in den Maschinenraum der KI geguckt und sich von der Informatikprofessorin Katharina Zweig auf Stand bringen lassen.
Worum geht es?
Künstliche Intelligenz ist gerade weltweit DAS Thema. Dabei gibt es KI nicht erst seit ChatGPT. Längst nutzen wir sie bei der Ticketbuchung, beim Sprachenlernen per App, in smarten Fernsehgeräten und Navigationstools. Aber wie funktioniert künstliche Intelligenz wirklich? Ist sie tatsächlich klüger als Menschen oder bloß noch diskriminierender? In ihrem Buch beschreibt Katharina Zweig, wie Maschinen zu ihren Entscheidungen kommen, was KI mit Verhaftungen, Wohnungen, Geld und Depressionen zu tun hat, und ob das alles auch stimmt.
Warum sollte mich das interessieren?
Ist so ähnlich wie beim Auto: Ich muss nicht den Vergaser ausbauen können, aber ich sollte wissen, wo er sitzt, was er bewirkt und wie er mit den anderen Motorteilen verbunden ist. Auch bei der künstlichen Intelligenz hilft es zu wissen, welche Daten die KI nutzt, wie Ergebnisse zustande kommen, wie sie ausgewertet und nachgeprüft werden können. Das Buch hilft, die Grundzüge des maschinellen Lernens zu verstehen und nachzuvollziehen.
Wie ist es geschrieben?
Schon in ihrem Buch „Ein Algorithmus kennt kein Taktgefühl“ hat Katharina Zweig gezeigt, dass Informatik verständlich sein kann. Die vier großen Kapitel des Buches fasst sie jeweils verständlich zusammen, so dass auch Nichtinformatiker*innen verstehen, um was es geht. Ihre Alltagsbeispiele zeigen sehr anschaulich, wie KI-Systeme aufgebaut sind und wo ihre Schwachstellen liegen. Sie erklärt gängige Begriffe und Unterschiede und stellt immer wieder die Verbindung zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, zwischen Digitalisierung und Ethik her.
Ist das spannend zu lesen?
Auf jeden Fall. Denn es geht in dem Buch von Katharina Zweig nicht nur um Nullen und Einsen, nicht nur um Daten und lernende Systeme, sondern auch um die Auswirkungen der künstlichen Intelligenz auf uns als Individuen und die Gesellschaft als Ganzes.
Kostprobe
„Die Frage ist also: Wen wollen wir in Zukunft wie entscheiden lassen? Wie wollen wir entscheiden, wer wie mit wem oder was entscheiden darf? Die Beispiele aus der KI haben gezeigt, dass KI-Entscheidungen nicht von sich heraus objektiv oder optimal sind … Wir brauchen …die psychologischen Einsichten in menschliche Entscheidungsprozesse und in Mensch-Maschinen-Entscheidungsprozesse, aber auch Experten und Expertinnen aus der Ethik, der Philosophie und der Soziologie. Schließlich gestalten wir mit diesen Prozessen unser weiteres Zusammenleben in erheblichem Maße.“
Für wen ist das Buch empfehlenswert?
Für alle, die wissen wollen, worauf sie bei künstlicher Intelligenz achten müssen, um sie sinnvoll nutzen zu können und weniger von ihr gesteuert zu werden.
Über die Autorin
Prof. Dr. Katharina Zweig (geboren 1976) ist Informatikprofessorin an der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserlautern. Dort gründete sie den deutschlandweit ersten Lehrstuhl für Sozioinformatik, der die Auswirkung der Digitalisierung auf Individuum, Organisation und Gesellschaft untersucht. 2016 gründete sie mit anderen die Plattform AlgorithmWatch und wurde dafür mit der Theodor-Heuss-Medaille ausgezeichnet. Zwei Jahre später wurde sie als Sachverständige in die neu konstituierte Enquete-Kommission Künstliche Intelligenz – Gesellschaftliche Verantwortung und wirtschaftliche, soziale und ökologische Potenziale des Deutschen Bundestags berufen.
2020 gründete Zweig mit anderen das CEDIS-Zentrum (Center for Ethics and the Digital Society), eine interdisziplinäre Forschungseinrichtung, die vor allem Grundlagenforschung in Ethik und Digitalisierung betreibt und daraus resultierende Erkenntnisse veröffentlicht. Für ihre Arbeiten wurde sie vielfach ausgezeichnet.
Katharina Zweig: Die KI war’s! Von absurd bis tödlich: Die Tücken der künstlichen Intelligenz. Heyne Verlag, 319 Seiten. 20 Euro
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Rezension: Katrin Schwahlen