Die weiblichen CDU-Abgeordneten erwachen aus dem Dornröschenschlaf und stellen fest, die Herrenriege lässt sie nicht mitspielen. Also, wird ein Brief geschrieben!
Dieser Text von Silke Burmester ist im Rahmen der Audiokolumne „Sexistische Kackscheiße“ Teil des Podcasts „Mikas Matrix„

Dumm genug, auf Tassen-Fritz zu setzen, wird jetzt, Wochen nach der Wahl den CDU-Frauen klar: Sie spielen keine Rolle
So, und nun ich. Heute nur so mittelaufgeregt, denn was soll man sich über die Dummheit von Frauen echauffieren, wenn man eigentlich nur staunen kann. Staunen über Naivität, falsche Zurückhaltung und fromme Briefe.
Wir reden über die 47 Abgeordneten der CDU, die qua Geschlecht die „Gruppe der Frauen“ innerhalb der CDU bilden. Also so eine Art Schreckgespenst im Herrengarten.
Diese 47 mehr oder weniger bekannten Politiker*innen haben dieser Tage eine Erleuchtung. Eventuell durch Fotos von Unions-Treffen, von Vorgesprächen zur Regierungsbildung oder in Anbetracht der Nachrichtenberichte ist den Frauen aufgegangen: Menschen mit Vulva kommen in den CDU-Mover- und Shaker-Kreisen derer, die gerade die Zukunft ausbaldowern, nicht vor. Sie scheinen auch nicht vorgesehen. Und wenn irgendeine dieser Politiker*innen angenommen hatte, nach Jahren der stillen Fleißarbeit würde jetzt, bei der Regierungsbildung, die Stunde ihres Aufstiegs schlagen, wird ihnen nun klar: nö.
Die, die die Posten bekommen, haben keine Vulva, die haben einen Penis.
Schon als Teenager schien es mir eine Art der Selbstbestrafung von Frauen, CDU zu wählen und erst recht, Mitglied dieser Partei zu werden. Die Politik war so frauenfeindlich, da könnte man auch täglich seinem Zellenwächter danken, dass er einen so verlässlich einschließe.
Nun finden manche Frauen offensichtlich Gefallen daran, den Schlüssel in des Herren Hand zu wissen – eine masochistische Mischung aus Bibelhörigkeit und Stockholm-Syndrom. Diese Frauen haben Jahrzehnte eine Politik mitgetragen, in der ihr Parteivorsitzender ungestraft damit durchkommt, wenn er sagt, er denke nicht daran, sein Kabinett paritätisch zu besetzen, weil Frauen das nicht leisten könnten.
Die Liste der von den Frauen in der CDU getragenen Politik gegen Frauen ist lang – nun aber soll Schluss sein mit dem Dornröschenschlaf, die Politiker*innen schlagen die Augen auf und stellen fest: Die Realität schlägt ihnen in die Fresse.
Was kann Frau da tun? Sie kann, wie früher an den lieben Gott oder den Weihnachtsmann, einen Brief schreiben. In diesem Fall einen Brief an Tassen-Fritz, den kommenden Kanzler dieses Landes. Darin schreiben sie: „Wir fordern einen Frauenanteil von 50 Prozent bei den zu besetzenden Posten in der Fraktion, in weiteren Gremien, bei Beauftragten und bei der bevorstehenden Regierungsverantwortung.“
Sonst … sonst was? Hauen sie ihn? Gehen sie nicht mehr mit ihm in die Kantine? Ich kann nur hoffen, dass die Gruppe der 47 ihrem Vorsitzenden ein paar saftige Folgen mit dem Federkiel in die Depesche gekratzt hat.
Vielleicht haben sie die Doku über den Tag des Frauenstreiks in Island gesehen, der gerade in den Kinos läuft und eindrucksvoll schildert, wie die 90 Prozent der Isländer*innen 1975 in den Streik getreten sind – und das Land nachhaltig verändert haben.
Aber nein, wir sind ja bei der CDU. Sie werden Blümchen an den Rand gemalt haben.

Na, das fängt ja gut an. Will man sich die CDU-Abgeordneten anschauen, ist das die Startseite. Noch Fragen zum Stellenwert von Frauen* in der CDU?