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Palais F*luxx

Online-Magazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre

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Job & Menopause – Frau Scholten weiß Rat!

Dröpje for Dröpje

Britta Scholten ist unsere Führungsfrau in der „Wechselwirtschaft“
Foto: picturepeople

Team-Event. Weil ich gerne mal auf großen Trampolins springen will, lade ich das Team in eine Trampolinhalle ein. Eine Kollegin fehlt, sie hat sich mal wieder eine Blasenentzündung eingefangen. Der Rest des Teams hüpft fröhlich drauflos, übt Salti und springt an die Rebouncingwände. Ich dagegen ziehe mich nach dem ersten mutigen Sprung schnell auf die Zuschauerbank zurück. Ich hätte das Testpaket einer bekannten Marke für Inkontinenzprodukte, das zu meinem 50. Geburtstag in meinem Briefkasten lag, doch nicht so leichtsinnig ignorieren sollen. 

Stress und Drang 

In der Werbung sehen wir immer häufiger aktive Frauen, die ab einem gewissen Alter offensichtlich Yoga nicht mehr ohne Inkontinenzbinde praktizieren oder ohne auslaufsichere Unterwäsche nicht mehr tanzen gehen können. Werbepropaganda oder Realität? Fakt ist, dass viele Frauen in den Wechseljahren Bekanntschaft mit Inkontinenz machen und auch mehr unter Blasenentzündungen leiden. Bei der Inkontinenz können zwei Varianten auftreten: Belastungsinkontinenz ist das, was sich nicht mit dem Trampolinspringen vereinbaren lässt. Oder mit der lustigen Geschichte des Kollegen, bei der man sich nicht mehr nur fast in die Hose macht. Oder mit dem Heben von schweren Gegenständen im Lager. Frauen, die unter einer Dranginkontinenz leiden, haben dagegen ein anderes Problem. Ihre Blase ist überaktiv und signalisiert wie die Warnlampe beim Kaffeeautomaten viel zu häufig: Mein Abwassertank will entleert werden. 

Doppelt hält besser

Unsere Harnröhre wird mit zwei Schließmuskeln verschlossen. Den äußeren haben wir ab ca. zwei Jahren gut im Griff. Aber wir beanspruchen ihn auch gerne im Übermaß, wenn gerade keine (saubere) Toilette in der Nähe ist, das Schichtende noch auf sich warten lässt oder sich das Meeting zu lange hinzieht und man nicht wegen einer Pinkelpause fragen mag. Das kann auf Dauer zu einer Erschlaffung führen. Den inneren Schließmuskel können wir sowieso nicht bewusst steuern. Wenn sich die Blase bis Oberkante gefüllt hat, muss es irgendwann fließen. Wird in den Wechseljahren auch der Beckenboden, der die inneren Organe stützt, schlapper, wird es schwieriger, den Urin zu halten. Der Rückgang der Hormone spielt dabei eine Rolle, ist aber nicht allein verantwortlich. Das Tragen von schweren Lasten, dem eigenen Übergewicht oder dem Schwangerschaftsbauch, aber auch die Geburt als solche belasten den Beckenboden auch weit vor den Wechseljahren. 

Reizende Momente

Inkontinenz trifft ca. 25 Prozent der Frauen zwischen 40 und 50 Jahren. Ein anderes Problem sind die häufigeren Blasenentzündungen, die auch schnell zu Fehltagen führen können. In den Wechseljahren werden die Schleimhäute im Intimbereich durch den fehlenden Östrogeneinfluss dünner und empfindlicher. Das betrifft auch den Bereich der Harnröhrenöffnung. Es kann schneller zu Mikroverletzungen kommen und Keime haben ein leichteres Spiel. Dazu kommt noch die neue Neutralität in der Vagina und das dadurch veränderte Milieu. Die Vagina wird aufgrund des gestiegenen pH-Werts aufgeschlossener für Zuwanderungen. Was in unserer Gesellschaft begrüßenswert wäre, hat für unseren Körper reizende Folgen: Die bisher in Schach gehaltenen Darmbakterien können sich leichter verarbeiten  und verirren sich auch schon mal in Vagina oder Harnröhre, wo sie Entzündungen hervorrufen können. 

Was Frauen tun können

Sanft zu sich selbst sein, heißt es nun. Schmeißt die schicken, aber kratzigen Dessous aus luftundurchlässigen Synthetikfasern weg und haltet das aggressive Duschgel von Eurem Intimbereich fern. Daneben hilft eine gute Pflege der Vulva, gerne mit guten Ölen wie z. B. Granatapfelkernöl. 
Übungen (Link) zum Beckenbodentraining sollten auf dem täglichen To-do-Zettel stehen. Viele kann man sehr diskret im Sitzen oder Stehen durchführen, bei einer gewissen Multitasking-Fähigkeit also auch auf oder während der Arbeit. Und für diejenigen, die lieber in privater Umgebung trainieren: Man kann auch hervorragend beim Sex trainieren. Krankenkassen übernehmen einen Teil der Kosten. Für zertifizierte Beckenbodentrainingskurse. Nicht für den Callboy. 
Wer gedacht hat, nie mehr Tampons zu brauchen, könnte überrascht werden. Wird die Inkontinenz stärker, haben die Gynäkologin oder Urologin spezielle Inkontinenztampons im Angebot. Durch sie wird Druck auf die Scheidenwand ausgeübt und so die Blase gestützt.


Und das Probepaket Inkontinenzbinden nicht wegwerfen. Es gibt aber auch schickere und waschbare Slips, die bei einer nicht zu starken Inkontinenz ausreichen. 
Bei häufigen Blasenentzündungen kann man die Bakterien mit dem Einfachzucker D-Mannose in Schach halten, auch Senföle, z. B. aus Meerrettich, können helfen. Wer von außen nachhelfen will, macht Sitzbäder mit Schafgarbe oder Frauenmantel. Sekundäre Pflanzenstoffe aus Cranberries, Heidelbeeren oder Himbeeren sind eine gute Prophylaxe.  Und was ist mit Hormonen? Inkontinenz ist keine Indikation für eine systemische Hormontherapie. Lokale Östriolgaben können aber die Schleimhäute im Urogenitalbereich wieder aufbauen und so Reizungen und Entzündungen mildern. Das war es dann aber auch. Die Verschlussfähigkeit kann durch Hormone leider nicht wieder verbessert werden. 

Was Unternehmen tun können

Inkontinenz und Blasenentzündungen sind sehr intime Themen, bei denen Unternehmen nicht viel tun können und die Frau ungern mit der oder dem Vorgesetzten besprechen möchte. Aber zumindest könnte beim Betriebssport neben dem Yoga- oder Rückenkurs auch ein Beckenbodentraining angeboten werden. Greift der Einkauf aufgrund von Einsparmaßnahmen zum billigen und kratzigen Toilettenpapier, könnten am Ende höhere Kosten durch mehr Krankschreibungen aufgrund von Blasenentzündungen stehen. 

Häufigere Toilettenbesuche können ein heikles Thema fürs Mitarbeiter:innengespräch sein. Ein simples „Mir fällt auf, dass Sie häufiger als sonst zur Toilette gehen. Ich möchte nicht ins Detail gehen, aber gibt es dafür Gründe, an denen ich etwas ändern kann?“ zeigt, dass die Führungskraft aufmerksam ist, aber nicht vorschnell zum Urteil „Drückebergerin“ kommt. 

Ein Klassiker im betrieblichen Gesundheitsmanagement sind Ergonomieberatungen. Häufig stehen dabei der Rücken oder Nacken im Fokus. Körperschonende Haltungen, insbesondere beim Heben und Tragen, beugen aber auch einer Inkontinenz vor – nicht nur bei Frauen. Denn auch bei Männern gibt es mit steigendem Alter immer häufigere Toilettenbesuche. Bei ihnen ist es die Prostata, die zum häufigen Harndrang führt. 

Ein letzter Tipp, der bei den aktuellen Diskussionen zum Energiesparen wichtig ist: Kalte Füße fördern Blasenentzündungen. Daher sollte die Haustechnik auf eine gute Wärmeverteilung achten, gerade bei Mitarbeiter:innen, die viel stehen. Oder die Dienstkleidung wird durch Moonboots oder Wollsocken ergänzt. 

Zahlen Inkontinenz

Übungen Beckenbodentraining

Senföle

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