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Palais F*luxx

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Job & Menopause – Frau Scholten weiß Rat!

Vor Nebel wird gewarnt

Britta Scholten ist unsere Führungsfrau in der „Wechselwirtschaft“
Foto: picturepeople


Susanne sucht verzweifelt die Notizen für ihre Präsentation. Andrea hat einen wichtigen Termin vergessen. Melanie trifft einen guten Kunden und kommt partout nicht auf seinen Namen. Und ich fand neulich meine Brille im Schrank bei den Handtüchern wieder.  

Konzentrationsschwäche in den Wechseljahren hat einen Namen: Brainfog. Klingt lustig, fast wie ein Wetterbericht: „Im Süden ist mit Hitzewallungen zu rechnen, an der Küste kann es zu Brainfog kommen.“ Brainfog ist aber nicht lustig, weil Konzentrations- und Gedächtnisstörungen belasten und auch Angst machen können. Klar, jeder vergisst mal einen Termin oder kommt erst nach Stunden auf den Namen der Schauspielerin, die auch in diesem einen Film mit dem Dings gespielt hat. Aussetzer dieser Art haben häufig etwas damit zu tun, wie aufmerksam wir die Informationen abgespeichert haben. Was nicht gut einsortiert wurde, findet man auch nicht gut wieder. In den Wechseljahren können sich diese Aussetzer allerdings häufen: In einer aktuellen Studie aus dem britischen Finanzsektor mit über 2000 berufstätigen Frauen berichteten zwischen 50 und 60 Prozent von ihnen, dass sie unter Schwierigkeiten mit dem Erinnerungs- bzw. Konzentrationsvermögen leiden. 

Was lässt den Nebel aufsteigen? 

Östrogen spielt eine zentrale Rolle im Gehirn von Frauen, es reguliert dort die Energieproduktion und unterstützt genau in den Bereichen, die beim Brainfog angegriffen sind: Gedächtnis, Aufmerksamkeit und die Fähigkeit zur Planung. Schwankt der Östrogenspiegel, reagieren die Gehirnfunktionen in diesen Bereichen sensibel. Resultat: Man legt die Brille auf die Handtücher oder vergisst Termine und Namen. 
Viele Frauen kennen Ähnliches bereits als Schwangerschafts- oder Stilldemenz. Auch hier werden Gedächtnisstörungen durch Hormonveränderungen hervorgerufen. Das kann sich wie „Honig im Kopf“ anfühlen und gerade Frauen mit familiärer Demenzerfahrung erschrecken. Aber: Brainfog in den Wechseljahren ist im Gegensatz zu einer Demenzerkrankung eine vorübergehende Irritation der Gehirnfunktionen, die sich bessert, wenn sich die Hormonlage wieder eingependelt hat. 

Brainfog als erster Schritt in die Demenz?

Demenz ist eine weit verbreitete Krankheit. 2018 gab es in Deutschland 1,53 Millionen Demenzkranke über 65 Jahre. Zwei von drei Erkrankten sind weiblich. Kein Wunder, dass Frauen auf Gedächtnisstörungen in den Wechseljahren mit einer leichten Panik reagieren. Zumal, wenn sie Menschen mit Demenz in der Familie haben.
Es gibt tatsächlich Anzeichen dafür, dass der Wegfall des Östrogens auch das Risiko für Alzheimer ansteigen lässt und wir daher gut für unser Gehirn sorgen müssen. Die Neurowissenschaftlerin und Ärztin Dr. Lisa Mosconi bietet in ihrem Buch „Das weibliche Gehirn“ einen guten Überblick über Hintergründe, Risikofaktoren und Präventionsmöglichkeiten. Demenzerkrankungen gehören in die Hände von Ärzt:innen. Bei wechseljahresbedingten Konzentrationsschwächen können wir dagegen selbst die Nebelscheinwerfer einschalten und so besser durch den Brainfog navigieren. 

Was Frauen tun können

Ab sofort strenges Trainingsprogramm mit Kreuzworträtseln, Sudokus und Gehirnjogging-Apps? Kann helfen. Wenn man gerne Kreuzworträtsel löst oder Spezialistin im Lösen von Sudokus werden will. Neurobiologe Henning Beck nimmt uns in seinem Buch „Hirnrissig“ die Hoffnung auf geistige Brillanz durch solche Trainingspläne: „Hirnjogging-Übungen versprechen große Effekte und trainieren doch nur sehr konkrete und oft nutzlose Fähigkeiten.“ Viel effektiver sind Aktivitäten, die die Vernetzung im Gehirn fördern: Auf den Trainingsplan gehören z. B. das Erlernen einer neuen Fremdsprache oder das Einarbeiten in ein neues Themengebiet. Tanzen ist besonders empfehlenswert. Die Kombination aus Rhythmus, Schrittfolgen und Bewegung verschiedener Körperteile aktiviert viele Areale im Gehirn gleichzeitig und fördert so die Verknüpfungen von Synapsen. Gleichzeitig trainiert man beim Tanzen das Herz-Kreislauf-System, was wiederum zu besserer Durchblutung des Gehirns führt.  
Wie wichtig geistige und körperliche Aktivitäten für die Gehirnfunktionen sind, zeigte sich bei der so genannten „Nonnenstudie“. Viele von den ca. 600 Nonnen, die über mehrere Jahre wissenschaftlich begleitet wurden, erlaubten eine Untersuchung ihres Gehirns nach ihrem Tod. Forscher stellten verblüfft fest, dass einige von ihnen ein „typisches Alzheimergehirn“ mit vielen Plaques aufwiesen, dennoch geistig topfit geblieben waren. Wir können daher von den Nonnen lernen: Die Einbindung in eine starke soziale Gemeinschaft und eine erfüllende Arbeit bis ins hohe Alter, gute Ernährung und ein entspannter Lebensrhythmus halten unser Gehirn fit. 

Was Unternehmen tun können

Permanentes Multitasking und das am besten 24/7 ist leider häufig immer noch das Idealbild in der Arbeitswelt. Zwar wird Frauen häufig nachgesagt, dass sie besser im Multitasking sind als Männer. Aber: Wirkliches Multitasking ist eine Illusion. Henning Beck vergleicht es mit dem Zappen zwischen verschiedenen TV-Programmen, bei dem man immer das Beste verpasst. Die Grenzen vom vermeintlichen Multitasking erleben wir auch beim Plaudern während einer entspannten Autofahrt: Das Gespräch stoppt sofort, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert und wir unser Bewusstsein auf die Straße richten müssen. 

Monotones Monotasking

Wenn Multitasking schon im Normalfall herausfordernd ist, wird es für Mitarbeiter:innen mit Konzentrationsschwäche quälend. Unternehmen sollten daher für ruhige Inseln sorgen. Das können räumliche Lösungen sein wie z. B. die „Stillarbeitsräume“ als Alternative zum Großraumbüro, aber auch zeitliche Inseln, wie z. B. meetingfreie Zeiten. Zudem kann alles, was am Computer blinkt und um Aufmerksamkeit bettelt, standardmäßig ausgestellt werden und so einen besseren Fokus auf die aktuelle Aufgabe ermöglichen. Auch das Ritual, in Besprechungen Smartphones und Co. bewusst zur Seite zu legen, kann zu mehr Konzentration, Kreativität und Aufmerksamkeit verhelfen – und zwar nicht nur bei Frauen in den Wechseljahren.  
Unser Gehirn reagiert auf Flüssigkeitsmangel schnell mit Konzentrationsschwächen. Führungskräfte, die gesunde Führung ernst nehmen, sollten daher am besten gleich am Morgen mit den Mitarbeiter:innen anstoßen – und zwar mit Wasser. Stehen zusätzlich noch Beeren und Nüsse als gesunde Snacks zur Verfügung, hat man schon viel für konzentrierte und leistungsfähige Mitarbeiter:innen getan, denen es leichter fällt, den Brainfog zu vertreiben. 

Wir können es aber natürlich auch mit Oskar Wilde halten: Ein Nebel macht die Dinge wunderschön.

Studie im Finanzdienstleistungssektor
Nonnenstudie
Lisa Mosconi: Das weibliche Gehirn
Henning Beck: Hirnrissig

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