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Palais F*luxx

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Job & Menopause – Frau Scholten weiß Rat!

Starke Frauen, starke Blutungen

Britta Scholten ist unsere Führungsfrau in der „Wechselwirtschaft“
Foto: picturepeople

          

Darf man im Business-Kontext über die Häufigkeit der Toilettenbesuche sprechen? Der Discounter Lidl hat es vor einigen Jahren getan und soll in Tschechien zu einem indiskutablen Ergebnis gekommen sein: Damit die Vorgesetzten wissen, dass es „ok“ ist, dass diese und jene Mitarbeiterin außerhalb der Pause die Toilette aufsucht, weil sie menstruiert, mussten die Mitarbeiterinnen, wenn sie ihre Regel hatten, ein gut sichtbares Stirnband tragen. Kein Wunder, dass diese Idee nicht gut ankam.

Als Frau in den Wechseljahren könnte man sich bei solchen Nachrichten beruhigt zurücklehnen. Wir haben das Thema „Periode“ schließlich hinter uns. Oder? So einfach ist das nicht, denn die Wechseljahre sind eben mehr als die „Menopause“, wie die letzte Regelblutung einer Frau bezeichnet wird. Die Menopause kündigt sich nicht mit einer großen Fanfare an. Man weiß man erst dann, dass sie da war, wenn sich die Periode ein Jahr lang nicht hat sehen lassen. Im Durchschnitt sind Frauen dann 52 Jahre alt. Davor hat unser Körper aber schon längst damit begonnen, die Hormonlage umzubauen. Die Wechseljahre beginnen häufig bereits mit Anfang 40 – in einer Zeit, in der die wenigsten Frauen das Thema auf dem Radar haben. Gerät der Zyklus dann aus dem Takt, wird das eher dem Alltagsstress, dem Marathonlauf im letzten Monat oder der fiesen Blasenentzündung zugeschrieben, die nicht heilen will. Denn: „Für die Wechseljahre bin ich doch noch viel zu jung!“

Wenn die Hormon-Balance schwankt

Unser Körper sieht das jedoch anders. Auch bei Frauen, deren Zyklus sich mit der Pünktlichkeit preußischer Beamten einstellte, fängt er nun an zu stottern. Unsere Hormone schleichen sich langsam aus dem Spiel. Dabei ziehen sich die Östrogene zunächst bedächtig zurück, das Progesteron dagegen geht mit Schwung auf die Rutsche nach unten. Die Balance der beiden Hormone kippt und es kann zur Östrogendominanz kommen. Das aufbauende Östrogen ist noch fleißig am Arbeiten (auch wenn es manchmal schon mehr Pausen einlegt), das abbauende Progesteron ist dagegen bereits auf Kurzarbeit gegangen und zählt die Tage bis zur Rente. Das Resultat: Die Gebärmutterschleimhaut wird regelmäßig gut aufgebaut, aber bei der Abblutung hapert es. Bei vielen Frauen verändert sich der Zyklus, er verkürzt sich auf 21 bis 26 Tage, prämenstruelle Beschwerden können zunehmen und die Blutungen selbst werden oft stärker und unregelmäßiger. Bei manchen Frauen kommt es sogar zeitweise zu Dauerblutungen oder zu Blutungen von einer Stärke und Intensität, dass selbst die größten Tampons nach kürzester Zeit gewechselt werden müssen.

Damit sind wir wieder bei den Toilettengängen im Business-Kontext. Während sich die Büroarbeiterin mit dunkler Kleidung und der dicken Binde, die eigentlich für die Nacht gedacht ist, noch „sicher“ fühlen mag, ist das für die Arzthelferin ein größeres Thema. Noch stärker betroffen sind Frauen, die weit weg von Toiletten arbeiten oder sich während ihrer Arbeitszeit nur schlecht vom Arbeitsplatz wegbewegen können. In dem Film „Hidden Figures“, in dem es um die Schwarzen Datenverarbeiterinnen bei der NASA geht, wird eine Frau von ihrem Chef abgekanzelt, nachdem sie zur Toilette gegangen war. In dem Film, der auch den strukturellen Rassismus in den USA behandelt, hatte die Frau Glück – als ihr Chef erfuhr, dass sie so lange weg war, weil sie quer über das gesamte Gelände laufen musste, um zur einzigen Toilette für Schwarze zu kommen, demontierte er an der nächstgelegenen Toilette das Schild „nur für Weiße“ und löste damit das Problem.

Was Frauen tun können:

Wichtig zu wissen: Stärkere Blutungen in der Prä-Menopause, der ersten Zeit der Wechseljahre, sind nichts Ungewöhnliches und daher kein Anlass zur Sorge. Dennoch sollte ein Check in der gynäkologischen Praxis auf dem Programm stehen, um Erkrankungen wie Myome auszuschließen. Auch können Frauenärztinnen z.B. bioidentisches Progesteron verschreiben und so für ein ausgeglicheneres Hormonverhältnis sorgen.

Nicht jede Frau braucht aber die Zufuhr von Hormonen. Viele ziehen es vor, zunächst andere Behandlungsmethoden zu versuchen. Ein gut erforschtes Mittel ist z.B. der Mönchspfeffer, der auch bei prämenstruellen Beschwerden eingesetzt wird. Allerdings braucht man ein wenig Geduld, denn die Wirkung baut sich erst nach ca. 3 bis 6 Monaten auf. Auch in die Teekiste kann man greifen: Hirtentäschelkraut oder Frauenmanteltee sollen starke Blutungen mindern können. Nicht zu vergessen: Wer stark blutet, sollte seine Eisenwerte untersuchen lassen. Die Müdigkeit, der Konzentrationsmangel – vielleicht gar keine Zeichen der Wechseljahre, sondern ein Hinweis auf einen Eisenmangel.

Was Unternehmen tun können:

Das Stirnband, das der Discounter einführte, fällt definitiv in den Bereich „Geht gar nicht“. Wir wollen weder wie die Aerobic-Legende Jane Fonda auf der Arbeit erscheinen, noch weithin leuchtend vor uns hertragen: „Ich blute gerade“. Dennoch brauchen Unternehmen und die Führungskräfte Informationen. Sonst wird der sechste Toilettengang am Vormittag leicht mit einem Stirnrunzeln quittiert und am Nachmittag kommt es dann zu blöden Sprüchen à la „Wie wäre es, wenn wir Ihren Schreibtisch gleich in die Toilette stellen?“. Hat eine Führungskraft das Gefühl, dass sich eine Frau vor der Arbeit drücken möchte und sich daher häufig auf die Toilette verzieht, sollte sie das offen ansprechen. Ansonsten können Führungskräfte davon ausgehen, dass niemand die Unternehmenstoiletten so anheimelnd findet, dass man sich dort länger als nötig aufhalten möchte und dass es daher gute Gründe für häufigere Besuche gibt. In einem vertrauensvollen Gespräch können Möglichkeiten besprochen werden, wie Frauen leichter durch die Zeit der chaotischen Zyklen kommen. Geschäftsreisen können z.B. jetzt zu einer großen Herausforderung werden. Helfen wir doch den Frauen, der Umwelt und auch jungen Eltern, die ihre Kinder abends ins Bett bringen wollen, und treffen uns im digitalen Raum. Homeoffice und flexible Arbeitszeiten können gerade Frauen mit starken Blutungen weitere Erleichterungen bringen. 

Und man kann auch bei der nächsten Materialbestellung ein paar Kreuze mehr machen. In vielen Restaurants ist es bereits selbstverständlich, ein kleines Sortiment an Hygieneartikeln auf den Toiletten bereitzuhalten. In amerikanischen Unternehmen hängen in den Toiletten häufig Tamponspender. In beiden Fällen steht das für Mitdenken, Aufmerksamkeit und Verständnis für die Kundinnen bzw. Mitarbeiterinnen und ist eine gute Investition.

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